Sebastian Vettel könnte 2021 für Aston Martin fahren – oder geht da doch noch was bei Red Bull?
Ein Tipp vorab: Schauen Sie sich mal die Netflix-Formel-1-Doku „Drive to Survive an“! Die zweite Staffel gewährt exklusive Einblicke ins Innenleben der Teams im Jahr 2019. Besonders interessant: Red Bull und die fahrerische Krise des zweiten Piloten Pierre Gasly.
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Brisant: Immer wieder kritisiert die Teamführung um Teamchef Christian Horner den Franzosen dort für seinen fehlenden Speed. Tenor: Er sei zu langsam und könne Nummer-eins-Pilot Max Verstappen nicht gut genug unterstützen. Red Bull brauche zwei starke Fahrer, heißt es da aus Horners Mund. Auch wenn klar ist: Verstappen ist speziell.
Folge: In der Sommerpause erhielt Gasly den unvermeidbaren Anruf. Der Franzose musste zurück zu Toro Rosso, Alex Albon wurde ins A-Team befördert. Doch schaut man genau hin, ist die aktuelle Situation des Thailänders eine 1:1-Blaupause der Gasly-Krise im vergangenen Jahr.
Schon nach dem zweiten Rennen in Spielberg lamentierte Max Verstappen deshalb: „Es hilft nicht, wenn mein Teamkollege zu weit weg ist. Im Gegensatz zu Mercedes haben wir dann nicht die Möglichkeit, unsere Rennstrategie zu variieren.“
Die Statistik gibt Verstappen recht. Seit 40 Rennen steht immer nur EIN Red-Bull-Fahrer auf dem Podium: Verstappen. Der letzte Pilot, der für Red Bull aufs Treppchen steigen durfte und nicht aus Holland kam, war Daniel Ricciardo bei seinem Sieg in Monaco 2018. Seitdem scheiterten der Franzose Gasly und jetzt eben auch Albon an der Eiger-Nordwand aus den Niederlanden.
Sky-Experte Ralf Schumacher sieht deshalb Handlungsbedarf bei Red Bull. Zu F1-Insider.com sagt er: „Red Bull muss genau analysieren, was sie wollen. Gerade sie wissen, warum zwei ähnlich starke Teamkollegen ein Vorteil sind.“ Der ehemalige Formel-1-Star erinnert an Vettels ersten WM-Titel in Abu Dhabi 2010. „Da konnte Sebastian nur deshalb die WM gewinnen, weil Red Bull mit Mark Webber noch ein zweites Eisen im Feuer hatte. Ferrari konzentrierte sich so sehr auf Webber, dass sie in die Red Bull-Falle getappt sind.“
Grund: Webber kam extrem früh in die Box. Ferraris-Titelfavorit Fernando Alonso wollte den in der WM vor Vettel liegenden Australier covern und folgte ihm zum Reifenservice. Anschließend kamen beide in den Verkehr. „Vettel gewann und war der lachende Dritte“, so Schumacher. „Das ging nur, weil Red Bull mit Webber taktieren konnte. Mit einem Albon damals wäre die Doppelstrategie nicht möglich gewesen. Alonso wäre dann locker Weltmeister geworden.“
Doch bei Red Bull will man Albon schützen. „Im Rennen war er gut und hat stark überholt. Die Kritik an ihm ist nicht fair“, sagt Motorsportchef Helmut Marko. Schumacher erwidert: „70 Sekunden Rückstand auf Verstappen sind schon ein Brett.“
Da käme plötzlich doch wieder Sebastian Vettel ins Spiel. Der vierfache Weltmeister machte Red Bull offen einen Heiratsantrag. Vettel gab in Spielberg zu, dass er ein Angebot seines Ex-Arbeitgebers für 2021 annehmen würde. „Geld spielt keine Rolle“, betont er immer wieder.
Bis zuletzt lehnten aber alle Red Bull-Verantwortlichen ab. Gerüchte in diversen Medien, wonach Red Bull-Besitzer Dietrich Mateschitz seinem Chef-Einflüsterer Helmut Marko den Auftrag erteilt habe, Vettel zurück zu holen, stimmen nach Informationen von F1-Insider.com nicht. Noch nicht jedenfalls. Albon erhielt bisher – auch wegen seiner thailändischen Herkunft – eine Jobgarantie.
Was Albon aber zu denken geben müsste: Auch beim Franzosen Gasly schloss Helmut Marko 2019 einen Fahrertausch kategorisch aus. Bis zur Sommerpause – danach saß Albon plötzlich im Red Bull. Marko dazu: „Wir mussten damals reagieren.“ Und er zitierte schmunzelnd Ex-Kanzler Konrad Adenauer: „Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern.“
Schon gibt es lustige Gerüchte im Fahrerlager, wonach der gerade wieder in Hochform fahrende Vettel habe extra für einen Anruf seines Vertrauten Helmut Marko als Klingelton einen berühmten Beatles-Song programmiert: „Baby, won´t you drive my car“ soll es aus Vettels Handy neuerdings tönen, wenn der Doktor von Red Bull anruft…
Von Ralf Bach und Bianca Garloff
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