2020 kann also auch ein anderes Team siegen als Mercedes! Mit starker Reifentaktik und einem noch stärkeren Max Verstappen hat Red Bull die Schwarzpfeil-Dominanz in der Formel-1-Saison 2020 gebrochen. Der Holländer gewinnt vom vierten Startplatz aus am Sonntag in Silverstone den Grand Prix zum 70-jährigen Jubiläum der Formel 1!
„Das habe ich nicht kommen sehen“, strahlt Verstappen nach seinem neunten GP-Sieg im Ziel. „Nach dem ersten Stint konnte man sehen, dass wir mit den Reifen gut umgehen. Ich hatte eigentlich das ganze Rennen über keine Probleme damit.“ Verstappen jubelt: „Ein unglaublicher Tag für Red Bull und eine tolle Vorstellung unseres Teams!“
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In der WM-Wertung überholt Verstappen Bottas und liegt nun 30 Punkte hinter Spitzenreiter Hamilton auf Rang zwei. Verstappen: „Bisher hatten wir dieses Jahr nie wirklich die Möglichkeit sie zu fordern. Deshalb habe ich im ersten Stint den Druck aufrecht erhalten und nach den Stopps waren wir dann vorne.“
WM-Leader Lewis Hamilton wird am Sonntag Zweiter: „Gratulation an Max und Red Bull, wenn man sich ihre Reifen und unsere anschaut. Dass wir so massive Blasenbildung haben, damit war nun wirklich nicht zu rechnen. Aber bin dankbar, dass ich durchgekommen bin und so viele Punkte gesammelt habe“, so Hamilton. Teamkollege Valtteri Bottas beendet das Rennen als Dritter.
Einen Tag zum Vergessen erlebt einmal mehr Ferrari-Star Sebastian Vettel: In der ersten Kurve kommt er neben die Strecke, verliert wegen eines dreckigen rechten Hinterreifen Grip und dreht sich. Anschließend muss er dem Feld als Letzter hinterherjagen. Später zofft er sich am Funk sogar ganz offen mit seinem Team, als er im Verkehr stecken bleibt: „Das ist die Lücke, über die wir gesprochen haben heute früh. Ich häng mich rein, aber ihr wisst genau, dass ihr das vergeigt habt.“
Hintergrund: Der Deutsche wollte eigentlich noch gar nicht in die Box, funkte das auch an seine Crew. Die holte ihn trotzdem rein, damit Teamkollege Leclerc – zu dem Zeitpunkt hinter Vettel – freie Fahrt hat.
Während der Heppenheimer das Rennen außerhalb der Punkteränge also als trostloser 12. beendet, bringt Teamkollege Charles Leclerc den zweiten Ferrari mit einer starken Einstopp-Strategie immerhin als Vierter ins Ziel.
Besser läuft es für den anderen Deutschen im Feld: Nico Hülkenberg schafft zwar bei seinem Renn-Comeback im Racing Point erneut keinen Podestplatz, holt als Siebter hinter Alex Albon (Red Bull) und Teamkollege Lance Stroll aber immerhin gute WM-Punkte.
Pole-Mann Bottas behauptet am Start die Führung vor Hamilton, dahinter verliert Hülkenberg den dritten Platz an Verstappen – auch, weil Kimi Räikkönen am Ende des Feldes auf der Einführungsrunde viel zu lange rumbummelt und die Startampel danach sehr schnell freigegeben wird.
Während sich Vettel ohne Fremdeinwirkung in Kurve eins wegdreht und ans Ende des Feldes zurückfällt, kämpft Mercedes an der Spitze schon bald mit den Medium-Reifen. Verstappen kann seinen Vorteil aus dem Qualifying mit harten Reifen am Start ausspielen und macht von hinten immer mehr Druck.
Bereits nach 13 Runden biegt Bottas an die Box, eine Runde später folgt Hamilton – beide holen sich harte Pneus. Doch Verstappen, der weiterfährt, ist auch nach den Mercedes-Stopps schneller als die Silberpfeile. „Meine Reifen sind noch gut“, funkt er. Hamilton indes klagt nach nur zehn Runden auf den neuen Reifen schon wieder über Blasenbildung.
