Die euphorischen Gesichter hat man immer noch auf dem Schirm: Red Bull-Mechaniker lagen sich nach dem letzten Rennen 2020 in Abu Dhabi in den Armen und erweckten den Anschein, dass sie den WM-Titel gewonnen hätten – nicht nur ein Rennen. Teamchef Christian Horner war sich sicher, dass der Sieg Max Verstappens der Wendepunkt im scheinbar nicht zu gewinnenden Kampf gegen die Übermacht aus Stuttgart war.
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Er war sicher, dass Red Bull und Honda nach harter Arbeit und unzähligen Updates jetzt endlich den Schlüssel gefunden hatten, mit dem man Mercedes knacken konnte.
Bei Mercedes akzeptierte man die freudige Stimmung aus dem feindlichen Lager. Man lobte die Stärke Red Bulls und räumte ein, dass in Abu Dhabi kein Kraut gewachsen war gegen die Getränkeproduzenten aus Österreich. Merkwürdig: Von Hektik und Frust war dennoch nichts zu merken. Toto Wolffs Eingeständnis der Niederlage wirkte eher wie von jemandem, der genau wusste, warum er verloren hat. Der das Drehbuch zum letzten Rennen geschrieben und die Hauptrolle mit voller Absicht abgegeben hatte.
Allein: Nicht nur F1-Insider.com glaubt, dass Mercedes den Sieg bewusst hergeschenkt hat, um den vermeintlichen Hauptgegner für die Saison 2021 in Sicherheit zu wiegen. Auch bei Red Bull gibt es ranghohe Teammitglieder, die den Bluff der Daimler-Strategen um den Wiener Schlawiner Toto Wolff durchschaut haben.
Drei Argumente gibt es, die bei Red Bull zu denken geben und die wahre Mercedes-Stärke verschleiert haben könnten.
Erstens: Mercedes hat seinen Monstermotor in Qualifying und Rennen um fast 50 PS zurückgedreht. Das bestätigte das Weltmeisterteam sogar und begründete die Maßnahme mit Zuverlässigkeitsproblemen, die dann ja auch Sergio Perez‘ Racing Point-Mercedes aus dem Rennen rissen. Allein: Bei Red Bull glaubt man, dass Mercedes die PS nicht opfern musste sondern wollte. GPS-Daten bei Red Bull und Honda sollen das belegen.
Zweitens: Anders als Red Bull hat Mercedes in Abu Dhabi aerodynamische Teile (z.B. einen Unterboden) verwendet, die schon auf 2021 zugeschnitten waren. Mit dem aktuellen Wagen war damit keine optimale Abstimmung möglich. Dafür bekam Mercedes wertvolle Daten für das neue Auto.
Drittens: Weltmeister Lewis Hamilton gab selbst zu, in Abu Dhabi nach seiner gerade überstandenen Corona-Infektion körperlich noch nicht ganz auf der Höhe gewesen zu sein.
Insgesamt, so vermutet die Quelle von F1-Insider.com, „hat das alles zusammen Mercedes pro Runde eine halbe Sekunde langsamer gemacht als normal. Mindestens. Sie wollen uns in Sicherheit wiegen. Um bei den ersten Testfahrten wieder zuzuschlagen und die Gegner dann zum Saisonstart wie eigentlich jedes Jahr in einen kollektiven Schockzustand zu versetzen.“
Stimmen die von Red Bull vermuteten Zahlen, spiegelt das Ergebnis in Abu Dhabi nicht das wahre Leistungsbild wieder. Im Rennen lag Verstappen nach 55 Runden 16 Sekunden vor Valtteri Bottas und 18,5 Sekunden vor dessen schwächelndem Teamkollegen Lewis Hamilton. Wäre Mercedes in Normalform gefahren und pro Runde eine halbe Sekunde schneller, hätten sie überlegen gewonnen.
Ähnlich wäre das Qualifying ausgegangen: Gegen den „Mogel-Mercedes“ behielt Verstappen mit 25 Tausendstelsekunden knapp die Oberhand. Der „Schwarzpfeil“ im Normal-Modus hätte dem Red Bull dagegen keine Chance gelassen.
Chefberater Helmut Marko (77) hat die Mercedes-Täuschungstaktik aber durchschaut. Bei F1-Insider.com ist er sich bewusst, dass das Leistungsbild in Abu Dhabi nicht das realistische war: „Ich weiß, dass Mercedes sich selbst eingebremst hat. Dass habe ich meinen euphorischen Engländern im Team auch gesagt. Wir werden deshalb in unserer Entwicklung nicht langsamer machen, sondern so entwickeln, als müssten wir einen Rückstand aufholen.“
Trotzdem ist sich der Doktor der Rechtswissenschaften sicher: „Wir haben im Laufe der Saison 2020 aufgeholt. Das zweite Rennen in Bahrain hätten wir schon gewinnen können, wenn Max da nicht von Leclerc abgeräumt worden wäre.“
Allein: Das war das Rennen, in dem Youngster George Russell (der Mercedes-Junior wurde von Williams ausgeliehen) als Hamilton-Ersatz geglänzt hatte und Bottas völlig neben der Spur war. Das müsste in dieser optimistischen Rechnung auf jeden Fall mit einbezogen werden.
Fest steht: Red Bull und Honda müssen gewarnt sein. Sonst kommt 2021 wieder die große Ernüchterung.
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