Mit dem Wechsel von Sebastian Vettel zu Aston Martin schließt sich ein Kreis. Hier waren seit Michael Schumacher fast alle Deutschen schon mal angestellt.
Wird das erste Formel-1-Team von Michael Schumacher womöglich das letzte für Sebastian Vettel? Vettel jedenfalls ist jetzt bei der Mannschaft in Silverstone im „Team der Deutschen“.
Gewiss: In den letzten 30 Jahren hat sich der Rennstall weiterentwickelt. Besitzer ist nicht mehr der Partykönig Eddie Jordan, sondern der reiche Geschäftsmann Lawrence Stroll. Die Mannschaft ist kein Privatteam mehr, sondern ab 2021 Werksteam von Aston Martin. Es ist keine Bastelbude mehr mit weniger als 100 Leuten, sondern eine große Fabrik mit mehreren hundert Mitarbeitern.
Doch auch wenn das Team sich in den letzten 30 Jahren gewandelt hat und vier Besitzer- sowie fünf Namenswechsel erlebt hat, so ist es im Kern noch immer dasselbe. Die Basis von Aston Martin ist noch immer die, die Eddie Jordan mit dem Einstieg in die Formel 1 im Jahr 1991 gelegt hat. Sogar die Farbe des Autos kehrt zurück zu alten Wurzeln: Schumis Debüt erfolgte im grünen Jordan-Ford, Vettel fährt 2021 einen grünen Aston Martin-Mercedes.
Seit Michael Schumacher 1991 beim Belgien-GP sein Formel-1-Debüt gegeben hat, sind elf deutsche Fahrer in die Formel 1 gekommen. Nur drei davon waren niemals für das Team in Silverstone unterwegs: Nico Rosberg, André Lotterer sowie Pascal Wehrlein.
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Sebastian Vettel wird 2021 also der neunte deutsche Formel-1-Pilot im Team. So haben sich seine acht Vorgänger bisher geschlagen:
Bilanz: 1 WM-Rennen, 0 Punkte
Die Geschichte von Schumis Formel-1-Debüt kennt wohl fast jeder deutsche Formel-1-Fan: Bertrand Gachot musste wegen eines Pfefferspray-Zwischenfalls mit einem Londoner Taxifahrer ins Gefängnis, also war Jordan auf der Suche nach einem neuen Fahrer. Das Team von Eddie Jordan war 1991 neu in der Formel 1, war aber von Anfang an im vorderen Mittelfeld dabei. Entsprechend begehrt war das Cockpit. Ersatzfahrer standen Schlange. Unter den mehr als 20 Bewerbern war neben Stars wie der ehemalige Weltmeister Keke Rosberg eben auch Michael Schumacher. Mit einer Notlüge (er kannte die Strecke in Spa nicht) und finanzieller Mitgift bekam er einen Probetest und überzeugte dort von Anfang an.
Beim Debüt in Belgien qualifizierte Schumacher seinen Jordan-Ford auf Anhieb für Startplatz sieben, war dabei sieben Zehntelsekunden schneller als Teamkollege Andrea de Cesaris, der immerhin seinen 160. Grand Prix bestritt. Nach nur wenigen hundert Meter endete allerdings Schumis Debüt vorzeitig: Kupplungsdefekt. Obschon er einen Vertrag für die restliche Saison hatte, wechselte er schon für das nächste Rennen in Belgien zu Benetton.
Bilanz: 33 WM-Rennen, drei Podestplätze, 27 Punkte
Nach dem vorzeitigen Abgang von Michael Schumacher war Eddie Jordan kein großer Schumi-Fan mehr. Aber gleichzeitig wollte Jordan einen großen Namen verpflichten. Ex-Weltmeister Nigel Mansell hat den Jordan-Peugeot ausführlich getestet, aber sich gegen ein Comeback entschieden. Also holte Jordan einfach den jungen Schumi-Bruder Ralf Schumacher.
Die Partnerschaft war durchaus erfolgreich: Schon beim dritten GP kletterte Ralf Schumacher als Dritter aufs Podest. Am Ende der zwei Jahre stand er drei Mal auf dem Podest, hatte sogar Siegchancen beim Belgien-GP 1998, durfte aber aus Sicherheitsgründen seinen Teamkollegen Damon Hill nicht mehr attackieren.
