Silberpfeil-Doppelsieg beim F1-Auftakt in Melbourne. Doch nicht Lewis Hamilton sondern Valtteri Bottas dominiert das Rennen. Ferrari verpasst Podium.
Die Kampfansage während der Wintertests hat Mercedes-Pilot Valtteri Bottas ernst gemeint. Er will 2019 nicht mehr so nett sein und voll auf Attacke fahren, sagte er da zu ABM und F1 Insider. Den Anfang hat der Finne beim Saisonstart in Australien gemacht. Nach einem Jahr ohne Sieg gewinnt Bottas in Melbourne und holt sich auch den Punkt für die schnellste Rennrunde.
Bottas kann es kaum glauben: „Ich weiß gar nicht, was da gerade passiert ist, das war definitiv das beste Rennen, das ich je gefahren bin.“ Mercedes-Sportchef Toto Wolff zu RTL: „Valtteri ist aus dem Winter bärenstark zurückgekommen. Wir kennen ihn als Jungen, der in Nachwuchskategorien dominiert hat, diesen Valtteri haben wir heute gesehen.“
Weltmeister Lewis Hamilton wird mit satten 20 Sekunden Rückstand Zweiter vor Max Verstappen (Red Bull). „Ich habe eine Ahnung, wo ich die Pace verloren habe“, erklärt Hamilton. „Das bespreche ich aber mit meinen Ingenieuren.“
Schlappe für Sebastian Vettel. Der Heppenheimer bringt seinen Ferrari auf Rang vier über die Ziellinie – knapp vor seinem neuen Teamkollegen Charles Leclerc. Der Monegasse darf Vettel am Ende nicht angreifen, obwohl er schneller ist. Vettels Auftakt-Bilanz: „Problem hatten wir keins, wir waren einfach nicht schnell genug.“
Die Grundlage für seinen Sieg legt Bottas am Start. Da kassiert er seinen Teamkollegen und Polemann Hamilton, der mit durchdrehenden Hinterreifen kämpft. Verstappen attackiert dahinter Vettel, doch der Deutsche schließt die Tür. Teamkollege Leclerc setzt sich in Kurve eins ebenfalls neben Vettel und Verstappen, zieht aber zurück, um einen Unfall zu verhindern.
Weiter hinten holpert Lokalmatador Daniel Ricciardo über die Wiese und muss sich einen neuen Frontflügel abholen. Später fällt der Australier bei seinem Renault-Debüt ganz aus.
In Runde 15, Bottas hat schon sieben Sekunden Vorsprung auf Vettel und vier auf Hamilton, kommt der Ferrari-Star an die Box. Hamilton reagiert eine Runde später und bleibt vor dem Deutschen. Aber der Vorsprung schrumpft auf 1,8 Sekunden. Leclerc hat nach einem Ausritt in die Wiese schon 20 Sekunden Rückstand.
Der aktuelle WM-Stand: Alle Punkte in der Übersicht
Anschließend motzt Hamilton: „Warum haben wir so früh gestoppt?“ Antwort: „Um Vettel zu covern.“ Wolff verrät später: „Warum Ferrari Vettel so früh gepittet haben, wissen wir nicht. Lewis war dann besorgt, dass er es nicht bis zu Ende schafft und hat den Reifenübergemanagt.“
Bottas setzt sich an der Spitze indes weiter ab, kommt erst in Runde 23 zum Reifenwechsel und bleibt sogar vor Leclerc, der noch nicht gestoppt hat.
Max Verstappen biegt in Runde 26 in die Boxengasse, kommt nur knapp hinter Vettel zurück auf die Piste. Fünf Runden braucht er, dann kassiert er den Deutschen, der sichtlich mit seinen Reifen kämpft. Vettel ist jetzt nur noch Vierter vor seinem Teamkollegen Leclerc. Der war erst in Runde 29 zum Reifenwechsel, fährt als einziger Spitzenpilot auf hart statt medium.
Vettel fragt über Funk: „Warum sind wir so langsam?“ Offenbar verliert der Heppenheimer Leistung, fährt eine Sekunde langsamer als Teamkollege Leclerc. „Ich hatte im letzten Drittel keinen Speed mehr in den Reifen“, erzählt Vettel später. Leclerc ist in Runde 52 dran, darf aber nicht vorbei. Stallorder bei Ferrari!
Verstappen jagt jetzt Hamilton, kommt aber nicht mehr am Silberpfeil vorbei – auch, weil er in Kurve eins einmal durch die Wiese rumpelt. Am Ende liefert sich Verstappen ein Fernduell mit Bottas um den neuen Punkt für die schnellste Rennrunde, verliert aber gegen den Rennsieger, der noch mal eine weitere Sekunde aus seinem Silberpfeil quetscht. Übrigens gegen den Willen von Teamchef Wolff: „Ich habe ihnen heute im Strategiemeeting verboten die schnellste Rennrunde zu jagen. Ich wollte keinen Sieg dafür aufs Spiel setzen. Aber sie haben nicht auf mich gehört.“
Kurios: Romain Grosjean muss seinen Haas-Ferrari abstellen, weil offenbar wie im Vorjahr vorne links das Rad nicht richtig befestigt worden ist.
Schade: Robert Kubica wird in seinem Comebackrennen im Williams Letzter.
Provisorische Aufstellung
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