Red Bull wollte mit Mercedes um Siege kämpfen. Doch beim Formel-1-Rennen in Ungarn ist das Mateschitz-Team nicht konkurrenzfähig.
Alexander Albon (24) ist das Lachen längst vergangen. Der Red Bull-Teamkollege von Wunderknabe Max Verstappen wirkt fahrig, seine Analysen im Bordfunk schon fast wie eine Kapitulation. „Das Auto“, funkt er immer wieder mit viel Stress in der Stimme,“das Auto ist sehr schwierig zu fahren, unvorhersehbar.“
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Soll heißen: Der Red Bull ist ein eigenwilliges Wildpferd, das am Limit nur schwer zu bändigen ist. Verstappen kann das, Albon eher nicht. Die Konsequenz: Im Schnitt fehlt dem in England aufgewachsenen Günstling der thailändischen Red Bull-Mehranteilseigner mindestens eine halbe Sekunde.
Allein: Albons Problem bringt die Red Bull-Situation auf den Punkt. Der österreichische Rennstall des Getränkemilliardärs Dietrich Mateschitz, der in diesem Jahr ausgezogen ist, Dauerbranchenprimus Mercedes herauszufordern, hat ein Riesenproblem. Das Qualifying zum Großen Preis von Ungarn, der ultimative Vergleich vom Speed der Autos, war für die selbst ernannten Mercedes-Jäger ein Desaster.
Max Verstappen (22) wurde nur Siebter. Sein Rückstand auf Pole-Mann Lewis Hamilton betrug 1,4 Sekunden. „Mercedes ist eindeutig meilenweit außerhalb unserer Reichweite“, motzte Verstappen.
Teamkollege Albon flog schon im zweiten Quali-Segment raus und wurde nur 13. Am schlimmsten: Das alles passierte auf einer Strecke, die den blauen Autos im Vorfeld des Pusta-GPs wie auf den Leib geschneidert schien. Mit Recht: Im vergangenen Jahr war Verstappen auf dem winkligen Hungaroring noch der Schnellste beim Kampf um die Startpositionen. 2020 fehlten dem Holländer dagegen sogar zwei Zehntelsekunden auf seine Bestzeit aus dem Vorjahr.
Kein Wunder, dass Dietrich Mateschitz‘ Chefeinflüsterer Helmut Marko (77) in der Gänze bedient war. Er redete Klartext wie gewohnt: „Wir haben ein Problem mit dem Chassis, da ist irgendwie der Hund drin. Wir haben das Auto über Nacht massivst umgebaut, und trotzdem treten immer wieder aerodynamische Sachen auf, die wir nicht verstehen. Vom Sieg und Podium können wir nur noch träumen. Wir müssen jetzt irgendwie herausfinden, was am Auto grundlegend falsch ist.“
Es ist auch eine versteckte Kritik an Red-Bull-Designer Adrian Newey. Der Brite, der in 90er Jahren als „Daniel Düsentrieb“ bei McLaren-Mercedes und bei den vier Red-Bull-Titel in Folge mit Sebastian Vettel (2010 bis 2013) als der Designer galt, der mit seinen genialen Ideen den Unterschied ausmachen konnte, scheint in die Jahre gekommen. Newey, nur noch ein Ex-Genie? So weit will Helmut Marko noch nicht gehen. „Aber“, gibt er zu, „das Design des diesjährigen Autos ging wohl in die falsche Richtung.“
Völlig frustriert schwenkt ein schlecht gelaunter Verstappen ebenfalls die weiße Flagge: „Das ganze Wochenende hat gar nichts funktioniert. Wir sind viel zu langsam. Es ist richtig schlecht“, ärgert sich der Niederländer. „Von der Pace her sind wir natürlich nicht die Schnellsten, aber schauen wir mal. Ich habe das schon lange nicht mehr erlebt, dass wir so langsam waren. Aber es ist so.“ Ziel sei es nun, „Punkte zu sammeln“.
Sky-Experte Ralf Schumacher hat sogar Mitleid mit dem Ex-Titelkandidaten: „Dietrich Mateschitz steht zwar voll hinter seinem Formel-1-Projekt, aber Red Bull will gewinnen. Die Telefonate mit ihm werden jetzt zwar immer noch freundlich aber auch sehr fordernd sein.“
Wie nervös man im Red Bull-Lager mittlerweile ist, zeigt ein verbaler Schlagabtausch zwischen George Russell und Max Verstappen. Der Williams-Pilot hatte seinen Freund Alex Albon in Schutz genommen, der auf seiner letzten Runde in Q2 von Red Bull sehr spät auf die Strecke geschickt wurde.
Russell bei Sky: „Man lässt ihn wie einen Idioten aussehen, aber das ist er absolut nicht.“ Eine Aussage, die bei Verstappen für Schnappatmung sorgt: „George weiß nichts über unser Team. Er soll auf sich und sein Team schauen, bevor er über andere redet.“
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