Nur wenige Minuten nach der offiziellen Verkündung des Comebacks von Fernando Alonso (39) bei Renault ab 2021 meldete sich Formel-1-Boss Chase Carey (66) zu Wort. „Es sind großartige Neuigkeiten für die Formel 1, dass Fernando 2021 zurück in der Startaufstellung steht.“
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F1-Insider.com weiß: Der Liberty-Boss persönlich hatte sich für eine Rückkehr des Spaniers nach dann zwei Jahren Pause stark gemacht. Die Königsklasse braucht ihre Stars. Typen, die für Aufmerksamkeit sorgen. Mehr denn je im Jahr 2021, wenn Sebastian Vettel vielleicht nicht mehr dabei ist.
Schlagzeilen schreiben – das kann Alonso. 2005 entthronte er mit Renault Michael Schumacher und wurde zum damals jüngsten Doppelweltmeister aller Zeiten. Bei McLaren-Mercedes stritt er sich 2007 bis aufs Blut mit Lewis Hamilton und überführte das der Spionage. Bei Renault gewann er 2008 den Großen Preis von Singapur und löste einen Skandal aus, weil sein Teamkollege Nelson Piquet junior für den Triumph absichtlich in die Mauer fahren musste. Bei Ferrari kämpfte er vier Jahre erfolglos gegen Sebastian Vettel im Red Bull und verließ das Team nach einem Rosenkrieg. Bei McLaren sorgte er für Lacher, als er den Honda-Antrieb als GP2-Motor verunglimpfte.
Fakt ist: Alonso polarisiert und Alonso wühlt auf. „Seine Rückkehr wird allein in Spanien für eine Verzehnfachung der Einschaltquoten sorgen“, glaubt Formel-1-Experte Marc Surer gegenüber F1-Insider.com. „Carlos Sainz hat trotz seines Wechsels zu Ferrari längst nicht den Ruf eines Alonso. Was das Comeback sportlich bringt, wird sich zeigen.“
Surers Zweifel sind nicht zu überhören. Mit 39 Jahren gehört Alonso in einem Sport, der mehr denn je vom Jugendwahn befallen ist, zum alten Eisen. Auch ein Michael Schumacher konnte mit 40 bei Mercedes noch mitfahren, aber eben nicht mehr den Unterschied machen.
Alonso will davon nichts hören. „Die Stoppuhr ist das, was zählt“, entgegnet er seinen Kritikern in einer Videokonferenz, „nicht das Alter. Hoffentlich bin ich immer noch schneller als die anderen. Perfekt vorbereitet bin ich. Ich trainiere seit Februar und meine Fitnesswerte sind besser als je zuvor.“
An Selbstbewusstsein mangelt es dem Spanier nicht. Zu Recht. Zu seiner aktiven Formel-1-Zeit galt er als Tier im Cockpit, als Naturtalent hinterm Lenkrad. Der Spanier konnte Rennen lesen wie kein Zweiter, überholen wie nur wenig andere. Experten sprachen gern vom „perfekten Paket“ eines Rennfahrers. Selbst den unterlegenen Ferrari steuerte er von 2010 bis 2014 zu elf Siegen. Die 24 Stunden von Le Mans gewann er 2018 und 2019 auf Anhieb. Auch bei der Rallye Dakar wusste er Anfang 2020 mit Platz 13 bei seiner Premiere zu überzeugen. Kaum ein Pilot hat solche Allrounder-Fähigkeiten wie der Spanier.
„Fernando ist einer der besten Fahrer aller Zeiten“, sagt Ex-Chefvermarkter Bernie Ecclestone (89) zu F1-Insider.com. „Wäre er nicht so unglücklich in der Wahl seiner Teams gewesen, er hätte ebenfalls siebenmal Weltmeister werden können wie Michael Schumacher.“
Doch Renault tut sich seit dem Comeback als Werksteam 2016 schwer, auf die Erfolgsspur einzufädeln. „Ich bin mir der Situation bewusst“, räumt Alonso ein. „Ich habe ja im letzten Jahr nicht unter der Erde gelebt. Ich weiß, dass es nur ein Team gibt, dass 2020 und wohl auch 2021 siegen kann. Ich weiß auch, dass der Druck groß ist, dass wir uns verbessern.“
Dabei will der Spanier überraschend sogar seinen Egoismus ablegen: „Ich bin mir meiner Mission bewusst, Renault zu helfen wieder zu einem Weltmeisterteam zu werden. Ob ich dann den Erfolg ernte oder ein zukünftiger Fahrer – beides würde mich stolz machen.“
Auch für Renault-Teamchef Cyril Abiteboul ist die Marschroute klar: „Fernando wird dem Team einen Boost geben und eine Sieger-Kultur mitbringen. Unser Ehrgeiz und Ziel für 2022 sind klar, wenn der Sport dank neuer Regeln gesunder und fairer sein wird.“
Immerhin, die Geschichte macht Hoffnung. Alonso ist der zehnte Formel-1-Weltmeister, der sein Comeback gibt. Juan-Manuel Fangio, Niki Lauda und Alain Prost wurden sogar noch ein weiteres Mal Champion. Nigel Mansell und Kimi Räikkönen feierten immerhin GP-Siege. Dazu in der Lage ist Fernando Alonso allemal. Bleibt die Frage, ob er auch Renault zurück an die Spitze bringen kann.
Von Bianca Garloff/Ralf Bach
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