WEC: Spa

Mit einem erneuten Ferrari-Sieg endete der dritte Lauf zur Langstrecken-WM in Spa. Mick Schumacher (Alpine) brillierte als Dritter in einem ereignisreichen Rennen, das vor fast 100.000 Zuschauern spannende Action mit sensationellen Manövern bot.
Eines dieser mitreißenden Manöver ereignete sich nach 2.20 Fahrtzeit: Beim Überrunden eines LMGT3-Mercedes nach dem berüchtigten Eau Rouge-Komplex duellierten sich im Kampf um Platz vier der Ferrari von Antonio Giovinazzi, der BMW von Robin Frijns und der Peugeot von Loic Duval.
Der Franzose stach auf Rang sechs aus dem Windschatten des BMW, um sich hinter den Ferrari zu setzen – nur um dann zwischen Ferrari und BMW hindurch die vierte Position zu erobern. Die Beobachter hielt es nicht mehr auf ihren Sitzen.
Das waghalsige Manöver auf der Kemel-Geraden erinnerte in etwa an das Spektakel aus der Formel-1-Saison 2001, als Michael Schumacher und Mika Häkkinen bei einem Überrundungsmanöver für ähnliche Furore sorgten: einer links, einer rechts. Nur das diesmal Duvals Peugeot durch die Mitte schoss.
Überhaupt Peugeot: Die Franzosen, die vor drei Jahren mit ihrem 9X8 wegen einem nachträglich geänderten technischen Reglement einen ausgesprochen schwierigen Start in die WEC hatten, zeigten in Spa ihr bislang konkurrenzfähigstes Rennen. Beide Wagen starteten in den Top Ten und konnten lange das Tempo hinter den übermächtigen Ferrari mitgehen.
Um so ernüchternder die Ausbeute: Nachwuchsmann Malthe Jakobson lag mit der Startnummer 94, die er sich mit Duval und Stoffel Vandoorne teilte, auf Rang fünf, als er nach einer Kollision mit dem BMW von Frijns mit Aufhängungsschaden aufgeben musste. Der zweite Peugeot mit der Nummer 93 mit Vergne/Jensen/di Resta profitierte dank einer anderen Tankstrategie von einer kurzfristigen Führung, doch vernichtete eine SafetyCar-Phase den vermeintlichen Strategie-Vorteil. „Das war ein Fehler unsererseits, aber so etwas kommt vor. Ab diesem Zeitpunkt hatten wir mit der 93 keine Chance mehr“, gab Peugeot-Technikdirektor Olivier Jansonnie unumwunden zu.
„Sehr schade“, bedauerte Paul di Resta das punktelose Ergebnis für die Löwen, „wir waren gut dabei, aber wir wurden Opfer einer Fehlkommunikation bei einer SafetyCar-Phase.“ Dennoch: Peugeot konnte sich signifikant steigern.
Auch der zweite französische Hersteller geigte in Spa groß auf: Alpine brachte sich mehrfach kurz in Führung. Und Mick Schumacher lieferte dabei im A424 mit der Nummer 36 eine Glanzleistung ab. Am Ende sorgte der Sohn von Michael Schumacher wie schon in Imola für einen sauberen Podestplatz für sich und seine Teamkollegen Jules Gounon und Fred Makowiecki.
Leicht hätte daraus statt einem dritten auch ein zweiter Platz werden können, wenn nicht sogar der Sieg: Schumacher durfte sich zurecht ärgern, kreuzte er doch nur eine knappe Sekunde hinter Ferrari-Mann Nielsen die Linie. Denn ein schleichender Reifenschaden rund anderthalb Stunden vor Rennende zwang Schumacher früher als geplant in Runde 111 von insgesamt 150 an die Box. Das Pech kostete Schumacher rund 23 Sekunden.
Die überlegenen Ferrari von Alessandro Pier Guidi (Runde 122) und Antonio Fuoco (Runde 123) konnten entscheidend später stoppen, was beiden einen strategischen Vorteil gab, da Schumacher in Runde 135 ein letztes Mal nachtanken musste. Das musste der siegreiche Ferrari rund zwölf Minuten vor Rennende zwar auch, aber es blieb nur bei einem sehr kurzen „Splash & Dash“, während Nielsen in der Nummer 50 mit großem Können Sprit sparte und sich Schumacher dennoch widersetzen konnte.
„Aber die Ferrari spielen nur mit der Konkurrenz“, formulierte Peugeot-Technikboss Jansonnie nach dem Rennen den Status Quo des Kräfteverhältnisses im Feld.
„Es war ein großartiges Rennen, das Spaß gemacht hat“, erklärte Pier Guidi. „Meine Stints flogen nur so vorbei, weil ich heute vor allem Alpine echt kämpfen musste. Ich musste alles geben. Zum Ende hin musste ich eine Runde nach der anderen im Qualifying-Stil hinlegen.“
Die Traditionsmarke zeigt sich fünf Wochen vor dem Saisonfinale selbstbewusst: „Für Le Mans“, unterstrich Sieger Pier Guidi, „sind wir bestens vorbereitet.“
Autor: Gregor Messer
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