getyourguide

DTM am Nürburgring: Erster DTM-Sieg – Albon pfeift auf den Fluch

DTM Alex Albon Nürburgring 2021 Rennen 2

Alex Albon. Credit: Hoch Zwei / DTM

DTM Ergebnis Nürburgring: Alex Albon hat bewiesen, dass Formel-1-Fahrer in der DTM gewinnen können. Mehr noch: Er mischt jetzt sogar im Titelkampf mit.

Von Andreas Reiners

Alex Albon hat auf den Fluch gepfiffen. Und das auf beeindruckende Art und Weise.

Denn zur Historie der DTM gehört es, dass sich Formel-1-Fahrer traditionell immer schwergetan haben. Albon benötigte allerdings nur knapp zwei Monate, um seinen ersten Sieg in der neuen GT3-DTM zu feiern: Er holte am Sonntag im Ferrari von AF Corse zunächst die Pole Position und fuhr schließlich in einem chaotischen achten Saisonrennen einen souveränen Start-Ziel-Sieg ein.

„Das ist ein großartiger Tag für das Team und mich“, so Albon: „Es hat etwas gedauert, bis ich in der DTM angekommen bin, am Anfang hat vor allem Erfahrung gefehlt. Es ist etwas überraschend.“

Im Schatten seines Teamkollegen Liam Lawson, den Experten als Red-Bull-Junior bereits 2022 in der Formel 1 erwarten, sieht er sich aber nicht. „Es braucht etwas Zeit, es ist ein nicht so einfacher Schritt von einem Formel-1- in ein GT3-Auto. Es ist ja nicht so, als wäre ich vor dem Sieg im Nirgendwo gewesen. Für mein erstes Jahr läuft es nicht zu schlecht“, sagte er.

Für ihn dürfte deshalb auch durchaus Genugtuung dabei sein. Er hatte bislang nicht den Eindruck hinterlassen, dass er das DTM-Programm mit überschwänglichem Enthusiasmus angeht. Professionell, ja klar. Aber er hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass die Formel 1 sein großes Ziel bleibt. Er hatte sein Cockpit bei Red Bull Racing nach der Saison an Sergio Perez verloren, nachdem er gegen Max Verstappen chancenlos und im Titelkampf als zweiter Fahrer kaum eine Hilfe war.

Alex Albon. Credit: Hoch Zwei / DTM

2021 ist Albon zudem Ersatzfahrer bei Red Bull Racing – mit der Hoffnung auf ein Cockpit in der Königsklasse, aber auch mit dem Wissen, dass DTM-Erfolge nicht unbedingt ein Türöffner sind. „Es wäre gut, wenn ich den Jungs zeige, was ich im DTM-Auto kann. Aber ehrlich gesagt: Ich glaube nicht, dass es eine große oder schlechte Sache wäre, wenn die Dinge nicht ganz so gut laufen. Aber natürlich will ich Siege“, hatte er vor dem Saisonstart gesagt. Parallel kümmert er sich um Plan B und C, kann sich auch Engagements in der IndyCar-Serie oder der Formel E vorstellen.

Albon bekommt nun aber alle Möglichkeiten, um im Titelkampf weiter anzugreifen. Er soll beim kommenden Rennwochenende in Spielberg an den Start gehen, auch wenn parallel die Formel 1 in Zandvoort fährt. „Die DTM ist nicht vorhersehbar, aber hoffentlich können wir das Momentum beibehalten.“ Das Momentum hat Albon auf Gesamtplatz vier gespült, er hat 82 Punkte auf dem Konto. In Führung liegt nach 8 von 16 Rennen weiterhin Kelvin van der Linde (Abt-Audi) mit 129 Punkten.

Er war bei dem wilden Chaosrennen einer von insgesamt neun Ausfällen, darunter auch Gaststarter wie Hubert Haupt oder Michael Ammermüller, der beim Debüt des Porsche 911 GT3 R bei zwei Ausfällen eine Menge Pech hatte. Von den 23 gestarteten GT3-Autos kamen nach reichlich Chaos und Kollisionen am Ende nur 14 ins Ziel.

Zweiter in der Gesamtwertung ist Maximilian Götz (HRT), der hinter Daniel Juncadella (GruppeM Racing) und Marco Wittmann (Walkenhorst) Vierter geworden war. Er hat 96 Punkte, Wittmann ist Gesamtdritter mit 94 Zählern.

