Formel 1: McLaren

Der GP der USA in Austin wird immer mehr zum Problemfall für McLaren. Was ist los im Team der WM-Leader?
Das Kräfteverhältnis in der Formel 1 hat sich in Texas endgültig verschoben. Während Max Verstappen im Red Bull eine fehlerfreie Pole-Runde hinlegt, quält sich Lando Norris auf Platz zwei.
Ratlosigkeit macht sich breit bei McLaren – und sie ist den Gesichtern von Fahrern und Teamchefs deutlich anzusehen. Noch klarer aber zeigt sie sich auf der Zeitenliste. Am Freitag waren die Papaya-Renner noch in Reichweite zur Spitze: Nur eine Zehntelsekunde fehlte auf Verstappens Bestzeit. Doch am Samstag sah die orangene Welt des Traditionsrennstalls ganz anders aus – und zwar deutlich schlechter.
Drei Zehntelsekunden fehlten Lando Norris im Qualifying auf Pole-Mann Max Verstappen – und das, obwohl der Red-Bull-Star im finalen Segment gar keine zweite Runde mehr fahren konnte. Norris klagt: „Es war heute einfach ein größerer Kampf. Ich weiß nicht, ob sich alle verbessert haben oder der Wind uns geschadet hat. Aber jede Runde war ein Krampf.“
Doch damit nicht genug. Selbst der Brite räumt ein: Das Endergebnis sieht besser aus, als es ist. „Wenn Max seine letzte Runde gefahren wäre, wäre er wohl nochmal deutlich schneller gewesen. Das macht mir ehrlich gesagt nicht viel Hoffnung.“
Krisenstimmung bei McLaren! Mitschuld ist ausgerechnet das schmerzhafte Doppel-Aus im Sprint: „Ein Millimeter in der Fahrwerkshöhe bedeutet bei diesen Autos auf dieser Strecke mit ihren vielen Bodenwellen mehrere Millisekunden. Nach dem Crash fehlten uns genau diese Daten“, verrät Teamchef Andrea Stella das McLaren-Dilemma. Erst keine Punkte, dann kein Speed.
Und eine Erkenntnis, die dem Italiener nur schwer über die Lippen kommt: „Das kann ein paar Zehntel erklären, aber nicht alles. Wir müssen akzeptieren, dass Red Bull aktuell wieder das schnellste Auto hat.“
Im Visier hat McLaren dabei das Unterboden-Update aus Monza. Damit soll Red Bull den entscheidenden Schritt gemacht haben. Stella: „Man hört von den Fahrern, dass sie sich im Auto wohler fühlen – offenbar haben sie aerodynamisch etwas gefunden.“ Dann der Satz, der Piastri und Norris zu denken geben sollte: „Wir müssen uns darauf einstellen, dass Max und Red Bull womöglich bei jedem der verbleibenden Rennen das Maß der Dinge sind.“
Noch schlechter als Norris scheint damit derzeit der WM-Führende umzugehen. Oscar Piastri landete im Qualifying mit fast sechs Zehntelsekunden Rückstand nur auf Platz sechs. „Das Auto war ein bisschen unberechenbar. Ich habe mich zu keinem Zeitpunkt richtig wohl gefühlt. Das war das größte Problem“, erklärt der Australier. Dass auch McLaren-intern die Alarmglocken schrillen, zeigt Stellas Reaktion auf diese Aussage.
„Er hat sich nicht über das Auto als solches beschwert“, fühlt sich der Teamchef genötigt, eine weitere Erklärung zu liefern – und kritisiert damit indirekt sein wichtigstes Zugpferd im WM-Kampf: „Es hat bei ihm einfach etwas länger gedauert, bis er seinen Rhythmus gefunden hat.“
Bei Red Bull nimmt man die allgemeine Verunsicherung schmunzelnd zur Kenntnis und zieht seine eigenen Schlüsse. „Piastri scheint gerade verunsichert zu sein mit der Situation“, interpretiert Chefberater Helmut Marko. Auch Sky-Experte Timo Glock glaubt nicht an Zufälle: „Entweder fühlt er sich nicht wohl, hat nicht das richtige Gefühl für das Auto beziehungsweise die Reifen. Oder es ist eben zu viel Kopfkino, was momentan da abgeht.“
Klar ist: Während Verstappen locker in den nächsten T-Rex-Modus schaltet, steckt McLaren plötzlich in der ersten echten Krise seit Monaten – und das ausgerechnet dann, wenn die WM auf der Kippe steht.
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