Personalrochaden bei Audi in der Formel 1: Die Ingolstädter feuern ihre zwei aktuellen Bosse und heuern Mattia Binotto an.
Offiziell sind die Ingolstädter noch gar nicht in der Königsklasse dabei. Zwar haben sie das Schweizer Sauber-Team bereits übernommen, doch der Name Audi und das Logo mit der vier Ringen treten erst ab 2026 an in der automobilen Topliga.
Trotzdem erlebt das Formel-1-Projekt bereits seine erste große Personalrochade. Überraschend hat Audi heute CEO Andreas Seidl und F1-Projektleiter Oliver Hoffmann gefeuert. Doch damit nicht genug: Als neuer CTO (Technikchef) und COO (Organisationsleiter) wurde Mattia Binotto bekannt gegeben.
Sie erinnern sich? Der Italiener war Teamchef bei Ferrari, hat Sebastian Vettel in die Wüste geschickt und musste später wegen Erfolglosigkeit selbst gehen. Jetzt sein Comeback bei Sauber-Audi in Hinwil.
Dass Unruhe herrscht bei den Ingolstädtern mit Teamsitz in der Schweiz, wurde bereits vor zwei Wochen klar. Da drangen Gerüchte über einen Machtkampf zwischen Seidl und Hoffmann an die Öffentlichkeit. Letzterer hatte den Bayern intern offenbar kritisiert, weil es zu langsam vorangehe bei Audi. Größter Kritikpunkt: Sauber ist mit null Punkten derzeit WM-Letzter.
Parallel griff Hoffmann, eigentlich nur als Aufsichtsrat nach Hinwil geschickt, immer häufiger in operative Abläufe ein und blockierte so den wichtigen Transformationsprozess.
Seidl, der 2023 von McLaren zu Audi gewechselt war, galt eigentlich als feste Größe im Formel-1-Projekt. Bis Hoffmann als Technikvorstand in Ingolstadt degradiert und nach Hinwil delegiert wurde. Jetzt sind beide weg.
Binotto muss jetzt aufräumen im Team. Dazu gehört es auch, Technikchef James Key klarzumachen, dass der Brite jetzt doch noch einen Techniker über sich hat. Überhaupt ist nicht klar, ob Key bleiben darf. Nicht jeder hält viel von ihm bei Sauber. Es fehlt auch immer noch der zweite Fahrer. Das Cockpit neben Nico Hülkenberg ist noch offen.
Das Problem: Den von Audi umworbenen Carlos Sainz zieht es nach F1-Insider-Informationen zu Alpine. Ein weiterer Hochkaräter ist nicht auf dem Markt. Doch die beiden aktuellen Fahrer Guanyu Zhou und Valtteri Bottas bringen keine Leistung. Der Chinese ist WM-19., der Finne liegt gar nur auf Rang 21 und ist damit Tabellenletzter.
Eine Lösung könnte Mick Schumacher sein: Binotto nahm den Sohn von Michael Schumacher einst in den Ferrari-Fahrerkader auf und konnte dem Deutschen nur deshalb nicht mehr den Rücken bei Haas stärken, weil er selbst bereits bei Ferrari wankte. Mit dem Sohn des Rekordweltmeisters würde Audi nicht nur einen immer noch jungen aber dennoch schon erfahrenen Piloten bekommen, sondern wie einst Mercedes als deutsches Nationalteam in den Fokus rücken.
Ob Binotto die hohen Erwartungen derweil erfüllen kann, bleibt abzuwarten. Er kennt die Strukturen einer Top-Mannschaft wie Ferrari. Als Freund von F1-Boss Stefano Domenicali ist er auch politisch gut vernetzt. In Hinwil allerdings muss er aus einem hinterherfahrenden Privatteam ein Werksteam formen. Daran hatte auch BMW zu knabbern.
„Ich freue mich, dass wir Mattia Binotto für unser ambitioniertes Formel-1-Projekt gewinnen konnten“, spricht Audi-Vorstand Gernot Döllner dem Italiener sein Vertrauen aus. „Mit seiner großen Erfahrung aus über 25 Jahren Formel 1 wird er mit Sicherheit einen entscheidenden Beitrag für Audi leisten können.“
Döllner weiter: „Unser Ziel ist es, das ganze Formel-1-Projekt durch klare Führungsstrukturen, eindeutige Verantwortlichkeiten, reduzierte Schnittstellen und effiziente Abstimmungsprozesse auf F1-Speed zu bringen. Dazu muss das Team eigenständig und schnell agieren können.“
Dagegen spricht: Neben seinem Hauptjob als Audi-Vorstand wird Döllner selbst künftig mehr Einfluss nehmen bei seinem Formel-1-Team. Er leitet als Chairman den Verwaltungsratsvorsitz der Sauber Motorsport AG.
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