Formel 1: Kolumne

Ein geniales Phantom namens Max Verstappen stört die Stimmung im Papaya-Paradies. Eine Kolumne von Formel-1-Experte Ralf Bach.
Eigentlich könnte es nicht besser laufen für die „Papayas“ von McLaren. Die Konstrukteurs-WM ist dem britischen Traditionsteam mit neuseeländischen Wurzeln schon nach zwei Dritteln der Formel-1-Saison nicht mehr zu nehmen, der Fahrertitel wird mit größter Wahrscheinlichkeit zwischen den beiden McLaren-Piloten ausgemacht: zwischen Lando Norris (25), der als McLaren-Zögling quasi zum Inventar gehört, und dem ein Jahr jüngeren Australier Oscar Piastri, der als Herausforderer des Briten gilt und mit seiner kaltschnäuzigen Art besonders in dieser Saison den als sehr sensibel eingestuften Norris an die Grenzen der mentalen Belastbarkeit treibt.
So schön, so gut. Wäre da nicht ein niederländisches Phantom, das die Stimmung im „Papaya-Paradies“ stört. Weltmeister Max Verstappen (27) fährt wie aus einer anderen Welt, als hätte sein bislang sichtbar unterlegener Red-Bull-Rennwagen einen Zaubertrank im Tank oder – wie es der Autor dieser Zeilen beschreibt: „Verstappen hat in seinem Gasfuß 100 PS mehr als alle anderen.“
Schon in Monza düpierte er die beiden McLaren-Lenker in ihren überlegenen Maschinen, im wegen starken Windes und leichten Regens extrem schwierigen Qualifying am Samstag in Baku schon wieder: Sechsmal wurde das entscheidende Training wegen Unfällen mit einer roten Flagge unterbrochen, unter anderem sorgten Ferrari-Star Charles Leclerc und eben auch der WM-Führende Piastri dafür. Am Ende hätte es der englische Fußball-Prophet Gary Lineker, dann auf die automobile Königsklasse abgewandelt, so formuliert: „Ein Qualifying dauert manchmal zwei Stunden, fast jeder Dritte kracht in die Mauer – und am Ende gewinnt Max Verstappen!“
In der Tat: Auch zwischen den engen, mittelalterlichen Stadtmauern in Baku führte der Niederländer die anderen vor. Erst im Qualifying und später auch im Rennen. Verstappen gewann natürlich souverän, während Piastri erneut crashte und Norris nur Siebter wurde.
Das bleibt bei den erfolgsgetriebenen McLaren-Bossen nicht ohne Wirkung. Der ehrgeizige Teamchef Andrea Stella etwa, ein Techniker, der bei Ferrari schon mit Mentalitätsmonstern wie Michael Schumacher gearbeitet hat, kritisierte in Baku auch seine Piloten. Zwischen den Zeilen zwar, aber nicht unbemerkt. Beide Fahrer hätten die Leistungsfähigkeit des Autos nicht ganz umgesetzt, formulierte es der Italiener sichtbar schmallippig.
Diese kritische Art in Sachen Mitarbeitermotivation und Führung hinterlässt Spuren bei den Fahrern. Norris – und jetzt auch Piastri – machen Fehler. Auch, weil Verstappen als Phantom im Hintergrund ihre Kreise stört und Schatten ins Papaya-Paradies wirft.
Sie wissen – und genau das ist das Problem –, dass auch ihre Chefs Verstappen für einen der besten Fahrer aller Zeiten halten. Ob er der Beste ist, sei dahingestellt. Er macht aber den gleichen Unterschied, den ein Juan Manuel Fangio zu seiner Zeit machen konnte; ein Ayrton Senna, ein Michael Schumacher. Alle konnten auch mit unterlegenem Auto gewinnen, wenn sich die Möglichkeit ergab. Wie Harry Kane verwandelten sie oder verwandeln eiskalt und gnadenlos den Elfmeter.
Wie Fangio, Schumacher und Senna – und mehr als Hamilton, Vettel oder alle anderen – ist Verstappen der einzige Unterschiedsfahrer seiner Zeit. Und das in einer Sportart, in der mehr als in jeder anderen der Erfolg des Einzelnen vom Material abhängt.
Da nutzt es Norris und Piastri auch nichts, dass McLaren-Geschäftsführer Zak Brown sie für die beste Fahrerpaarung hält. Das muss er sagen. Gleichzeitig lobt er Verstappen – und in den Medien flirtet er sogar mit ihm. Über Umwege, über Verstappens Vater Jos. In der Formel Opel Lotus trat US-Boy Brown einst gegen Jos Verstappen an.
„Jos hat so ziemlich alles gewonnen und hätte in der Formel 1 viel mehr erreichen können. Er hatte nie eine wirklich faire Chance“, schmiert Brown Verstappen Senior nicht ganz zufällig in der wichtigsten niederländischen Zeitung Honig um den Mund. Irgendwann hätte er den Sohn von Max gerne als Fahrer im neuen Langstreckenprogramm der Papayas.
Das Problem: Zak Brown könnte sich Verstappen auch in seinem Formel-1-Team vorstellen. Er darf es öffentlich aber nicht sagen. Gut vernetzte F1-Insider aber wissen: Ende 2024 hat er deshalb schon mal bei seinem alten Opel-Lotus-Kumpel Jos angefragt. Das wissen auch Oscar Piastri und Lando Norris – und es stärkt sicher nicht ihr Selbstbewusstsein.
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1. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing
2. George Russell (GB), Mercedes, +14,609 sek
3. Carlos Sainz (E), Williams, +19,199
4. Kimi Antonelli (I), Mercedes, +21,760
5. Liam Lawson (NZ), Racing Bulls, +33,290
6. Yuki Tsunoda (J), Red Bull Racing, +33,808
7. Lando Norris (GB), McLaren, +34,227
8. Lewis Hamilton (GB), Ferrari, +36,310
9. Charles Leclerc (MC), Ferrari, +36,774
10. Isack Hadjar (F), Racing Bulls, +38,982
Fahrer
1. Piastri 324 Punkte
2. Norris 299
3. Verstappen 255
4. Russell 212
5. Leclerc 165
6. Hamilton 121
7. Antonelli 78
8. Albon 70
9. Hadjar 39
10. Hülkenberg 37