Ist der GP Spanien wegen steigender Corona-Zahlen gefährdet? Wir klären auf
Die Formel 1 hat mal wieder Sonderrechte bekommen. Bevor die normale Bevölkerung von den Corona-Lockerungen in England profitieren konnte, galten diese für das Personal der Königsklasse. Denen wurde von der britischen Regierung schon vor dem 10. Juli mitgeteilt, was im Moment bis auf Weiteres gilt. Wer aus Deutschland, Frankreich oder Italien nach England reist, muss sich nicht mehr verpflichtend in Quarantäne begeben.
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Allein: Für Spanien ist die allgemeine Reiselockerung für Briten jetzt wieder aufgehoben. Tausende Engländer müssen nach ihrem Sommerurlaub auf der iberischen Halbinsel in eine zweiwöchige Quarantäne. Man habe damit auf einen „großen Anstieg an Covid-19-Fällen“ auf dem spanischen Festland reagiert, so der britische Außenminister Dominic Raab.
Ist deshalb nun auch der GP von Spanien in Barcelona am 16. August in Gefahr? Die Region Katalonien gilt als Corona-Hotspot. Die meisten Teams (80 Prozent der gesamten F1-Belegschaft!) haben ihren Sitz in England – dort werden die Autos vorbereitet und dorthin müssen die Mechaniker und Ingenieure nach dem Rennen wieder zurück. „Eine Zwangsquarantäne von 14 Tagen würde den Formel-1-Betrieb lahmlegen“, sagt Red Bull-Motorsportchef Helmut Marko zu F1-Insider.com.
Er verrät aber auch: „Wir haben trotz des Anstiegs der Corona-Zahlen in Spanien grünes Licht bekommen. Die Hotels haben uns bereits mitgeteilt, was wir beim Einchecken zu beachten haben. Wir dürfen die Veranstaltung durchziehen, weil wir uns immer in unserer eigenen Blase bewegen. Heißt: Wir bleiben immer in den uns zugeteilten Hotels und fahren stets in Gruppen von und zur Rennstrecke. Wir dürfen keinen Kontakt zu anderen Personen haben. Noch nicht einmal Gespräche mit Mitgliedern anderer Teams sind erwünscht.“
Es herrscht strenge Maskenpflicht im Fahrerlager, in den Hotels sowie bei An -und Abreise. Zwischen den Rennen, die im Wochentakt stattfinden, dürfen die Formel-1-Angehörigen sogar nach Hause reisen. Beispiel Helmut Marko. Der Grazer fliegt nach dem ersten Silverstone-Rennen schon am Sonntagabend zurück nach Graz. Am Donnerstag danach reist er nach Barcelona und checkt im W-Hotel am Strand der Metropole ein, welches für das obere Management des Rennstalls von Getränkemilliardär Dietrich Mateschitz reserviert ist.
Zwischen den Rennen gibt es zahlreiche Tests. Marko: „Jeder von uns hat Sorge zu tragen, dass wir uns so gut wie möglich in unserer Blase bewegen. Wir werden einmal die Woche getestet, dann an der Rennstrecke noch einmal. Wer ein positives Ergebnis hat, wird direkt isoliert.“
Zweimal ist das zwischen den ersten zwei Rennen geschehen. Die Mitarbeiter eines italienischen Rennstalls wurden sogleich in „Heimaturlaub“ geschickt, ihre Kontaktpersonen in der Firma getestet. Die aber waren alle negativ.
Marko: „Wir haben uns alle an das Leben in der Blase gewöhnt. Anders geht es nicht. Ich denke, die Resonanz der ersten Rennen hat gezeigt, dass die Formel 1 alles richtig gemacht hat. Dass die Rennen im Moment ohne Zuschauer stattfinden, ist ein Kompromiss, den wir eingehen mussten. Wichtig ist auch, dass wir die Pandemie weiterhin ernst nehmen und immer die entsprechend notwendigen Maßnahmen ergreifen. Alles geht um die hohe Kunst des Abwägens.“
Dazu gehört auch die Absage von Rennen in Corona-Hot-Spots wie den USA, Kanada, Brasilien und China. Marko: „Das wäre unverantwortlich gewesen. Es ist nun einmal so, dass Europa die Pandemie am besten im Griff hat, deshalb ist es auch logisch, dass wir uns hauptsächlich hier bewegen.“
Geplant sind bisher nur Rennen in Europa. Nach dem GP von Spanien fährt der Fromel-1-Tross nach Belgien (Spa), anschließend zu einem Doppel-GP in Italien, nach Monza und Mugello. Danach stehen Sotschi, Deutschland (Nürburgring), Portugal und wieder Italien (Imola) auf dem Plan.
Erst zum Abschluss der Saison verlässt der Vollgaszirkus Europa. Im November stehen die Rennen in Bahrain und Abu Dhabi innerhalb einer Woche zur Debatte. Marko: „Dann hätten wir eine Weltmeisterschaft mit insgesamt 15 Rennen ausgetragen. Das hätte im März doch kaum jemand für möglich gehalten.“
Eins aber ist dem Jurist aus Graz auch klar: „Das Virus ist immer noch unberechenbar. Man kann nur nach dem jetzigen Stand der Dinge planen. Gäbe es wieder einen extremen weltweiten Ausbruch, wären wir machtlos.“
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