Sheldon van der Linde ist neuer DTM-Champion. Der Südafrikaner im Porträt.
Der DTM-Meisterschaftspokal: Von dieser Trophäe hatte er schon als kleiner Junge geträumt, und für diesen Pokal hatte er im Wohnzimmer immer einen Platz freigehalten. In Hockenheim beim Saisonfinale hat Sheldon van der Linde (23) seinen Traum verwirklicht: Er ist der DTM-Champion 2022.
Fast wie ein Märchen hört die Geschichte des 23-Jährigen an: Sein Vater Shaun, sein Großvater Hennie und Onkel Etienne van der Linde waren über viele Jahre als Rennfahrer in seiner Heimat Südafrika unterwegs. Der Opa holte in den Achtzigern sogar drei nationale Tourenwagen-Titel.
Mit sechs Jahren drehte Klein-Sheldon das erste Mal an einem Lenkrad. In den folgenden Jahren wurde er mehrfach südafrikanischer Kart-Champion, baute anschließend sein Können im südafrikanischen Volkswagen Polo Cup aus. Mit 15 Jahren kürte er sich zum jüngsten Titelträger im Polo-Cup. Dann ging es nach Europa, inklusive Umzug nach Deutschland, Umstellung vom Rechts- auf Linkslenker sowie anfänglicher Sprachbarriere.
Die Geschichte von Sheldon van der Linde lässt sich nie ohne die wichtigste Person in seinem Leben erzählen: Bruder Kelvin. Gemeinsam bilden sie eine echte Rennfahrer-WG. Die Wohngemeinschaft in Kempten führte die zwei fortan zu zunehmend großen Erfolgen und zwei glänzenden Motorsport-Karrieren in Deutschland. Ein Rundgang durch die gute Stube gleicht einem Ausflug in die noch junge Vergangenheit. Pokal an Pokal reiht sich im Wohnzimmer der van der Linde-Brüder, Zeugnisse mit emotionalem Wert und Sinnbild für die erfolgreiche Laufbahn des Bruderpaares.
Und nun ragt künftig ein Pokal hervor, der von beiden so sehr begehrt wurde: die Trophäe des DTM-Gesamtsiegers. Der ältere Bruder Kelvin hatte ein Jahr zuvor beim Finale am Norisring bereits eine Hand an diesem Pokal, jetzt hat Sheldon ihn fest in beiden Händen. Ein Rennsimulator neben dem Bett zeugt von Ehrgeiz und dem unabdingbaren Fokus, einer der besten Rennfahrer der DTM zu werden.
2016 startete Sheldon van der Linde im damaligen Audi Sport TT Cup, im Rahmenprogramm der DTM. Bald darauf wird er von Audi unterstützt, bei der Marke mit den vier Ringen werden er und sein Bruder im Jahr 2018 sogar Teamkollegen. Nur ein Punkt fehlte den beiden damals, um den Traum von einem gemeinsamen Meistertitel im ADAC GT Masters wahrwerden zu lassen. Nur ein Jahr später klopft BMW an. Werksfahrer für die Traditionsmarke aus München ist seine neue Aufgabe. Damit schafft er es dann 2019 endlich in die DTM.
All die Arbeit zahlt sich nun aus. Nach einer schwierigen DTM-Saison 2021, ohne Siege und mit nur wenigen Punkten, geht er mit neuer Motivation in das neue Jahr, mit einem neuen Team, Schubert Motorsport, und mit dem neuentwickelten BMW M4.
Gleich im zweiten DTM-Rennwochenende auf dem Lausitzring stellen sich zwei Siege ein, die sich als Grundstein auf dem Weg zum großen Triumpf erweisen, ein Weg, auf dem er über weite Strecken an der Spitze der Punktetabelle verweilen konnte, bis zuletzt, bis zum Fallen der letzten Zielflagge der Saison beim Finale in Hockenheim.
Die Konkurrenz war groß, denn insgesamt zehn Fahrer hatten vor Hockenheim noch Titelchancen. Entsprechend groß war der Druck. Dabei half auch sein Bruder Kelvin – mit guten Gesprächen, mit seiner Erfahrung aus dem Vorjahr, als er selbst um den Titel kämpfte. Sheldon, der ruhige Typ, hielt seine Nerven im Zaum, behielt kühlen Kopf.
Der dritte Platz im letzten Saisonrennen reichte, um sich zum DTM-Champion 2022 zu krönen. Ein Titel, den er sich so lange gewünscht hat und der nun endlich seiner ist. Denn Sheldon van der Linde ist der erste Südafrikaner, die die international hochangesehene DTM gewonnen hat und damit die ganze Familie van der Linde stolz gemacht hat.
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