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Mercedes: Bottas will nicht mehr nett sein

Valtteri Bottas 2019

Credit: Mercedes

Überraschender Interviewtermin mit Valtteri Bottas für die AUTO BILD MOTORSPORT Formel 1 Saisonvorschau. Der Mercedes-Pilot will keine Nummer zwei mehr sein.

Ortstermin mit Mercedes-Pilot Valtteri Bottas (29) beim Test in Barcelona. Wir sitzen in einem Konferenzraum im ersten Stock des Mercedes-Motorhomes. Sofort ist klar: Das ist nicht der Bottas, den man kennt. Und den man erwartet hat.

Er trägt jetzt einen Bart und auch seine Körpersprache ist eine andere. Er beugt den Oberkörper vor, lehnt sich auf den Tisch – ein Zeichen für Angriffslust und nicht für Abwehrhaltung. Der Blick bleibt immer nach vorne gerichtet, er schaut nie weg, wie es Menschen oft tun, die verunsichert sind. Bottas tut alles, um uns zu zeigen: Ich bin kein netter Junge mehr. Ich bin jetzt ein Krieger. Ein Wikinger, aber kein Weichei. Oder, als Frage formuliert: „Früher Pussykätzchen, jetzt Löwe?“ Bottas stimmt zu: „Ja, genau.

„Neuer Look, neue Einstellung also? „Ein neuer Valtteri“, antwortet er und erklärt mit fester Stimme seine neue Philosophie. „Ich brauche für dieses Jahr eine neue Einstellung, um meine Ziele zu erreichen. Ich habe mich im Winter nicht rasiert, ich fand den Bart gut und er passt auch zu dem, wie es in mir aussieht und was ich vermitteln will.

„Im Winter wuchs nicht nur der Bart, sondern auch seine Wut. Über sich, über seine Rennen, eigentlich über alles. Bottas: „Ich war enttäuscht und verärgert am Ende des letzten Jahres, besonders über den Verlauf der zweiten Saisonhälfte, dass ich mir schwor: So etwas darf nie mehr passieren! Um meine Ziele zu erreichen, bin ich dieses Jahr bereit zu tun, was nötig ist. Wenn ich dafür an einigen Stellen härter agieren muss, gehört das dazu.

Ein Neuer Bottas

Bottas will mehr Einzelkämpfer und weniger Teamplayer sein. War er also bisher zu nett? „Vielleicht war ich das manchmal, wenn ich jetzt zurückschaue.“ Und weiter: „Ich war immer Teamplayer, aber ich habe realisiert: In diesem Sport hat alles seine Grenzen. Du musst auch an Dich selbst denken. Du kannst zwar auch gleichzeitig Teamplayer sein, und ich plane das weiter zu sein, weil man mit gutem Teamspirit und zusammen mit dem Team langfristig die besten Ergebnisse erreicht. Aber ich habe nur eine Karriere im Leben und wenn ich immer unterstütze anstatt selbst zu attackieren, erreiche ich meine Ziele nie.

“Dazu gehört auch, dass er seinem Teamkollegen Lewis Hamilton nicht mehr so einfach den Sieg schenken würde – wie in Sotchi 2018. Bottas: „In dieser Situation, wenn ich da noch einmal wäre, würde ich anders handeln.

“Seinem Boss hat Bottas das auch schon mitgeteilt. Teamchef Toto Wolff weiß, dass er mit dem Finnen jetzt einen hungrigen Löwen im Käfig hat. Bottas: „Ich habe darüber schon nach Abu Dhabi ein längeres Gespräch mit Toto Wolff geführt. Dass ich meine Batterien aufladen und stärker zurückkommen werde.

“Selbst für den Widerspruch, Teamplayer zu bleiben und Einzelkämpfer zu werden gibt eine Lösung: Lewis Hamilton wird Vizeweltmeister – hinter Bottas. „Ganz genau“, grinst er. „Ich weiß auch, dass ich das schaffen kann. Ich habe es schon in einzelnen Rennen gezeigt, aber ich darf keine schwächeren Rennen mehr haben, sondern muss konstanter werden.“Einen Psychokrieg will er aber nicht vom Zaun brechen. „Ich habe meinen eigenen Stil. Ich bin kein Typ für mentale Spielchen. Ich habe meinen Plan, wie ich den Erfolg erreichen will.

“Allein: Den Wikinger kehrt Bottas erst ab dem Saisonauftakt in Melbourne heraus. Bei den Tests hält er sich noch zurück. Auch weil sich der Finne sich erst an das Arbeiten mit zwei neuen, wichtigen Technikern gewöhnen muss. Bottas: „Ich habe einen neuen Renningenieur und einen neuen Performanceingenieur. Es gibt deshalb noch viele Meetings, um herauszufinden, wie ich mich unter allen Bedingungen verbessern kann und so meine Gesamtleistung auf eine höhere Stufe führe.“

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