DTM Nürburgring:
Ergebnis – 2. Rennen

1. Alexander Albon (Thailand) – Ferrari 488 GT3 1:00:08,110 Std.
2. Daniel Juncadella (Spanien) – Mercedes-AMG GT3 +4,634 Sek.
3. Marco Wittmann (Fürth) – BMW M6 GT3 +7,994
4. Maximilian Götz (Uffenheim) – Mercedes-AMG GT3 +8,759
5. Esteban Muth (Belgien) – Lamborghini Huracan GT3 +9,448
6. Lucas Auer (Österreich) – Mercedes-AMG GT3 +21,742
7. Arjun Maini (Indien) – Mercedes-AMG GT3 +22,788
8. Timo Glock (Thurgau/Schweiz) – BMW M6 GT3 +43,746
9. Vincent Abril (Frankreich) – Mercedes-AMG GT3 +47,261
10. Nico Müller (Schweiz) – Audi R8 LMS GT3 +47,334

Fahrer-Wertung, Stand nach 8 von 16 Rennen:

1. Kelvin van der Linde (Südafrika) – Audi 129 Pkt.
2. Maximilian Götz (Uffenheim) – Mercedes 96
3. Marco Wittmann (Fürth) – BMW 94
4. Alexander Albon (Thailand) – Ferrari 82
5. Liam Lawson (Neuseeland) – Ferrari 80
6. Philip Ellis (Großbritannien) – Mercedes 72
7. Mike Rockenfeller (Landschlacht/Schweiz) – Audi 61
8. Lucas Auer (Österreich) – Mercedes 50
9. Nico Müller (Schweiz) – Audi 45
10. Daniel Juncadella (Spanien) – Mercedes 43

DTM Nürburgring Samstag: Mama sagt es, Kelvin macht es

Kelvin van der Linde ist nach sieben von 16 Rennen Halbzeit-Meister in der DTM. Hilfe bekommt er auf dem Weg zum Titel auch von seiner Mutter.

Kelvin van der Linde ist in der DTM zwar „Mr. Cool“. Ein Eis wollte er trotzdem.

Nach seinem dritten Sieg im siebten von 16 Saisonrennen auf dem Nürburgring bestellte er nach der Zieldurchfahrt live in Sat.1 den kühlen Snack – den er nach der Siegerehrung von Moderatorin Andrea Kaiser prompt überreicht bekam. Der Lohn für den Gewinn des inoffiziellen Titels des Halbzeit-Meisters. Und das vorzeitig.

MEHR LESEN: Alle Infos zur DTM 2021

„Es ist einfach nur wie in einem Traum im Moment. Ich habe so viele Jahre auf die DTM gewartet, wollte immer eine Chance, habe sie nie bekommen, und jetzt passiert alles auf einmal. Und es läuft immer besser und besser und besser“, sagte van der Linde F1-Insider.com.

Kelvin van der Linde. Credit: DTM

Denn mit Pole und Sieg holte er die maximale Ausbeute von 28 Punkten, mit denen der Abt-Pilot die Tabellenführung auf 129 Zähler ausbaute. Maximilian Götz (HRT) landete im Mercedes auf Platz fünf, er steht bei 84 Punkten und schob sich so auf Gesamtplatz zwei. Denn: Der bisherige Zweite Liam Lawson (AF-Corse-Ferrari) musste sich nach einer Kollision mit Platz 13 zufriedengeben, er steht somit weiter bei 80 Punkten. 45 Punkte beträgt van der Lindes Vorsprung also. Durchaus bereits eine Menge Holz.

Dabei wirkt der gelassene van der Linde nur auf den ersten Blick so abgezockt. Seiner Mutter ist er sogar etwas zu emotional, positiv wie negativ. Weshalb sie ihn vor dem Rennwochenende sogar persönlich zurückpfiff: Van der Linde sollte die Schimpfwörter zurückfahren. „Sie hat gesagt, dass es nicht so weitergehe. Da muss ich auf meine Mutter hören – auch mit 25“, grinste van der Linde: „Wir müssen seriös und fokussiert bleiben auf das große Ziel.“ Mama van der Linde also als Ratgeber auf dem Weg zum Titel.

