Exklusivinterview nach Sebastian Vettels erstem Sieg in Malaysia. Ferrari-Teamchef Maurizio Arrivabene spricht über den deutschen Superstar, seine Führungsphilosphie und Ferraris WM-Chancen.
Herr Arrivabene, Sebastian Vettel hat in Malaysia gleich in seinem zweiten Grand Prix für Ferrari sein erstes Rennen gewonnen. Was war der Schlüssel zum Sieg?
Die Disziplin meiner Jungs war außergewöhnlich. Seb hat dazu einfach einen unglaublichen Job gemacht. Jeder hat wie ein Schweizer Uhrwerk gearbeitet – oder besser gesagt wie eine perfekte italienische Uhr.
Das Wort Disziplin steht für ihre neue Führungsphilosophie bei Ferrari wie kein anderes. Sebastian Vettel hatte auch deshalb Nico Rosbergs Einladung ins Mercedes-Meeting ausgeschlagen.
Genau. Das war einfach nur kindisch. Außerdem: Sebastian muss erst einmal seine Pflichten bei Ferrari erfüllen. Genau das ist in meinen Augen Disziplin. Und die ist wichtig um das Team wieder an die Spitze zu bringen.
Sie scheinen ein strenger Chef zu sein…
Nein, aber manchmal muss man mit Fahrern umgehen wie ein Lehrer mit seinen Schülern. „Du hast ein Meeting? Gut! Ich will nicht bestimmen, was Du in deiner Freizeit machst. Aber zuerst hast Du deine Pflicht zu erfüllen.“
Sie sind jetzt knapp vier Monate Teamchef beim berühmtesten Rennstall der Welt. Wie sieht Ihr Fazit aus?
Wir sind ja gerade in die neue Fabrik in Maranello gezogen. So richtig verstanden, wie besonders das ist, was ich da mache, habe ich aber bei einem Besuch von Pierro Ferrari in meinem alten Büro. Der Sohn von Firmengründer Enzo fragte mich: ,Weißt, Du warum wir alles neu gebaut haben, aber den alten Parkettboden gelassen haben?´ Er deutete auf die Kratzer auf dem Fußboden. ,Die stammen noch von meinem Vater. Da wurde mir erst bewusst, welcher Druck jetzt auf meinen Schultern lastet.“
Als Sie zu Ferrari kamen, war der Deal mit Sebastian Vettel schon gemacht. Sie mussten ihn praktisch als „Altlast“ mit übernehmen.
Das ist ganz richtig. Ich war in meiner früheren Position bei Philipp Morris aber über alles informiert. Schon mein Vor-Vorgänger Stefano Domenicali war an Vettel interessiert und hat Gespräche mit ihm geführt. Im Sommer 2014 dann sein Nachfolger Marco Mattiacci. Was interessant war: Sebastian war sich wohl nicht sicher, ob Mattiacci es ernst meinte. Denn es gehört ja auch zu unserem Geschäft, dass man mit anderen Piloten redet, um den Preis der eigenen zu drücken. Unter anderem Michael Schumachers Managerin Sabine Kehm hat ihm nach einem Gespräch mit mir diese Unsicherheit genommen. Dann ging alles ganz schnell. Fest steht: Sergio Marchionne hat Vettel immer gewollt und er hat die endgültige Entscheidung getroffen. Ich war allerdings sehr glücklich darüber.
Nicht nur Sie…
Genau. Als ich Sebastian das erste Mal in Maranello getroffen habe, hat er gestrahlt wie ein kleines Kind im Spielzeugladen. Er hat mir erzählt, dass er schon immer Ferrari-Fan war und das nun endlich auch öffentlich ausleben darf. So ein Enthusiasmus und eine Begeisterung treiben auch das Team an.
Früher musste Ferrari immer Hauptsponsor Marlboro um Erlaubnis fragen, wenn sie Fahrer engagieren wollten: War das auch diesmal so?
Das war früher in der Tat so, aber schon seit längerer Zeit nicht mehr der Fall. Diesmal wurden wir nur informiert.
Was hat Sie an Vettel bisher am meisten überrascht?
Dass er so nett und auf eine angenehme Art auf dem Boden geblieben ist. Außerdem seine Art Humor. Er ist absolut authentisch und ein echt lustiger Typ. Das sieht man in unserem Geschäft nicht sehr oft.
Sie sagten auch schon, dass er Sie an Michael Schumacher erinnert…
…ja, obwohl es nicht fair ist die beiden zu vergleichen. Sie sind beide vom Charakter her verschiedene Persönlichkeiten. Aber die Art, wie Sebastian an die Arbeit herangeht, wie er sich in jedes Detail vertiefen kann, wie er sich konzentrieren kann, wie er alle motiviert, wie er konstruktiv kritisiert, das erinnert mich in der Tat an Michael. Beide verbindet dieselbe kulturelle Herkunft und die deutsche Ordnung, die sie mit zu Ferrari gebracht haben. Als ich diese Gemeinsamkeit das erste Mal bemerkte, wurde ich sehr emotional und musste mich erst einmal wegdrehen. Immerhin kenne ich auch Michael aus seiner Zeit bei Ferrari sehr gut.
Verstehen Sie jetzt, warum Vettel vier WM-Titel in Folge gewinnen konnte? Immerhin hieß es oft, dass nur der starke Red Bull ihm das ermöglicht habe.
