Wird das noch was mit Sebastian Vettel (33) und Ferrari im letzten Jahr der Partnerschaft?
Während der Deutsche am vergangenen Sonntag nach 17 Sekunden Funkstille noch auf den Ferrari-Boxenfunk reagierte, blieb das Radio aus dem Auto mit der Nummer fünf nach Platz zwölf beim Jubiläums-GP an diesem Sonntag in Silverstone gänzlich stumm.
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Grund: ein zu früher und deshalb unerwünschter Boxenstopp. Ferrari holte Vettel in Runde 22 zum Reifenwechsel, obwohl der Deutsche das zuvor abgelehnt hatte. Vettel lag zu dem Zeitpunkt bereits auf Rang neun – mit Tendenz nach vorn. Und seine harten Reifen waren noch gut. DIE Chance, weitere Positionen gutzumachen.
Das Problem: Hinter ihm drängelte Teamkollege Charles Leclerc auf einer anderen Strategie. Ferraris Taktik hinter dem Zwangs-Stopp war klar: Die Straßenblockade Vettel sollte mit dem Umweg über die Box aus dem Weg geschafft werden. Offener kann die Scuderia nicht zeigen, auf wen sie setzen und auf wen nicht mehr.
Vettel fiel dadurch wieder aus den Punkterängen und war sauer: „Jetzt hänge ich genau da fest, wo wir nicht hinwollten“, funkte er in aller Öffentlichkeit. „Ihr wisst, dass ihr es verbockt habt!“
Später erklärt der Heppenheimer bei RTL: „Ich denke, ich hätte noch gut zehn oder mehr Runden fahren können. Aber wir hatten nicht den Mut, dass Charles mich auf der Strecke überholt. Deswegen hat man mich vorher rein gerufen, von daher war es bisschen Quark. Danach war die Strategie im Eimer.“
Klartext-Kritik von Sebastian Vettel an Ferrari! Schlimmer noch: Teamchef Mattia Binotto gibt die Taktik pro Leclerc sogar zu: „Wir haben Seb früher reingeholt, um Charles die Aufholjagd zu ermöglichen. Fürs Team war es die richtige Entscheidung. Mehr als Platz zwölf wäre für Seb nicht drin gewesen. Sein Rennen wurde schon am Start beeinträchtigt.“
Der Ferrari-Rennleiter gibt die Kritik also postwendend an den Hessen zurück. Hintergrund: Am Start fuhr er zu weit über den Randstein, kam in den Sand, verlor den Grip und drehte sich. Vettel: „Natürlich war das nicht gut, aber ich konnte schnell wieder den Anschluss herstellen.“
Was Binotto zudem vergisst: Mit einem längeren ersten Stint wäre auch bei Vettel eine Einstopp-Strategie möglich gewesen – wie bei Leclerc. F1-Insider.com erfuhr: Laut interner Hochrechnungen war Platz acht realistisch.
Bleibt nach dem verbalen Schlagabtausch via Radio und der anschließenden Funkstille die Frage: Macht es für die Paarung Vettel-Ferrari überhaupt noch Sinn, bis zum endgültigen Scheidungstermin gemeinsam weiterzufahren?
Ex-Ferrari-Star Gerhard Berger hat da seine Zweifel: „Am besten wäre es für die Stimmung in den jeweiligen Teams, wenn man jetzt schon auf die Konstellation von 2021 wechselt.“ Das hieße: Carlos Sainz wechselt vorzeitig zu Ferrari, Daniel Ricciardo zu McLaren, Fernando Alonso zu Renault.
Das Problem: Stand jetzt ist für Vettel dann kein Platz mehr. Sein Wechsel zu Aston Martin hängt nach F1-Insider.com-Informationen von der Sponsor-Mitgift von Sergio Perez ab. Ein vorzeitiger Ferrari-Abschied könnte entsprechend auch ein vorzeitiges Karriereende bedeuten.
Deshalb sollte der Deutsche laut Ex-Weltmeister Nico Rosberg weiter kämpfen. Rosberg: „Sebs Funkspruch zeigt natürlich, wie angespannt die Situation bei Ferrari ist. Aber er sollte jetzt kämpfen – auch als Zeichen an mögliche zukünftige Teams. Er muss bei Ferrari auf den Tisch hauen und um neues Auto bitten.“
Denn für Rosberg ist klar: Der fehlende Speed liegt nicht an Vettel, sondern an seinem bockenden SF1000. „Sebastian ist einer der besten Fahrer aller Zeiten, der fährt keine halbe Sekunde langsamer als ein Charles Leclerc. Da muss irgendwas grundlegend falsch sein am Auto. Sebastian muss sich jetzt einfach durchsetzen.“
Und durchbeißen. Bis zum bitteren Ende.
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