In Runde 27 holt sich Verstappen Medium-Reifen. Red Bull verpatzt den Stopp mit 3,2 Sekunden Standzeit etwas, Verstappen kommt deshalb knapp hinter Bottas auf die Strecke, schnappt sich den Finnen nach einer halben Runde auf frischen Reifen aber mit einem schönen Manöver auf der Außenbahn trotzdem. Danach bekommt der neue Führende von der Red-Bull-Box eine Feuer-frei-Ansage: „Vergiss ab jetzt die Reifen, gib einfach alles!“
Hamilton zeigt sich indes als schlechter Verlierer, mutmaßt: Verstappen sei mit weniger Reifendruck unterwegs. ORF-Experte Alex Wurz entkräftet den Vorwurf: „Das wird rigoros von der FIA kontrolliert. Red Bull kommt mit dem neuen, höheren Reifendruck einfach am besten zurecht. Man darf nicht vergessen, dass sie auch eine andere Strategie gewählt haben. Im ersten Stint war es ein gebrauchter Reifen, den man mit der Runde im Quali schon etwas aushärten hat lassen. Vielleicht war das Taktik, vielleicht auch einfach Glück.“
Zwanzig Runden vor Schluss macht Red Bull endgültig den Deckel drauf: Verstappen und Bottas kommen zeitgleich zum zweiten Reifenwechsel auf harte Pneus rein, der Niederländer behauptet dabei seine Position.
Hamilton bleibt draußen, liebäugelt mit einer Einstopp-Strategie und hält den Vorsprung auf Verstappen erstmal konstant bei zehn Sekunden. Der WM-Leader kämpft aber weiter mit Blasenbildung. Zehn Runden vor Ende macht Verstappen bei den Zeiten ernst und Mercedes hat ein Einsehen, holt Hamilton ebenfalls zum zweiten Reifenstopp.
Danach stürmt der Brite mit neueren Reifen zwar im Eiltempo nach vorne, schnappt sich erst Ferrari-Pilot Leclerc und dann auch seinen Teamkollegen Bottas für Platz zwei – Verstappen ist da aber schon über alle Berge und feiert den ersten Nicht-Mercedes-Sieg der Saison.
1. Max Verstappen (Niederlande) – Red Bull 1:19:41,993 Std.
2. Lewis Hamilton (Großbritannien) – Mercedes +11,326 Sek.
3. Valtteri Bottas (Finnland) – Mercedes +19,231
4. Charles Leclerc (Monaco) – Ferrari +29,289
5. Alexander Albon (Thailand) – Red Bull +39,146
6. Lance Stroll (Kanada) – Racing Point +42,538
7. Nico Hülkenberg (Emmerich) – Racing Point +55,951
8. Esteban Ocon (Frankreich) – Renault +1:04,773 Min.
9. Lando Norris (Großbritannien) – McLaren +1:05,544
10. Daniil Kvyat (Russland) – Alpha Tauri +1:09,669
11. Pierre Gasly (Frankreich) – Alpha Tauri +1:10,642
12. Sebastian Vettel (Heppenheim) – Ferrari +1:13,370
13. Carlos Sainz Jr. (Spanien) – McLaren +1:14,070
14. Daniel Ricciardo (Australien) – Renault + 1 Rd.
15. Kimi Räikkönen (Finnland) – Alfa Romeo + 1 Rd.
16. Romain Grosjean (Frankreich) – Haas + 1 Rd.
17. Antonio Giovinazzi (Italien) – Alfa Romeo + 1 Rd.
18. George Russell (Großbritannien) – Williams + 1 Rd.
19. Nicholas Latifi (Kanada) – Williams + 1 Rd.
Ausgefallen: Kevin Magnussen (Dänemark) – Haas (44. Rd.)
1. Lewis Hamilton (Großbritannien) – Mercedes 107 Pkt.
2. Max Verstappen (Niederlande) – Red Bull 77
3. Valtteri Bottas (Finnland) – Mercedes 73
4. Charles Leclerc (Monaco) – Ferrari 45
5. Lando Norris (Großbritannien) – McLaren 38
6. Alexander Albon (Thailand) – Red Bull 36
7. Lance Stroll (Kanada) – Racing Point 28
8. Sergio Perez (Mexiko) – Racing Point 22
9. Daniel Ricciardo (Australien) – Renault 20
10. Esteban Ocon (Frankreich) – Renault 16
11. Carlos Sainz Jr. (Spanien) – McLaren 15
12. Pierre Gasly (Frankreich) – Alpha Tauri 12
13. Sebastian Vettel (Heppenheim) – Ferrari 10
14. Nico Hülkenberg (Emmerich) – Racing Point 6
15. Antonio Giovinazzi (Italien) – Alfa Romeo 2
16. Daniil Kvyat (Russland) – Alpha Tauri 2
17. Kevin Magnussen (Dänemark) – Haas 1
1. Mercedes 180 Pkt.
2. Red Bull 113
3. Ferrari 55
4. McLaren 53
5. Racing Point 41
6. Renault 36
7. Alpha Tauri 14
8. Alfa Romeo 2
9. Haas 1
Frederik Hackbarth
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