Aston Martin hat Sebastian Vettels neues Auto am Firmensitz in Gaydon vorgestellt. Das ist der AMR22
Bei einem ist Aston Martin der Konkurrenz schon mal voraus: Der AMR22 ist das wohl realistischste Auto der bisherigen Formel-1-Präsentationen. Während Haas und Red Bull reine Showcars zeigten, enthüllte Aston Martin-Boss Lawrence Stroll am Firmensitz in Gaydon einen Rennwagen, der so ähnlich auch beim Test ab dem 23. Februar in Barcelona auf die Strecke geschickt werden dürfte.
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Kurze, in den Frontflügel eingearbeitete Nase, Luftschlitze auf den Seitenkästen, eine markante Beule im Heck: Der neue gelb-grüne Renner ist definitiv mehr Hingucker als die Fake-Renner von Red Bull und Co.
„Das Auto hat etwas Futuristisches“, sagt auch Sebastian Vettel (34) und schwärmt: „Ich finde, es ist ästhetisch sehr schön. In der Formel 1 gilt aber immer: Schön ist, was schnell ist!“
Fest steht: Die Regeländerungen der Saison 2022 sind für das britische Traditionsteam des deutschen Ex-Weltmeisters DIE Chance, den Rückstand auf die Spitze zu verringern.
Bei Aston Martin hat das einen besonderen Grund: „Wir können das Auto dieses Jahr endlich wieder weiterentwickeln“, freut sich Vettel. „Das haben wir letztes Jahr in drei Vierteln der Saison nicht gemacht.“ Vielmehr habe man sich frühzeitig auf 2022 konzentriert. Der Deutsche schmunzelt: „Wir hoffen, dass uns das nach vorne spült. Entweder haben wir ein Auto, das von vornherein gut ist – oder wir können es verbessern. Idealerweise natürlich beides.“
Gut für Aston Martin: Alle beginnen bei null. Und alle müssen sich mit den neuen Rennwagen erst anfreunden. „Zu erwarten ist, dass die Autos auf den Geraden schneller sind“, erklärt Vettel. „In schnellen Kurven haben wir dank des Ground-Effekts viel Abtrieb, in langsamen weniger. Wie sich das in Kombination mit den neuen Reifen anfühlen wird, lässt sich derzeit nur erahnen. Könnte sein, dass das Auto schneller rutscht und es mehr Zeit kostet, das Heck abzufangen.“
Ein Vorteil oder Nachteil für den viermaligen Champion? Der fährt sich durch die lange Mähne und grinst: „Ob mir das liegt oder nicht? Man muss sich ja immer anpassen. Das wird dieses Jahr die Kunst.“
Klarkommen muss das Team auch mit einem internen Umbau. Teamchef Otmar Szafnauer ist weg, von BMW kommt Mike Krack. Mit dem Luxemburger hat Vettel schon bei BMW-Sauber gearbeitet. „Ich habe kurz mit Mike gesprochen“, verrät er. „Es hat sich angefühlt, als wären man nie weg gewesen. Damals hatte er immer einen sehr klaren Kopf, sehr strukturiert gearbeitet und den inneren Antrieb zu gewinnen.“
Den entsprechenden Ehrgeiz hat auch Vettel – nach wie vor. Deshalb wird seine Zukunft von der Leistungsfähigkeit des AMR22 abhängen. Hintergrund: Der Vertrag des Hessen läuft aus. Noch ein Jahr im Mittelfeld will er sich nicht antun – und gibt das offen zu. „Wir schauen erstmal, wo wir stehen – und ab einem gewissen Punkt beschäftige ich mich mit der Zukunft. Nach meinen Erfolgen in der Vergangenheit dürfte es nur logisch sein, dass ich gewinnen will. Davon wird also meine Zukunft abhängen.”
Dass mit Aramco ausgerechnet ein Saudi-arabischer Öl-Multi neuer Hauptsponsor auf seinem grünen Renner ist, versucht der Deutsche positiv zu sehen. Was bleibt ihm auch anderes übrig? „Natürlich liegt es auf Hand, dass die Ölkonzerne insgesamt sich die Frage stellen, wie sie die Zukunft gestalten wollen“, konstatiert er und schlussfolgert. „Es kann eine Chance sein, um Einfluss zu nehmen und die Dinge ins Bessere zu wandeln. Es ist unabdinglich, dass mehr getan werden muss. Fossile Brennstoffe werden aussterben – und das sehr bald.“
Noch lange nicht tot ist dagegen die Verbindung zwischen James Bond und Aston Martin. Vettels erster grüner Renner hieß deshalb „Honey Ryder“, so wie das erste Bond Girl. Ob die Tradition mit Nummer zwei fortgesetzt wird, ist noch nicht klar. „Es muss nicht unbedingt ein Bond-Girl sein“, räumt Vettel ein. „Aber uns wird schon was Gutes einfallen.“
Am Ende zählt ohnehin nur, dass das Auto schnell ist. Egal wie es aussieht oder heißt.
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