Mitfahrt der besonderen Art: Ex-Rallye-Weltmeister Petter Solberg nimmt F1-Insider im Cupra UrbanRebel Concept mit in den Eiskanal vom Race of Champions.
Es ist der Kampf der Motorsport-Titanen beim Race of Champions und ich gerate ausrechnet in das epische Duell zwischen Laios und Ödipus: Gemeinsam haben Petter und Oliver Solberg am Vortag für ihr Land noch die Nationenwertung gewonnen, nun aber stehen sich Vater und Sohn im Kampf Mann gegen Mann gegenüber. In den Nebenrollen: Ich, der F1-Insider-Reporter, der in diesem Achtelfinallauf des Race of Champions auf dem Beifahrersitz mitfahren darf – und unsere schnelle Waffe: der Cupra UrbanRebel Racing Concept.
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Schon vor dem Einsteigen weiß ich, worauf ich mich da einlasse: Nicht nur optisch kommt der Vollstromer mit seiner Haifischnase und dem riesigen Heckflügel extrem aggressiv daher, auch die Leistungsdaten haben es in sich: 320 Kilowatt ruft der UrbanRebel in der Spitze ab, was ungefähr 430 PS entspricht – bei einem Leergewicht von gerade einmal 1230 kg katapultiert er uns daher in 3,2 Sekunden von 0 auf 100.
Die Folge: Kaum ist die Ampel grün, sind wir auch schon in der ersten Kurve – obwohl der UrbanRebel in nur 80 Millimetern Höhe eigentlich gerade buchstäblich übers Wasser geht: Gefahren wird schließlich auf der zugefrorenen Ostsee im nordschwedischen Pite Havsbad. Der eisige Untergrund sorgt dann auch dafür, dass es nicht viel geradeaus geht: Quer ist das Motto und die Sicht nach vorne super, findet sie doch größtenteils durch meine Seitenscheibe statt!
Wir pfeifen durch den Eiskanal, hinter uns surrt die Drohne, die den wilden Ritt in spektakulären Bildern fürs Fernsehen einfängt. Natürlich sind die reinen Endgeschwindigkeiten auf dem engen Parcours nicht so schlimm, das Dauerdriften macht aber extrem Laune: Nur mein Chauffeur, seines Zeichens immerhin der Rallye-Weltmeister des Jahres 2003, hat alle Hände voll zu tun, uns auf Kurs zu halten. Sohn Oliver macht in der Parallelspur schließlich ordentlich Tempo und hat die Nase nach zwei Runden dann auch um 0,856 Sekunden vorne.
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„Verdammt, leider ist er wirklich gut“, ärgert sich der geschlagene Petter Solberg im Ziel, dass er scheinbar nur die besten Rallye-Gene weitervererbt hat. Stichwort gute Gene: Die bringt auch der UrbanRebel mit, wie mir Adrien Tambay erklärt. Der ehemalige DTM-Pilot muss es wissen, ist er doch mittlerweile Cupra-Werksfahrer und amtierender Champion in der ETCR, der Tourenwagen-WM für Elektroautos.
„Ob dort, in der WTCR oder hier auf dem Eis: Man merkt einfach, dass die Basis stimmt. Cupra macht da einen guten Job, denn überall sind es sehr gut ausbalancierte Autos“, lobt der Franzose. Wie glatt und geschmeidig der UrbanRebel auf dem vereisten Untergrund klebt, das ist tatsächlich auch für mich die größte Überraschung bei meiner Mitfahrt. Der Profi erklärt: „Das Fahrverhalten ist sehr ausgeglichen, dadurch hat man viele Möglichkeiten damit zu spielen. Wenn man nicht weiß, wie man auf Eis fährt, ist es für den Anfang das richtige Auto, einfach weil es nichts Blödes anstellt.“
Letzteres muss Tambay also selbst übernehmen. Der 31-Jährige lacht: „Für mich ist das hier auf Eis schon ungewohnt, macht aber extrem viel Spaß, vor allem mit der Handbremse. Das bin ich von den Rundstrecken ja nicht gewohnt, da kämpfen wir quasi unsere ganze Karriere dagegen, dass man zu viel rumrutscht. Hier ist das Gegenteil der Fall, da willst du genau das“, entdeckt auch Tambay seinen inneren Rebell.
2025 kommt der UrbanRebel auch in Serie für die Straße. Tambay ist positiv überrascht: „Zuerst war es ja als reines Konzept gedacht, aber jetzt fährt er wirklich und kommt einem richtigen Rallyecross-Auto schon verdammt nahe.“ Da Cupra mittlerweile breit aufgestellt und in diversen Rennserien tätig ist, profitiert die Marke zusätzlich von den Learnings auf den unterschiedlichen Plattformen.
Wer’s noch eine Spur härter mag, der ist zum Beispiel bei Klara Andersson an der richtigen Adresse: Die junge Schwedin ist der Shootingstar in der Extreme E, gewann zuletzt gemeinsam mit Dakar-Sieger Nasser Al-Attiyah überraschend das Saisonfinale der Elektro-Serie in Uruguay – und schwärmt von ihrem Dienstfahrzeug, dem Cupra Tavascan XE, den sie mir am Rande des Race of Champions etwas genauer zeigt.
4,4 Meter lang ist der Extremsportler bei 1,85 Höhe, vierradangetrieben durch zwei Elektromotoren – einem vorne, einem hinten. Von 0 auf 100 bewegen sich die 1,8 Tonnen in 4,5 Sekunden: „Ich bin noch nie etwas vergleichbares gefahren, es ist wie ein Raumschiff“, grinst Andersson, die über den Kartsport und die Rallyecross-WM in die Extreme E kam und sich dort pudelwohl fühlt: „Das Auto pusht mich und ich pushe zurück. Aber wenn man erstmal gelernt hat damit umzugehen, macht es so viel Spaß“, sagt sie.
Kein Wunder bei immerhin 550 PS. „Ach, das ist doch gar nicht sooo viel“, lacht die schnelle Schwedin, „aber es geht auch weniger um Start-Stopp als vielmehr darum, das Momentum zu tragen. Es ist mehr ein Tanz als ein Dragrace, man tanzt quasi über die Felsen.“ Oder in diesem Fall das Eis. Mitte März tänzelt Andersson wieder los: Dann startet beim Desert X-Prix in Saudi-Arabien die neue Saison der Extreme E.
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