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Vor 20 Jahren: Häkkinens legendäres Spa-Manöver

Mika Häkkinen überholt Michael Schumacher beim Überrunden von Ricardo Zonta. Credit: F1/Youtube

Mika Häkkinen überholt Michael Schumacher beim Überrunden von Ricardo Zonta. Credit: F1/Youtube

Mika Häkkinen überholt Michael Schumacher beim Überrunden von Ricardo Zonta und gewinnt den Belgien-GP 2000. Es war ein historisches Überholmanöver.

Kein DRS, kein Push-to-Pass, kein Motor- und kein Reifenschonen. Die Devise im Jahr 2000 in der Formel 1 ist einfach: Vollgas. Und wer Überholen will, der muss das aus eigener Kraft schaffen. Überholen war daher nicht einfach, schon gar nicht, wenn es dabei um Michael Schumacher ging. Doch Mika Häkkinen hat den Rekordweltmeister im Belgien-GP 2000 mit einem der spektakulärsten Manöver der F1-Geschichte entzaubert.

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Die Vorgeschichte: Schumacher und Häkkinen kämpfen um die Weltmeisterschaft. Schumacher war schon mit Benetton zwei Mal Weltmeister, ist aber mit Ferrari noch titellos. Häkkinen ist amtierender Doppelweltmeister. Vor dem Belgien-GP hat der Finne die Meisterschaft gedreht, geht mit 64:62 Punkten als Tabellenführer in das Rennen auf der berühmt berüchtigten Ardennen-Achterbahn. Schumacher dagegen hat vier Rennen nicht mehr gewonnen, bei drei schied er sogar aus: In Frankreich flog ihm der Motor um die Ohren, in Österreich und Hockenheim schied er durch Startkollisionen aus. In Spielberg wurde er dabei übrigens von einem gewissen Ricardo Zonta umgedreht – ein Fahrer, der gleich wieder eine tragende Rolle spielen wird.

Das Qualifying in Belgien läuft nicht nach Schumachers Wunsch: nur Startplatz vier. Häkkinen dagegen – na klar – darf von der Pole-Position losfahren. Mit den beiden Fahrern dazwischen macht Schumacher kurzen Prozess: Jarno Trulli (Jordan-Mugen-Honda) und Jenson Button (BMW-Williams) sind schnell überholt. In Runde 13 geht Schumacher sogar in Führung, weil sich Häkkinen dreht!

Wildes Abblocken von Schumacher

Allein: Je mehr die Strecke abtrocknet, desto schneller wird Häkkinen. Es kommt zum Gigantenduell. Schon in Runde 40 setzt Häkkinen zum Überholen an. Lassen wir den Protagonisten sprechen: „Als wir in dieser Runde durch Eau Rouge fuhren, lupften wir beide kurz und rasten dann Richtung Les Combes. Eau Rouge war damals eine majestätische Kurve. Man konnte sie fast voll fahren, aber eben nur fast. Es war ein Test für Mensch und Maschine“, erinnert sich Häkkinen.

Das erste Manöver geht schief. Häkkinen: „Als wir zur Bremszone von Les Combes kamen, entschied ich mich für ein Ausbremsmanöver. Ich schob meine Nase neben den Ferrari und bereitete mich auf den Bremsvorgang vor. Aber Michael sah mich kommen und zog bei 300 km/h herüber. Sein rechter Hinterreifen berührte die linke Endplatte meines Frontflügels, als ich vom Gas ging und das Manöver zurückzog.“

Häkkinen ist deshalb verärgert. Hinterher stellt er Schumi zur Rede. Es entsteht das berühmte Bild der beiden, auf dem Häkkinen mit den Händen seine Linienwahl erklärt.

Häkkinen geht die Zeit aus

Zurück zum Rennen. Häkkinen geht die Zeit aus. Der Belgien-GP geht nur über 44 Runden. Doch in Runde 41 vollzieht der Finne das Mega-Manöver. Beide laufen auf Ricardo Zonta auf. Der Brasilianer ist den meisten Formel-1-Fans damals kein Begriff. Seine Karriere von 1999 bis 2005 brachten ihm bei 36 Rennen für BAR, Jordan und Toyota nur drei Punkte ein – er ist lediglich eine Fußnote in der Formel-1-Geschichte. Aber nicht an diesem Tag. Zonta fährt einen BAR-Honda und soll von beiden überrundet werden.

Häkkinen beschreibt: „Ich wollte unbedingt auf der anderen Seite an Zonta vorbei als Michael. Ich hoffte, dass er sich schnell entscheiden würde. Michael zog nach links, was ich irgendwie erwartet hatte, weil rechts die Spur noch feucht war. Hätte Michael nur eine halbe Sekunde länger gewartet, hätte ich lupfen müssen. Zwischen Zonta und dem Gras war genau Platz für ein Auto. Ich versuchte so spät wie möglich zu bremsen, was nicht einfach war. Aber es hat geklappt.“

Zonta erschrickt mächtig: „Ich habe Michael im Rückspiegel gesehen, aber wusste nicht, dass Mika auf der anderen Seite kommt. Aber danach fand ich es einzigartig, auf dem Logen-Platz dieses Manöver zu sehen“, so Zonta.

Häkkinen gewinnt also vor Schumacher, baut seinen WM-Vorsprung auf sechs Punkte aus – verliert am Ende trotzdem den Titel. Schumacher siegt in den letzten vier Rennen und lässt nichts mehr anbrennen: Er beendet Ferraris Durststrecke von 21 titellosen Jahren.

Und heute? Schumacher erholt sich noch immer von seinem schweren Skiunfall 2013. Häkkinen absolvierte zwar 2019 nach acht Jahren Pause wieder einen Gaststart beim Intercontinental GT-Rennen in Suzuka mit einem McLaren GT3, aber der einzige der drei, der  noch immer regelmäßig Rennen fährt, ist Zonta. Der Brasilianer ist heute 44 Jahre alt und startet in der in Brasilien so beliebten Stockcar-Meisterschaft. Derzeit rangiert er auf Rang vier, Tabellenführer ist ein gewisser Rubens Barrichello, in Spa 2000 Teamkollege von Schumacher. Seinen Vater Pedro Zonta -früher auf Dirt-Rennstrecken selbst Rennfahrer – hätte er wegen der Coronavirus-Erkrankung fast verloren. 

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