Tag zwei der Testfahrten in Bahrain: Ferrari macht den Fans Hoffnung, doch Red Bull zeigte heute nicht alles.
Es ist ein Lichtblick für die Konkurrenz, wenn auch nur ein kleiner… Am zweiten Tag der Formel-1-Testfahrten in Bahrain drehte Ferrari-Pilot Carlos Sainz die schnellste Runde – und pulverisierte auch Max Verstappens Bestzeit vom Vortag.
Die schlechte Nachricht: Das war zu erwarten. Mit weicheren Reifen und mehr Grip als an Tag eins hatte Sainz zwar ein gutes Auto in der Hand, aber eben auch bessere Bedingungen als Verstappen am Vortag und Sergio Perez, der am Donnerstag mit den härteren Pneus hinter dem Spanier den zweiten Rang belegte, während der amtierende Weltmeister pausierte.
Dritter wurde Lewis Hamilton im Mercedes, der am Vormittag ungewollt für eine Unterbrechung sorgte. Hintergrund: In Kurve elf waren der Brite und Ferrari-Star Charles Leclerc zu weit über den Randstein gebrettert und hatten dabei einen Kanaldeckel gelöst. Das Gitter demolierte Leclercs Unterboden, der getauscht werden musste.
Gesprächsthema Nummer eins aber blieb der am Vortag so dominante Red Bull. Nach Hochrechnungen der Konkurrenz hat der RB20 schon wieder zwischen 0,5 und einer Sekunde Vorsprung auf den Rest. F1-Insider.com erfuhr: Max Verstappen berichtete intern von einem Auto, das noch besser auf seine Fahrimpulse reagiere als der Vorgänger.
Teamchef Christian Horner bestätigt: „Es hat sich gezeigt, dass die Daten aus dem Windkanal und aus der Simulation jenen Werten entsprechen, die auf der Rennstrecke messbar sind. Das ist elementar für den Erfolg.“
Während einige TV-Sender die sich erneut abzeichnende Dominanz noch schönreden, nimmt Ex-Weltmeister Damon Hill auf „X“ kein Blatt vor den Mund und schreibt über seinen ersten Eindruck des Kräfteverhältnisses: „Also: Max Verstappen in seinem brandneuen Red Bull RB20 war 1,14 Sekunden schneller als das nächste Auto, 1,5 Sekunden schneller als letztes Jahr und schaffte 143 Runden am ersten Tag! Ihr Götter! Habt ihr kein Erbarmen? Und wenn er nicht mindestens einen halbvollen Tank hatte, bin ich ein Holländer.“
Nachdem Verstappen selbst dann auch noch in den sozialen Medien zugab, „viel Spaß da draußen“ gehabt zu haben, war derselbige für Hill gänzlich vorbei: „Oh Gott! Er ist schadenfroh. Er verspottet uns. Er weiß es. Dieses Jahr wird eine einzige lange Siegesrunde werden. Man kann niemandem seinen Erfolg missgönnen. Wir können nur zuschauen und bewundern.“
Fakt ist: Während die meisten anderen Teams den Red Bull kopierten, ging Superdesigner Adrian Newey ganz neue Wege. Mit einem winzigen horizontalen Schacht und einem vertikalen Lufteinlass sowie einem Überbiss über die Kühlöffnung statt wie bisher einer Unterlippe formt der Brite mit dem Seitenkasten des RB20 einen Flügel nach und erhöht so den Abtrieb des Autos.
Über zwei Kanäle in den hohen Schultern rund um die Motorhaube leitet er die Luft ohne Verwirbelungen in Richtung Diffusor und bügelt den gesamten Bereich hinter dem Cockpit damit praktisch glatt. Die Ideen, die von Mercedes 2022 und 2023 ans Auto gebracht und teilweise wieder verworfen wurden, denkt Newey bis zum Ende.
Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko will dennoch kein Spannungstöter sein und spricht von „nur“ rund drei Zehntelsekunden Vorsprung pro Runde. Doch auch er muss bei F1-Insider.com zugeben: „Wir haben ein anständiges Auto. Das Handling passt und der Wagen reagiert gut auf Änderungen bei der Abstimmung.“
Da macht es auch nichts, dass Perez am Donnerstag mit einer brennenden Bremse um die Strecke rollte und später Probleme mit der Kalibrierung des Gaspedals hatte. All das sind Kinderkrankheiten, die Red Bull während der Tests aussortiert.
Einziger Lichtblick ist – trotz der weichen Reifen – Ferrari. Die Scuderia ist allen Hochrechnungen zufolge derzeit zweite Kraft – und damit verantwortlich für die Spannung in der Formel 1.
1. Carlos Sainz (E), Ferrari SF-24, 1:29,921 (84 Runden)
2. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing RB20-Honda RBPT, 1:30,679 (129)
3. Lewis Hamilton (GB), Mercedes W15, 1:31,066 (123)
4. Lando Norris (GB), McLaren MCL38-Mercedes, 1:31,256 (52)
5. Daniel Ricciardo (AUS), VCARB 01-Honda RBPT, 1:31,361 (88)
6. Charles Leclerc (MC), Ferrari SF-24, 1:31,750 (54)
7. Lance Stroll (CDN), Aston Martin AMR24-Mercedes, 1:32,029 (96)
8. Esteban Ocon (F), Alpine A524-Renault, 1:32,199 (78)
9. Valtteri Bottas (FIN), Kick-Sauber C44-Ferrari, 1:32,227 (97)
10. Oscar Piastri (AUS), McLaren MCL38-Mercedes, 1:32,328 (35)
11. Logan Sargeant (USA), Williams FW46-Mercedes, 1:32,578 (43)
12. Fernando Alonso (E), Aston Martin AMR24-Mercedes, 1:33,053 (31)
13. Guanyu Zhou (RCH), Kick-Sauber C44-Ferrari, 1:33,715 (38)
14. Pierre Gasly (F), Alpine A524-Renault, 1:33,804 (33)
15. Kevin Magnussen (DK), Haas VF-24-Ferrari, 1:36,611 (93)
16. Nico Hülkenberg (D), Haas VF-24-Ferrari, 1:37,509 (31)
17. Yuki Tsunoda (J), VCARB 01-Honda RBPT, 1:38,074 (40)
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