Denn die Meisterschaft ist bei dem Vorsprung natürlich das große Ziel, auf die üblichen Floskeln verzichtet van der Linde inzwischen. Er ist der Gejagte, an ihm muss die Konkurrenz erst einmal vorbei. Generell müsse er aber mehr an sich arbeiten, auch auf der Strecke, gibt er zu, denn als Führender wird er mit jedem Rennen mehr und mehr zur Zielscheibe der Konkurrenz. Was das eine oder andere Scharmützel zur Folge hat.

Kelvin van der Linde. Credit: DTM

„Mr. Cool“ ist dann bisweilen aber doch noch zu sehr Hitzkopf. „Ich muss auf jeden Fall noch cooler werden, ich bin zu oft noch ein bisschen übermotiviert. In der Ruhe liegt die Kraft. Wir versuchen, das noch zu verbessern“, sagte er. Denn das Pech wird kommen, glaubt er. „Der Punkt wird kommen, das ist im Laufe des Jahres normal. Deshalb gehe ich das Ganze etwas konservativer an“, so van der Linde. Auch weil nach dem Nürburgring Strecken kommen, die dem Audi nicht ganz so liegen.

Porsche muss vorzeitig aufgeben

Auf dem Nürburgring hatte sich van der Linde gegen Gaststarter Luca Stolz (Toksport WRT) und Philip Ellis (Winward) keine Blöße gegeben. Enttäuschend verlief hingegen das Renndebüt für das Porsche-Team SSR Performance. Wegen eines technischen Defekts nach einer Berührung in der Anfangsphase musste Michael Ammermüller vorzeitig in Runde sieben aufgeben. „Es ist schwierig, wenn man so weit hinten startet. Ich hatte nur noch Untersteuern, und beim Boxenstopp haben wir nicht mal mehr den Reifen wechseln können. Leider Pech gehabt“, sagte Ammermüller.

Neu an diesem Wochenende sind neben Ammermüller und Stolz auch Markus Winkelhock (Abt-Audi, für Sophia Flörsch, die aufgrund einer Terminkollision verhindert ist), Christopher Haase (Rosberg-Audi, für Dev Gore, der krankheitsbedingt ausfällt) und Hubert Haupt (HRT-Mercedes-AMG, Comeback nach 20 Jahren).

Haupt, immerhin 52 Jahre alt, wollte bei seinem dritten DTM-Einsatz nach 1991/92 und 2001 vor allem Spaß haben. Er wurde 18. Haase schied nach einem Plattfuß früh aus, Winkelhock landete auf Platz 16. Er hatte nach einer Kollision mit Lawson eine Durchfahrtsstrafe kassiert. Bis zu dem Zeitpunkt lag er auf Punktekurs.

DTM Nürburgring:
Ergebnis – 1. Rennen

1. Kelvin van der Linde (Südafrika) – Audi R8 LMS GT3 1:00:55,726 Std.
2. Luca Stolz (Brachbach) – Mercedes-AMG GT3 +4,749 Sek.
3. Philip Ellis (Großbritannien) – Mercedes-AMG GT3 +13,503
4. Mike Rockenfeller (Landschlacht/Schweiz) – Audi R8 LMS GT3 +14,050
5. Maximilian Götz (Uffenheim) – Mercedes-AMG GT3 +23,676
6. Marco Wittmann (Fürth) – BMW M6 GT3 +29,262
7. Sheldon van der Linde (Südafrika) – BMW M6 GT3 +33,058
8. Nico Müller (Schweiz) – Audi R8 LMS GT3 +34,495
9. Daniel Juncadella (Spanien) – Mercedes-AMG GT3 +34,723
10. Arjun Maini (Indien) – Mercedes-AMG GT3 +39,935

Fahrer-Wertung, Stand nach 7 von 16 Rennen

1. Kelvin van der Linde (Südafrika) – Audi 129 Pkt.
2. Maximilian Götz (Uffenheim) – Mercedes 84
3. Liam Lawson (Neuseeland) – Ferrari 80
4. Marco Wittmann (Fürth) – BMW 78
5. Philip Ellis (Großbritannien) – Mercedes 72
6. Mike Rockenfeller (Landschlacht/Schweiz) – Audi 61
7. Alexander Albon (Thailand) – Ferrari 54
8. Nico Müller (Schweiz) – Audi 44
9. Sheldon van der Linde (Südafrika) – BMW 42
10. Daniel Juncadella (Spanien) – Mercedes 23

FOLGT UNS AUF YOUTUBE!
Das ist F1-Insider.com

F1-Insider folgen

Verwandte Artikel

Die mobile Version verlassen