DTM: Hockenheim

Eine Titelentscheidung in der letzten Rennrunde kann nicht nur die Formel 1. Ayhancan Güven setzte in der Sachskurve zum entscheidenden Überholmanöver an, um sich wenige Sekunden später den DTM-Meistertitel zu schnappen. Marco Wittmann, der eine Kurve zuvor noch an Güven vorbeizog, blieb nur der zweite Platz. Das Manöver des Porsche-Stars sorgt auch einen Tag nach dem großen Hockenheim-Finale für Diskussionen. Ein Titelskandal?
Mit Ach und Krach bremste sich der Porsche-Pilot innen am zweimaligen DTM-Champion vorbei. Wittmann blieb auf der Außenbahn nichts anderes übrig, als zurückzustecken, ohne ins Kiesbett gedrückt zu werden. Nicht der einzige Aufreger im Rennen mit Güvens Beteiligung: Weit raustragen ließ er sich bereits in der Haarnadel der ersten Runde im Duell gegen Wittmanns Teamkollegen René Rast.
Der Mindener, der sein vorerst letztes DTM-Rennen fuhr, endete im Haarnadel-Chaos und schied aus. Schon am Vortag ist er mit dem Mann im knallgrünen 911 GT3 R aneinandergeraten, da sogar mit Kontakt. Güven verschätzte sich und schob Rast von der Strecke.
In Bezug auf das Überholmanöver in der letzten Runde konnte die Rennleitung gar nicht so schnell reagieren, ehe er im Teamfunk lautstark als DTM-Champion gefeiert wurde und die Siegertränen kullerten. Die offizielle Erklärung hinterher: Bei Wittmann wurde ein „Moving under Braking“ festgestellt, was sich mildernd auf den Rempler des Türken ausgewirkt hatte.
Doch berechtigt das marginale Zucken des Vordermanns nach links ein so spätes Bremsmanöver, das im Falle eines sturen Wittmanns wohl mindestens der BMW-Fahrer neben der Strecke gelandet wäre?
Immerhin blieb Güven in jeder Sekunde der Aktion mit mindestens einem Rad auf der Strecke, somit war es trotz des Rasenritts ein Vorbeiziehen auf der Strecke.
Doch im Netz geht längst nicht jeder so konform mit der Aktion. Unsere User sind zwiegespalten. Rund 56 Prozent aus unserer laufenden Umfrage hätten Güven eine Strafe verpasst, die anderen 44 Prozent klickten auf den Antwort-Button „Das war noch im Rahmen.“
Ein User schreibt: „Es wäre ohne Wittmanns Moving under Braking gar nicht dazu gekommen, dass Güven über die Wiese muss. Wenn man sich die Wiederholung ansieht, ist das eigentlich ziemlich offensichtlich. Meiner Ansicht nach sehr hart, aber Wittmanns ‚Verteidigungstaktik‘ hat’s für beide unnötig brenzlig gemacht. Unter den Umständen richtig, dass da nicht eingegriffen wurde.“
In einem anderen Kommentar wird Güvens Manöver ebenfalls verteidigt: „Sowas will man doch sehen! Wer im Kampf um den Titel da nicht die Tür zumacht, ist selbst dran schuld. Jeder Fahrer würde da die letzte Chance nutzen, um noch Meister zu werden. Go Hard or go Home!“
Allerdings gibt es auch andere Stimmen: „Das war definitiv kein Manöver, das man so stehen lassen kann und soll! Damit macht man jetzt extrem Raum für zukünftige Diskussionen. Da würde ich als Team immer argumentieren und das als Exempel bringen!“
Eine Untersuchung blieb am Ende jedoch aus, und Güven konnte sich in seinem vierten DTM-Jahr das erste Mal zum Meister krönen.
Meine ersten Gedanken während der Szene vorm TV: Dem Güven brennen mit dem Titel vor Augen die Sicherungen durch und sie stranden beide im Kiesbett. Dadurch, dass Wittmann wie zuvor Rast zurückgesteckt hat, blieb der große Kontakt aus und Güven zog auf der Innenseite vorbei.
Ohne dass der BMW-Star am Ende physisch tatsächlich von der Strecke gedrückt worden ist, gab es de facto keinen regelwidrigen Vorfall. So ist nun mal der Motorsport. Eine Regel gegen rücksichtloses Reinhalten und hoffen, salopp gesagt „Rennspielmanöver“, gibt es (noch) nicht.
Und da Wittmann zumindest im geringen Maße nach links zuckte, kann tatsächlich von einem „Moving under Braking“ gesprochen werden. Aus der Onboard Güvens wird außerdem deutlich, dass er zu keinem Zeitpunkt mit allen vier Reifen neben der Strecke war.
Hätte es Wittmann auf der Außenbahn tatsächlich darauf ankommen und sich von der Strecke schieben lassen, würde der DTM-Champion 2025 wohl nun Lucas Auer heißen. Doch mit der guten alten Brechstange haben sich schon ganz große Namen in der Rennsportwelt entscheidende Meisterschaftspunkte gesichert. Dafür braucht es in den Zweikämpfen jedoch die richtigen Gegenspieler.
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