Nico Hülkenberg wird bei seinem Spontan-Einsatz Achter, Daniel Ricciardo gewinnt eine Wette
Bei Renault waren beide bis Ende 2019 Teamkollegen, beim Eifel-GP haben sie unabhängig voneinander für ein Feuerwerk gesorgt: Nico Hülkenberg (33) und Daniel Ricciardo (31).
Hülkenberg kam, sah und holte Punkte. Gestern noch saß der Emmericher bei einem Kaffee in Köln, heute raste er statt des erkrankten Lance Stroll im Racing Point auf Punktekurs. Vier wurden‘s am Ende auf Platz acht. „Nicht so schlecht für einen Halbtagsarbeiter“, grinst Hülki. „Ich bin einfach durchgefahren, hab versucht die Karre auf dem Schwarzen zu halten. Gegen Hälfte des Rennens ist mir der Nacken eingebrochen. Aber ich bin mega happy, was ne Story!“
Der Deutsche wird von den Fans trotz der Hamilton-Rekordjagd zum Fahrer des Tages gewählt. Hulk: „Im Moment bin ich einfach stolz, dass ich das so gemeistert habe. In der Mitte des ersten Stints kam der Lerneffekt und ich habe mich besser gefühlt. Dann kam die Pace und ein guter Rhythmus.“
Kurios: Im AvD Motorsport Magazin auf SPORT1 hat Red Bull-Berater Helmut Marko am Sonntagabend verraten, dass auch er am Freitag mit Hülkenberg in Kontakt stand. Hintergrund: Alex Albon hatte ein unklares Corona-Ergebnis. Fast wäre der Rheinländer also sogar Red Bull gefahren. Marko: „Einerseits sind wir mit Nico als Kommentator für Servus TV im Gespräch, wenn der Sender 2021 die Formel 1 überträgt. Andererseits stand ich auch am Freitag mit ihm in Kontakt, weil Alex Albon ein unklares Corona-Testergebnis hatte und auch wir fast einen Ersatz gebraucht hätten.“
Deutet das auf eine Chance für 2021 hin? Marko: „Albon muss performen. Dann bleibt er. Am Nürburgring hat er eine gute Leistung gebracht. Wir schauen uns das weiter an. Außerhalb unseres Kaders – das kann man ja so klar sagen – stehen nur Hülkenberg und Perez zur Verfügung. Ich glaube grundsätzlich, dass kaum jemand näher als bis auf drei Zehntel an Max Verstappen rankommt. Das schafft Albon an guten Tagen auch.“
Hülkenberg selbst sagt zu seiner Zukunft: „Natürlich war das heute eine gute Visitenkarte und gute Werbung. In Silverstone war das auch schon so. Aber es hat sich nichts verändert, denn mir wurde nicht gleich ein Vertrag vorgelegt.“
Glücklich war auch Daniel Ricciardo. Er holte endlich das langersehnte Podium für Renault – das erste seit Nick Heidfeld in Malaysia 2011. „Ich fuhr über die Ziellinie und hatte so viele Emotionen“, verrät er. „Ich war glücklich, dass ich gewonnen habe. In diesem Moment fühlte sich das wie der erste Sieg an. Man vergisst alle anderen vorher.“
Allein: Teamchef Cyril Abiteboul ist jetzt fällig. Die Wette zwischen Ricciardo und dem Franzosen gilt: Holt der Australier ein Podium, muss sich Abiteboul ein Tatoo stechen lassen. Das Motiv wählt der Fahrer. Ricciardo: „Es wird etwas sein, was mit mir zu tun hat aber auch mit Deutschland, weil es hier passiert ist. Irgendwas traditionelles Deutsches.“
Bei all den Diskussionen um die Wette hat Ricciardo allerdings seinen traditionellen Shoey vergessen. Den holte er im Fahrerraum nach!
Mit dem Podiumsplatz von Ricciardo und Hülkenbergs achtem Platz geht der Kampf um den dritten Platz in der Konstrukteurswertung zwischen Renault, McLaren und Racing Point in die nächste Runde. Racing Point liegt mit 120 Punkten auf Platz drei vor McLaren mit 116 Zählern und Renault mit 114.
Nico Hülkenberg sollte eigentlich bei RTL kommentieren, bestritt das Qualifying dann aber doch für Racing Point.
So schnell kann es gehen: Mick Schumachers Formel-1-Debüt fiel am Freitag ins Wasser, dafür kam Nico Hülkenberg am Samstag vom Regen in die Traufe. Weil sich Racing-Point-Pilot Lance Stroll den Magen so schwer verdorben hatte, dass er sich nicht fähig sah ins Auto zu steigen, musste Racing-Point-Teamchef Otmar Szafnauer eine Blitzentscheidung treffen.