Das Gleiche hätte man doch von Michael Schumacher und allen anderen Weltmeistern auch sagen können. Der Erfolg ist immer eine Mischung aus sehr gutem Fahrer und sehr gutem Auto. Ich erinnere mich, welch große Motivation Michael 1996 bei seinem ersten Sieg für Ferrari ins Team brachte. Außerdem: Es gibt immer zwei beste Autos in einem Team. Deshalb muss man bei Michaels Leistungen genauso wie bei denen von Sebastian immer berücksichtigen, wie der jeweilige Teamkollege im Vergleich aussah. Denn, machen wir uns nichts vor: Der größte Rivale eines jeden Rennfahrers sitzt im eigenen Haus. Ich habe also größten Respekt für Sebastians bisherige Leistungen.
Nach dem Sieg in Malaysia die schwierigste Frage: Schaffen Sie es in dieser Saison noch, Mercedes einzuholen?
Ich hoffe es! (lacht) Wir müssen realistisch bleiben: Vor Saisonbeginn habe ich von zwei Siegen gesprochen, jetzt haben wir ein Rennen gewonnen. Es kann ein Vorteil sein aber auch ein Nachteil, wenn der Sieg zu früh kommt. Mercedes ist superstark und das wird auch so bleiben. Was mich aber optimistisch stimmt, ist die Aufbruchstimmung in unserem Team. Und der große Schritt, den wir vom letzten auf dieses Jahr gemacht haben. Wir müssen jetzt genauso weiterarbeiten, müssen ruhig unser Programm durchziehen und dürfen nicht abheben. Wichtig ist, dass wir mit beiden Füßen auf dem Boden bleiben und alle an einem Strang ziehen.
Und wann wird Sebastian Vettel das fünfte Mal Weltmeister?
So schnell wie möglich…
GOOGLE TRANSLATOR (no more, no less)
Mr. Arrivabene, Sebastian Vettel won in Malaysia his first race. What was the key to victory?
The discipline of my boys was exceptional. Seb has just done an incredible job of it. Everyone has worked as a Swiss watch – or rather like a perfect Italian clock.
The word discipline is the new management philosophy at Ferrari. That’s why Sebastian Vettel had also said no to Nico Rosberg’s invitation into the Mercedes meeting in Sepang…
Exactly. That was just childish. In addition, Sebastian must first fulfill his duties at Ferrari. This is precisely the discipline in my eyes. And that is important to bring the team back on top.
You seem to be a strict boss…
No, but sometimes you have to deal with drivers like a teacher with his students. „You have a meeting? Good! I do not determine what you do in your spare time. But first you have to do your duty. “
You are now for four months the team principal of at the most famous racing team in the world. What is your conclusion?
We’ve just moved to the new factory in Maranello. But really understood how special this is what I was doing, I have during a visit by Pierro Ferrari in my old office. The son of company founder Enzo asked me: ‚You know, you know why we built everything new, but have left the old parquet floor‘ He pointed to the scratches on the floor?. They date back from my father. Then I became aware that pressure now rests on my shoulders. “
When you came to Ferrari, the deal with Sebastian Vettel was already made. Was that a problem for you?
This is quite true. But I was informed about everything in my previous position with Philip Morris. Even my pre-predecessor Stefano Domenicali was interested in Vettel and held talks with him. In the summer of 2014 then his successor Marco Mattiacci. What was interesting: Sebastian was probably not sure if Mattiacci was serious. Because it is also part of our business that you talk to other pilots to push the price of your own. Among other things, Michael Schumacher’s manager Sabine Kehm has taken from him after a conversation with me this uncertainty. Then everything happened very quickly. One thing is certain: Sergio Marchionne always wanted Vettel and he made the final decision. But I was very happy about it.
Not only you …
Exactly. When I met Sebastian the first time in Maranello, he blasted like a little kid in a toy store. He told me that he was a Ferrari fan has always been and now is finally allowed to live it in public. Such an enthusiasm also drives the team forward.
Previously Ferrari always had to ask the main sponsor Marlboro for permission if they wanted to hire drivers: Was that also this time so?
That used to be, in fact, but for a long time it is no longer the case. This time we were only informed.
What has been most surprising about Vettel?
That he has remained so nice and in a pleasant way on the floor. Moreover, his sense of humor. He is absolutely authentic and a real funny guy. You can’t see it very often in F1.
You also said already that he reminds you of Michael Schumacher…
… Yes, although it is not fair to compare the two. They are both different in character personalities. But the way Sebastian’s approach to the work as he can delve into every detail, how he can concentrate, how he motivates everyone, how he criticized constructively, that reminds me, in fact, of Michael. Both share the same cultural background and the German order which they have brought to Ferrari. When I noticed this community for the first time, I was very emotional and had to turn away. I know Michael from his time at Ferrari very good.
Do you understand now why Sebastian could win four world titles in a row? After all, it was often said that only the strong Red Bull had enabled him to do so.
The same could have been said of Michael Schumacher and all other world champions as well. Success is always a mixture of very good driver and a very good car. I remember when brought into the team during his first win for Ferrari what a great motivation Michael 1996. In addition, there are always two best cars in a team. Therefore, one must always take into account how each team mate looked in comparison. Because, make no mistake about it: The biggest rival of every racing driver sitting in his own house. So I have the greatest respect for Sebastian’s past performance.
After the victory in Malaysia the hardest question: Can you manage it this season, catch Mercedes?
I hope so! (Laughs) We have to be realistic: I have spoken of two victories at the beginning of the season, now we have won a race. It can be an advantage but also a disadvantage, if victory comes too soon. Mercedes is super strong and will continue to do so. But what makes me optimistic is the spirit of optimism in our team. And the big step that we have taken from the last this year. We must now continue to work just quietly must go through our program and may not stand out. It is important that we keep our feet on the ground and all pull together.
And when will Sebastian Vettel win his fifth world championship?
As soon as possible… (smiles).