In der Wirtschaft ist er längst ein Schwergewicht: Lawrence Stroll (61). Der kanadische Geschäftsmann ist seit 2018 Eigentümer von Racing Point, dem Team, das 2021 als Aston Martin F1 an den Start geht. Er ist Großaktionär beim Sportwagenhersteller Aston Martin. Vater von Formel-1-Pilot Lance Stroll. Sebastian Vettels neuer Boss. Und er ist geschätzte 2,6 Milliarden Dollar reich.
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Eigentlich gibt Lawrence Stroll nie Interviews. Doch jetzt ist der Kanadier im Angriffsmodus. Attackieren will er mit Aston Martin. Einerseits in der Welt des Automobils, andererseits in der Formel 1. Deshalb nutzt er nun auch die Macht der Worte.
„Die Formel 1 wird eine Schlüsselrolle in der Gesamtstrategie von Aston Martin spielen“, sagt er unter anderem zu F1-Insider.com, „es ist ein globaler Sport mit einem riesigen Publikum, von dem wir glauben, dass er dazu beitragen kann, die Marke neu zu beleben und ihre Attraktivität auf der ganzen Welt weiter zu steigern.“
Zurück in die Zukunft also. Denn 1959 war die Traditionsmarke, die durch James-Bond-Filme Kultstatus erlangte, schon einmal in der Formel 1. Die beste Platzierung in einem WM-Rennen: Rang sechs. Jetzt das Comeback. 61 Jahre später. Und damit die Rückkehr des kürzlich noch maroden britischen Sportwagenherstellers auf die ganz große Bühne des Automobilsports.
Stroll nutzt das Image der Formel 1 dabei ganz bewusst: „Dies ist die Arena, in der viele der größten und besten Automobilhersteller der Welt angetreten sind und Erfolg hatten. Es ist also eine enorm spannende Herausforderung für alle Beteiligten, wenn wir versuchen, diese ikonische britische Sportwagenmarke unter diese Namen zu bringen.“
Der Kanadier weiß, was er tut. In der Modebranche hat er Millionen gemacht, indem er Marken wie Ralph Lauren und Michael Kors aus dem Dornröschenschlaf weckte. Mit Tommy Hilfiger kam er zu Ferrari in die Formel 1, brachte später auch den Luxus-Ausstatter Asprey zur Scuderia.
Stroll ist ein ausgemachter Auto-Fan. Er sammelt Luxus-Sportwagen, besitzt die angeblich beste Ferrari-Kollektion der Welt. Darunter ein GTO, ein P4 330 and ein LaFerrari. Ihm gehört mit dem Circuit Mont Tremblant sogar eine eigene Rennstrecke. Dort durfte einer seiner Brüder im Geiste, Mercedes-Teamchef Toto Wolff, so erfuhr F1-Insider.com, auch schon einmal einen Ferrari testen.
Seine neue Berufung heißt Aston Martin. Angeblich soll der Plan, sich mit rund 550 Millionen Euro etwa 25 Prozent von Aston Martin zu sichern, beim Kauf mehrerer Versionen des Hypercars Valkyrie entstanden sein. Seither will er die James-Bond-Marke wieder konkurrenzfähig machen und als Luxuspendant zu Ferrari etablieren.
Was bisher kaum bekannt ist: Stroll überzeugte sogar Ex-Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo vom Investment (4 Mio Dollar), Toto Wolff ist mit einer Investorengruppe und 37 Millionen Pfund an Bord und sogar der Daimler-Konzern schraubt seine Anteile von 4,5 auf 20 Prozent hoch. Ein Mega-Deal, denn damit sicherte sich Stroll im Gegenzug Zugang zu hochmodernen Hybrid-Motoren, Elektronik und Infotainment-Produkten von Mercedes.
Ein Vertrauter aus Strolls Yew Tree-Konsortium, Lord Anthony Bamford, beschreibt Stroll als Gewinner-Typ, der verstaubten Marken neuen Glanz verleihen kann: „Er ist eine kraftvolle Persönlichkeit. Wenn er eine Idee hat, pusht er dafür. Und er hat den Ruf, die besten Leute anzuheuern.“ Dazu passt: Als CEO für die Sportwagenschmiede engagierte er das Vollgastier Tobias Moers von AMG, für die Kommunikation des Formel-1-Teams holte er Ex-McLaren-Pressechef Matt Bishop.
Der riet ihm, jetzt auch verbal Vollgas zu geben. „Die Formel 1 ist auch das perfekte Schaufenster für Aston Martin als Marke und die erstaunlichen Autos, die wir produzieren. In den letzten Saisons wurde viel über die Relevanz der Formel 1 für die Straße gesprochen, und wir werden sehen, wie Technologie und Innovation von der Rennstrecke auf die Straße übertragen werden. Wir werden diese Verbindungen zwischen der Formel 1 und den Straßenautos demonstrieren, vor allem mit unserer Mittelmotor-Baureihe, die in Zukunft auf den Markt kommen wird.“
Dafür will Stroll ganz vorne mitfahren. Bei racefans.net sagt er: „Ich denke, der erste Schritt zum Sieg wird sein, regelmäßig auf dem Podium zu stehen, ein paar Rennen zu gewinnen und dann konstant an die Tür zum zweiten Platz zu klopfen.“ Sebastian Vettel wird es freuen…
Allein: Motorlieferant Mercedes ist noch nicht im Visier. Stroll: „Ob ich glaube, dass wir Mercedes schlagen können? Sicherlich nicht nächstes Jahr. Wir sind alle sehr große Realisten.“ Doch er räumt auch ein: „Bei den neuen Regeländerungen im Jahr 2022 wissen wir nicht, was sie genau bedeuten werden. Die Absicht ist, das Feld näher zusammenrücken zu lassen. Wird das gelingen? Wenn ja, denke ich, dass wir jedem – nicht nur Mercedes, sondern auch Red Bull und Ferrari – herausfordern können.“
Fest steht jetzt schon: Aus dem Mittelfeld-Team Racing Point hat der Kanadier dank des neuen Namens einen Big Player der Formel 1 gemacht. Und so auch intern die Moral gesteigert. „Durch einfache Dinge wie die Änderung des Namens am Eingangstor scheint es, als hätte jeder einen achten Gang gefunden.“
Lawrence Stroll. Der Mann mit der Lizenz zum Siegen.
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