Soll er den offiziellen Ersatzpiloten Stoffel Vandoorne ins frei gewordene Auto setzen oder Nico Hülkenberg, der bei den beiden Rennen in Silverstone schon erfolgreich den damals Corona-Infizierten Mexikaner Sergio Perez ersetzt hat? Szafnauer entschied sich für seinen Mann für besondere Fälle aus Deutschland. „Nico kennt das Auto, das Team, wir haben immer seinen Sitz mit dabei. Deshalb war er die logische Wahl.“
Für Hülkenberg begann damit ein Rennen gegen die Zeit. „Ich war in Köln, was etwa eine Stunde von hier entfernt ist und saß mit einem Freund zusammen, um einen Kaffee zu trinken und sah, dass Otmar (Racing-Point-Teamchef Szafnauer, d. Red.) anruft und sagt: „Nico beeil Dich, wir brauchen Dich hier.“ Dann bin ich ins Auto gestiegen und losgefahren. Ich musste kurz nachdenken, weil ich anders als in Silverstone völlig unvorbereitet ins Auto steigen musste. Aber am Ende bin ich Rennfahrer und machte mich sofort auf den Weg.“
Um 13.34 Uhr betrat er das Fahrerlager. 86 Minuten vor Beginn des Qualifyings. Alles musste im Eiltempo gehen. Ähnliches hatte nur der heutige Sky-Experte Paul di Resta erlebt. 2017 musste er bei Williams kurzfristig Felipe Massa ersetzen. Im Gegensatz zum Deutschen war der Schotte aber schon die Tage vorher an der Rennstrecke.
Fest steht: Hülkenberg hatte keine Zeit, das Auto kennenzulernen. Die ersten Runden im Qualifying dienten nur zur Orientierung. Am Ende wurde er 20. und es fehlte eine knappe halbe Sekunde, um ins zweite Segment zu kommen. „Es war brutal“, so Hülkenberg, „das Auto hat sich seit Silverstone verändert. Besonders an der Lenkung hat das Team gearbeitet, deshalb war das neue Einlenkverhalten total ungewohnt. Jetzt geht es darum, mich morgen im Rennen so schnell wie möglich an alles zu gewöhnen.“
Den Humor hat der Emmericher jedenfalls nicht verloren, denn seine Prognosen für den GP der Eifel hörten sich im TV so an: „Alles andere als ein Sieg wäre eine große Enttäuschung“, grinste er den perplexen Reporter an.
Allein: Die Experten sind jetzt schon beeindruckt. „Er war quasi nur zehn Minuten im Auto, dafür war das eine super Leistung“, lobte Christian Danner.
Sein Pendant bei Sky schloss sich ihm an: „Ich hätte mir das wahrscheinlich nicht angetan“, stellte Ralf Schumacher fest, „er hat aufgrund der Umstände den bestmöglichen Job. Wäre er auf Anhieb auf den Zeiten der Kollegen gewesen, wären die dann aber auch alle überbezahlt.“ Der sechsmalige GP-Gewinner gab aber auch zu bedenken: „Für Vandoorne war diese Entscheidung wie ein Schlag in die Magengrube. Wofür hat man einen Ersatzfahrer, wenn man ihn nicht einsetzt?“
Dem Deutschen kann das aber egal sein. Was Hülkenberg am meisten freut: „Der Große Preis der Eifel findet auf der Strecke statt, die meiner Heimatstadt Emmerich am nächsten liegt. Ich habe fast schon geweint, dass ausgerechnet in dem Jahr, in dem ich mal nicht dabei bin, wieder dort gefahren wird. Ich fühle mich am Ring wie zuhause. Ich weiß nicht, wie viele Kilometer ich schon auf der Nordschleife gefahren bin, ich kann sie sicher nicht zählen. Aber auch der GP-Kurs hat es in sich und ist alles andere als einfach. Auch wegen des Wetters. Das kann sich erfahrungsgemäß – egal zu welcher Jahreszeit – blitzschnell ändern.“
Deshalb hätte der Emmericher auch nichts dagegen, wenn es morgen regnet.
Ralf Bach
Profitiert Nico Hülkenberg ein weiteres Mal von einem Krankheitsfall bei Racing Point?
Nico Hülkenberg steht kurz vor seinem nächsten Einsatz als Ersatzmann bei Racing Point! Wie das Team vorm dritten freien Training bestätigt hat, geht es Lance Stroll nicht gut. Der Kanadier habe keine Covid-19, fühlte sich am Morgen aber nicht fit genug, um zu fahren.
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Klar, dass Racing Point erneut sofort bei Nico Hülkenberg anrief! Der Deutsche ist mit seinem Porsche bereits am Nürburgring angekommen. Am Morgen soll er auch schon einen Corona-Test gemacht haben, dessen Ergebnis negativ war. Mittlerweile ist er sogar im rosa Overall unterwegs und sagt: „Ich bin bereit!“
Mittlerweile hat Racing Point einen erneuten Einsatz nach den beiden Rennen Silverstone auch bestätigt. Beim Jubiläums-GP in England wurde der Emmericher Siebter. Damals ersetzte er Sergio Perez, der positiv auf Corona getestet wurde.
Racing Point-Teamchef Otmar Szafnauer zu RTL: „Glücklicherweise war Nico für Euch (RTL; d. Red.) hier, vorsichtshalber haben wir immer seinen Sitz dabei.“ Experte Christian Danner sagt: „Das ist natürlich nicht ganz ohne, schnell mal zum Qualifying ins Auto zu springen. Aber wenn jemand es kann, dann Nico.“
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