Molly Taylor ist statistisch die beste Frau in der Extreme E. Ein Porträt der Tabellenführerin.
Zuerst hat sie dem Braten nicht getraut. Es war ein nicht weiter benannter Tag im Jahr 2021. Molly Taylor (35) checkt ihre Mails. Eine hat einen berühmten Absender: Nico Rosberg (37), der Ex-Formel-1-Weltmeister. Der Inhalt: Er würde sie gern für seinen eigenen Extreme-E-Rennstall verpflichten. Die Serie setzt auf Gleichberechtigung im Motorsport. Ein Team muss daher aus Mann und Frau bestehen. „Damit ist die Frau für den Erfolg des Teams genauso wichtig wie der Mann“, erklärt Seriengründer Alejandro Agag (52) die Strategie der Extreme E.
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Auf der Suche nach einer flotten Lady für den 544-PS-Elektro-Geländewagen ist Rosberg auf Molly Taylor aufmerksam geworden. 2016 wurde sie als erste Frau australische Rallyemeisterin, 2009 und 2010 holte sie sich den Frauentitel in der britischen Rallyemeisterschaft. Vater Mark war Rallyefahrer, genauso wie Mutter Coral Taylor, die als Beifahrerin viermal den Titel in der australischen Meisterschaft holte. Deren Vater Norm Fitter war auch schon Rallyepilot. Taylor kommt also aus einer Rennfahrerfamilie – und hat sogar schon Erfahrung in der Rallye-WM.
Aber trotzdem war es schwer, sie zu erreichen. „Also hab ich es über das Kontaktformular auf ihrer Homepage versucht. Denn ich wollte sie unbedingt haben“, erzählt Rosberg. Taylor erinnert sich: „Ich hab nur knapp geantwortet. Ich dachte, es sei ein Witz und jemand hat sich als Nico Rosberg ausgegeben.“
Das Missverständnis hat sich schnell aufgeklärt, Taylor kam ins Team von Rosberg und holte sich 2021 an der Seite von Rallycross-Weltmeister Johan Kristoffersson den Titel. 2022 war sie nur wenige Rennen für das Team von Jenson Button (43) im Einsatz.
Aber 2023 hat sie wieder einen Stammplatz. Dieses Mal fährt sie für das Veloce-Team, dessen Besitzer unter anderem Formel-1-Meistertechniker Adrian Newey (64) und Formel-E-Pilot Jean-Éric Vergne (33) sind. Teamchef ist auch ein alter Bekannter: Luc Alphand (57), 1997 Ski-Gesamtweltcup-Sieger, 2006 Gewinner der Rallye Dakar, von 2001 bis 2009 mit eigenem Team bei den 24 Stunden von Le Mans am Start.
„Luc weiß genau, was es braucht, um Erfolg zu haben“, weiß Taylor. „Es fällt leicht, ihm zu vertrauen.“ Ihr Teamkollege ist Kevin Hansen (24) aus der schwedischen Rallycross-Dynastie. Auch ihm ist es zu verdanken, dass das Team mit Molly Taylor die Extreme-E-Tabelle anführt.
Aber auch die Frauen sind wichtig. Die Extreme E versucht sie durch mehr Fahrzeit zu fördern. Um 26 Prozent haben sich die Rundenzeiten im Vergleich zu den Männern daher schon verbessert. Taylor ist eine der besten Damen im Feld. Sie mag das Konzept der Extreme E: „Solche Serien geben uns Frauen die Möglichkeit, in die Öffentlichkeit zu kommen“, betont die Australierin. „Das ist wichtig, um mehr junge Mädchen in den Rallyesport zu bringen.“
In Aktion treten Taylor und Co wieder an diesem Wochenende. Dann steigt der Hydro X Prix in einer stillgelegten Kohlemine in Schottland. Die Extreme E will mit Rennen an solchen Orten gegen Umweltsünden und den Klimawandel anrasen. Mit Molly Taylor an vorderster Front.
Samstag:
Qualifying 1: 08:30 – 09:15 Uhr
Qualifying 2: 11:55 – 12.35 Uhr
Redemption Race: 15:15 – 15:45 Uhr
Sonntag:
Qualifying 1: 08:30 – 09:15 Uhr
Qualifying 2: 11:55 – 12.35 Uhr
Redemption Race: 15:15 – 15:45 Uhr
Alle Rennen gibt’s live auf der Webseite der Extreme E unter https://www.extreme-e.com/en/index
Von: Michael Zeitler und Bianca Garloff
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