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Darum ist Ferrari so stark

Ferrari Aero Secrets Singapore 2019

Ferrari stiehlt der Konkurrenz im Singapur-Qualifying die Show. Möglich macht es das neue Aero-Paket und vor allem der Frontflügel.

Damit hat Mercedes nicht gerechnet! Nach den Siegen auf den Highspeed-Strecken in Spa und Monza ist Ferrari plötzlich auch auf dem kurvigen Kurs in Singapur ganz vorn. „Nach den ersten Siegen in Spa und Monza konnte man einen Schub im Team erkennen“, verrät Teamchef Mattia Binotto. „Jeder hat gehofft, dass wir auch hier etwas Besonderes vollbringen können. Und heute haben wir das geschafft.“

Möglich macht’s ein umfangreiches Aerodynamikpaket, das in der Front vom Schneepflug- oder Manta-Flügel dominiert wird. Das Feature ist ein Luftleitelement unterhalb der Nase, das so u.a. auch Mercedes und McLaren fahren. Der Unterschied am Ferrari: Der SF90h hat eine breite Nase. Deshalb muss der Manta-Wing aufwändiger und anders designt werden.

@wooschneider

Auch am Unterboden hat Ferrari massiv nachgerüstetFunktioniert er, erhöht er nicht nur den Abtrieb auf der Vorderachse, sondern leitet die Luft auch besser unters Auto. Ferrari kann also so gleich zwei Probleme lösen. Erstens: den Frontflügel unterstützen, der wegen seines Outwash-Prinzips (leitet Luft außen um Vorderräder herum) weniger Downforce produziert als bei der Konkurrenz.Zweitens: Weil der Ferrari so weniger untersteuert, kann auch das Heck stabiler abgestimmt werden. Das wiederum kommt besonders Sebastian Vettels Fahrstil entgegen. Der Deutsche startet zwar nicht von der Pole, aber sein Rückstand auf Charles Leclerc beträgt nur zwei Zehntelsekunden.

Auch an Bord der roten Göttin: Ein neuer Unterboden mit noch mehr sogenannten Wirbel-Generatoren. Diese erzeugen gemeinsam mit Schlitzen im Karbon Luftwirbel, die den Unterboden seitlich abdichten und den Luftfluss rund um die Hinterräder beruhigen. Bei genauem Hinsehen entdeckt man zudem Stahlplättchen rund um die Schlitze. Diese verhindern, dass sich der Unterboden bei unterschiedlichen Belastungen verbiegt und so stabiler arbeitet.

Boss Binotto: „Wir haben hier aber ein neues Aero-Paket an die Strecke gebracht, das in die richtige Richtung geht. Für uns ist das besonders wichtig zu wissen, dass die Entwicklungsrichtung stimmt – besonders auch für kommendes Jahr. Das ist eine Erleichterung, da wir die Schwächen des Autos identifiziert haben und daran jetzt arbeiten.“Mercedes wundert sich dagegen über die plötzlichen Fortschritte. Teamchef Toto Wolff: „Wie üblich hat Ferrari Zeit auf den Geraden gewonnen. Nun sind sie aber auch in den Kurven konkurrenzfähig.“

 Besonders im Visier der Mercedes-Techniker: die gute Traktion aus den Kurven und der Speed auf den Geraden. Im silbernen Lager geht man davon aus, dass Ferrari auch in Singapur die dritte Ausbaustufe des Motors fährt, mit der man schon in Spa und Monza siegte. Und deren Qualifying-Stärke bereits von den Gegnern hinterfragt wurde.

Wie gefährlich die neue Stärke der Scuderia für das Weltmeisterteam wirklich wird, bleibt abzuwarten. Lewis Hamilton hat immer noch 102 Punkte Vorsprung auf Leclerc – und der Reifenverschleiß war in den Longruns am Freitag am Silberpfeil auch besser.

@wooschneider

*Dieser Artikel ist als Erstes in AUTO BILD MOTORSPORT (ABMS) erschienen.

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