Formel 1: Ferrari

Ferrari steckt tief in der Krise. Nach dem Singapur-Debakel versucht Chef John Elkann, mit großen Worten die Wogen zu glätten. Doch intern knirscht es.
Waren das noch Zeiten: Vor fast genau 25 Jahren gewann Michael Schumacher in Suzuka seinen ersten von fünf WM-Titeln mit Ferrari. Allein: Nach seinem Abschied Ende 2006 ging es stetig abwärts mit dem Stolz Italiens. Seit Kimi Räikkönens Titelgewinn 2007 hat Ferrari keinen Fahrer-WM-Titel mehr geholt, seit 2008 wurde keine Konstrukteurs-Weltmeisterschaft mehr gewonnen.
Champions wie Fernando Alonso oder Sebastian Vettel scheiterten mit Ferrari, und der von Mercedes geholte Superstar Lewis Hamilton fährt gerade mit der roten Diva in eine Einbahnstraße, die für den Briten zur Sackgasse zu werden droht.
Letzter negativer Höhepunkt: Beim Großen Preis von Singapur vergangene Woche blieb die Scuderia erneut hinter den eigenen Erwartungen zurück. Ein desillusionierter Charles Leclerc wurde nur Sechster, ein frustrierter Hamilton kam nach Bremsproblemen und Zeitstrafe gar nur als Achter ins Ziel. In der Presse loderten danach die Gerüchtefeuer.
Über die Entlassung von Teamchef Fred Vasseur wurde genauso spekuliert wie darüber, dass der monegassische „Kronprinz“ Leclerc plötzlich darüber nachdenkt, Ferrari zu verlassen. Zuletzt ergriff Ferrari- und Fiat-Chef John Elkann das Wort. Doch statt zu beruhigen, flüchtete er sich in kryptische Fantasien. Bei den Capital Markets Days in Maranello schwelgte der Enkel des großen Fiat-Patriarchen Gianni Agnelli lieber pathetisch: „Unsere Mitarbeiter sind der größte Garant für zukünftige Erfolge.“
Allein: Konstruktives war nichts zu hören. Auch keine Unterstützung speziell für Vasseur. Stattdessen pochte Elkann auf Gefühle: „Ich möchte klarstellen, dass dies eine persönliche Angelegenheit ist. Mein Engagement gilt Ferrari mit ganzer Leidenschaft – als Präsident, als Mehrheitsaktionär und als jemand, der Ferrari sein Leben lang geliebt hat.“
Er sprach von der „Einzigartigkeit von Ferrari“, von Mitarbeitern, deren „Talent und Engagement die größte Garantie für die Zukunft“ seien, und von den „Ferraristi“, die dem Team ihre Träume anvertrauen. Gleichzeitig erinnerte er an die jüngsten Erfolge im Langstreckensport: „Wir sind stolz, dass wir nach drei Siegen in Folge die Le-Mans-Trophäe wieder nach Hause gebracht haben.“ Er verlor kein Wort über ein Krisentreffen mit Ferrari-CEO Benedetto Vigna, das zuvor in der Fabrik in Maranello stattgefunden haben soll, weil es zwischen den Abteilungen knirscht und es auch für das völlig neue 2026er-Reglement bislang keine klare Linie gibt.
Die Wahrheit ist: In der Formel 1 sieht es düster aus. Sechs Grands Prix und drei Sprintrennen vor Schluss liegt Ferrari 352 Punkte hinter Weltmeister McLaren, der sich bereits vorzeitig den Konstrukteurstitel gesichert hat. Charles Leclerc und Lewis Hamilton liegen in der Fahrerwertung weit abgeschlagen – 163 bzw. 211 Punkte hinter dem WM-Führenden, McLaren-Pilot Oscar Piastri. Ferrari ist dabei das einzige der vier Topteams neben McLaren, Mercedes und Red Bull, das noch kein Rennen gewonnen hat. Der Erfolg von Lewis Hamilton beim Sprint in China zählt dabei nicht als GP-Sieg.
Schlimm ist: Charles Leclerc spricht inzwischen offen aus, was viele denken: „Wir sind aktuell das viertbeste Team hinter McLaren, Mercedes und Red Bull.“
Die sportliche Krise bleibt nicht ohne Folgen: Laut Informationen aus Italien soll Leclercs Management bereits Gespräche mit Aston Martin über einen möglichen Wechsel 2027 geführt haben. Auch ein spektakulärer Sitztausch mit McLaren-Pilot Oscar Piastri soll nicht ausgeschlossen sein – sollte Mercedes keine Option bieten. Nach Informationen von F1-Insider hat der Sohn von Ex-FIA-Präsident Jean Todt sogar bei Red Bull angeklopft.
Fest steht: Ferrari steckt in der Sackgasse – sportlich, strukturell, emotional. Während McLaren, Mercedes und Red Bull um Siege kämpfen, bleibt der Mythos aus Maranello nur Zuschauer.
Elkann versucht, mit Pathos die Reihen zu schließen. Doch Worte allein werden die Scuderia nicht retten. In Maranello muss mehr passieren, wenn Ferrari 2026 wieder ein ernstzunehmender Titelkandidat sein will.
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