Der Vertrag wurde vorzeitig aufgelöst als Ralf Schumacher die Chance bekam, 1999 zu Williams zu wechseln. „Dafür hat Michael mir sogar zwei Millionen Dollar gezahlt, damit er den Vertrag zerreißen konnte“, erinnert sich Eddie Jordan. „Für mich war das eine späte Entschuldigung für 1991.“
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Bilanz: 43 WM-Rennen, zwei Siege, 8 Podestplätze, 61 Punkte
Frentzen ist bis heute der erfolgreichste Formel-1-Fahrer des Teams. 1999 gewann er nicht nur zwei Grands Prix, sondern er hatte sogar lange Zeit Außenseiterchancen auf den Titel. Wäre er beim Europa-GP nicht in Führung liegend mit einem Elektronikdefekt ausgeschieden, wer weiß, wie die WM ausgegangen wäre. Jedenfalls war Jordan 1999 der Favoritenschreck der Topteams Ferrari und McLaren.
Doch 2000 und 2001 konnten Jordan und Frentzen nicht mehr an die Erfolge 1999 anknüpfen. Das Verhältnis bröckelte, Frentzen musste noch in der Saison 2001 gehen. „Das war mein größter Fehler“, gesteht Jordan im Nachhinein.
Bilanz: 18 WM-Rennen, drei Punkte
Als Nick Heidfeld 2004 eine Saison für Jordan fuhr, war das Team bereits kurz vor der Pleite. Nur beim Monaco-GP als Siebter sowie beim Kanada-GP als Achter (nach etlichen Disqualifikationen anderer Teilnehmer) kam Heidfeld daher in die Punkte.
Bilanz: 4 WM-Rennen, zwei Punkte
Timo Glock bestritt 2004 nur vier Grands Prix als Ersatzmann von Giorgio Pantano im Jordan-Ford, wann immer der Italiener mit seinen Sponsorenzahlungen nicht hinterherkam. Es war der Einstieg von Glock in die Formel 1, aber erst Jahre später (2008) kam er nach Ausflügen in die GP2 und der IndyCar mit Toyota zurück in die Formel 1 – obwohl er beim Kanada-GP als Siebter sogar zwei Punkte für Jordan holte.
Bilanz: 109 WM-Rennen, 124 Punkte
Adrian Sutil ist der Deutsche mit den meisten Rennen für das Team. Doch er schaffte es nie aufs Podium. Beim Italien-GP 2009 war er als Vierter am nähesten dran. Damals galt Force India sogar als Geheimfavorit, weil Giancarlo Fisichella zuvor beinahe den Belgien-GP gewann und dem Force India-Mercedes Hochgeschwindigkeitskurse richtig gut lagen. Sutils beste Saison war 2011, als er mit Force India WM-Neunter wurde.
Bilanz: 1 WM-Rennen, 0 Punkte
Sein einziges Rennen ist unvergessen: Als Sohn des verstorbenen Ex-Formel-1-Fahrers Manfred Winkelhock kam er 2007 lediglich als Ersatzmann für den Niederländer Christijan Albers zum Zug. Bei aufziehendem Regen pokerte Winkelhock richtig und zog schon beim trockenen Start Regenreifen auf. Kaum hatte es angefangen zu regnen, schlug die Stunde von Winkelhock: Mit seinem Spyker-Ferrari kam er bis an die Spitze und führte sein einziges Formel-1-Rennen an. Am Ende hatte er Pech: Erst wurde das Rennen abgebrochen, dann schied er mit einem Hydraulikschaden aus.
Bilanz: 80 WM-Rennen, 299 Punkte
Nico Hülkenberg hatte gleich drei Stints im Team aus Silverstone: 2012, dann von 2014 bis 2016 und nochmal als Corona-Ersatzmann 2020. Zwar war er dabei konstant im vorderen Mittelfeld dabei, aber auch er holte er kein einziges Podium. Damit bleibt Hülkenberg der Fahrer mit den meisten Rennen (179) ohne Podestplatz. Zwei Mal kam er als Vierter ins Ziel.
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