Die Extreme E fährt am Wochenende ihr Finale in Chile: Interview mit Gründer Alejandro Agag
Die Extreme E will mit ihren Rennen auf den Klimawandel aufmerksam machen. Vorm Finale an diesem Wochenende in Chile erklärt Gründer Alejandro Agag seine Vision von modernem Motorsport.
Herr Agag, das Finale der Extreme E steht an. Ihr Fazit?
Alejandro Agag: Die Saison war großartig, mit intensivem Wettbewerb. Das Rennformat hat sich bewährt, ebenso die Strecken, die spannende Rad-an-Rad-Duelle ermöglichen. Jetzt gehen wir nach Chile, und noch drei Teams können Meister werden, darunter mit Carlos Sainz und Nico Rosberg zwei große Namen.
Auch Ken Blocks Tochter Lia fährt mittlerweile neben Timo Scheider in der Extreme E. Was halten Sie von ihr?
Viel. Erstaunlich, wie sie in so jungem Alter so cool bleiben kann. Ken Block hatte unser Auto ja auch mal getestet. Jetzt seine Tochter an Bord zu haben, ist fantastisch.
Aus Deutschland ist neben Nico Rosbergs Team RXR auch Abt-Cupra dabei …
… und mit Nasser Al-Attiyah und Sébastien Loeb bringen sie tolle Fahrer mit in die Serie.
Die Extreme E ist nun drei Jahre alt. Konnten Sie wirklich beweisen, dass Motorsport grün und gleichberechtigt sein kann?
Absolut. Wir haben mit unserem Konzept, in jedem Team eine Frau und einen Mann fahren zu lassen, einen wichtigen Beitrag geleistet, um mehr Frauen in den Top-Motorsport zu bringen. Und aus meiner Sicht ist die Extreme E auch der Vorreiter für grünen Rennsport. Natürlich haben wir wie jedes Sportevent einen CO2-Fußabdruck, aber wir treiben Innovationen im Bereich der Mobilität, machen auf den Klimawandel aufmerksam und fahren elektrisch. Unser positiver Einfluss ist weitaus größer als unser negativer. Die
Zukunft wird Extreme H sein, also Wasserstoff. Was genau planen Sie?
2024 wird das letzte Jahr der Extreme E, dann gehen wir über in die Extreme H. Wir behalten das Rennformat bei und kombinieren es mit einer neuen Technologie, nämlich Wasserstoff und Brennstoffzellen. So werden wir zum bislang einzigen Motorsport-Testlabor für Wasserstoff-Mobilität.
Welchen Platz kann Wasserstoff in der Mobilität der Zukunft einnehmen?
Ich bin überzeugt, dass grüner Wasserstoff Teil des Mobilitätsmixes sein wird. Denn es gibt ein Limit an Rohstoffen für Batterien. Wasserstoff kann deshalb helfen, die gesamte Mobilität zu dekarbonisieren. Vor allem natürlich bei schwereren Fahrzeugen wie SUV oder Lkw. Dazu passt, dass man zuletzt in Frankreich das größte natürliche Wasserstoffreservoir der Welt gefunden hat. Sollte es davon noch mehr geben, könnte Wasserstoff das neue Öl sein.
Ab 2025 wird die Extreme H zur WM. Was bedeutet das?
Das ist sehr wichtig, denn die FIA gibt der Serie so Glaubwürdigkeit und überwacht auch die Sicherheit. Das ist bei Wasserstoff ein entscheidender Faktor. Durch den WM-Status werden wir zu der offiziellen Wasserstoff-Serie.
Welche Hersteller wollen Sie mit der Extreme H anlocken?
Über Automobilbauer würde ich mich freuen, aber der Kosmos im Bereich Wasserstoff ist riesig. Realistisch sind zum Beispiel auch Hersteller von Brennstoffzellen. Das ist eine ganz neue Welt des Motorsports, die wir eröffnen.
Und wann überzeugen Sie Sebastian Vettel von der Extreme E, H oder Formel E?
Ich habe schon vor einem Jahr mit ihm darüber gesprochen, dass er sich uns anschließen sollte. Ich mag Sebastian sehr, er ist ein großer Champion mit der richtigen Einstellung zu unserem Planeten. Er ist immer willkommen bei uns.
Wann wird E-Motorsport die Formel 1 überholen?
Es geht nicht darum, die Formel 1 zu überholen. Die Formel 1 macht einen großartigen Job, und sie muss sich die Frage stellen, was als Nächstes kommt. Aktuell konzentriert sie sich stark auf synthetisches Benzin und Hybridmotoren. Für mich ist das eine Technologie des Übergangs. Aber sie haben noch genug Zeit, sich für das Danach richtig zu positionieren.
Der Kupfer E-Prix in Chile läuft am 2. und 3.12. ab19 Uhr auf DAZN und den Social-Media-Kanälen der Extreme E.
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