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Biosprit aus Mikroalgen für die Formel 1

Formel-1-Start. Credit: Red Bull Content Pool

Formel-1-Start. Credit: Red Bull Content Pool

Die Formel 1 will umweltfreundlich werden. In den nächsten Jahren hält daher Biosprit Einzug. Der genaue Fahrplan steht aber noch nicht fest.

Schon gewusst? Eine einzige Fußball-WM erzeugt mehr als zwei Millionen Tonnen CO2-Emissionen und damit zehn Mal so viel wie eine komplette Formel-1-Saison. De facto ist die Formel 1 also umweltfreundlicher als Fußball.

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Doch das Bild in der Bevölkerung ist anders. Die Formel 1 gilt als schmutzig, als sinnloses Verbrennen von Benzin. Es gewinnt ja doch immer derselbe.

Gegen dieses Image will die Formel 1 etwas tun. In den nächsten Jahren werden die Autos dank Biosprit umweltfreundlich und CO2-neutral fahren.

Das aktuelle Benzin der Formel 1

Bei den etwa 250.000 Tonnen Kohlenstoffdioxid-Emissionen der Formel 1 fallen schon jetzt nur 0,7% durch die Action auf der Strecke an. Aber das ist wieder so eine Statistik, die (fast) keiner kennt.

Lewis Hamilton in Abu Dhabi 2020. Credit: Mercedes/LAT

Natürlich sind Formel-1-Motoren Spritfresser. Pro Rennen dürfen die Formel-1-Fahrer 110 Kilogramm Benzin verfeuern. Wegen der geringen Dichte des Benzins sind das mehr als 140 Liter. Ein Grand Prix beträgt etwas mehr als 300 Kilometer. Damit verbrauchen die schnellsten Rennwagen des internationalen Motorsports mehr als 40 Liter auf 100 Kilometer. Das klingt natürlich viel, ist aber angesichts ihrer Leistung wenig. Schon jetzt ist die Effizienz der Motoren höher als 50 Prozent.

Trotzdem: Bei 20 Autos im Feld und 23 geplanten WM-Rennen macht alleine das 50.600 Kilogramm Benzin. Dazu kommen ja noch Trainings, Qualifyings, Testfahrten und Prüfstandsläufe. Über den Daumen gepeilt braucht die Formel 1 etwa eine Million Liter Benzin pro Jahr.

Dabei müssen die GP-Teams Tankstellenbenzin (mit mehr als 100 Oktan allerdings) verwenden – mit einem Anteil von 5,75 Prozent Biomasse. Die detaillierte chemische Zusammensetzung ist für jeden Hersteller maßgeschneidert. Spritpartner wie Shell, Petronas und Co. holen durch die individuelle Benzinherstellung jede Menge Extra-PS aus den etwa 1000 PS starken 1,6-Liter-V6-Turbohybridmotoren.

Zeitpunkt für Biosprit noch unklar

Credit: LAT/Mercedes

Doch obwohl also nur 0,7 Prozent der CO2-Emissionen auf den Fahrbetrieb auf der Strecke zurückzuführen sind, braucht die Formel 1 Biosprit. Schon jetzt sind nur vier Hersteller in der Königsklasse vertreten. Ende 2021 steigt Honda aus. Neue Hersteller kommen nur, wenn die Formel 1 sich umweltfreundlich präsentiert. Auf Elektromotoren hält aber die Formel E ein Patent, außerdem ist diese Antriebsform für die Königsklasse noch nicht ausgereift und leistungsstark genug. Dasselbe gilt für Wasserstoff.

Die Formel 1 wird also vorerst bei den Verbrennern bleiben. Das ist auch keine schlechte Werbung: Über 90 Prozent der heute auf der Erde zugelassenen 1,3 Milliarden Autos verfügen nach wie vor über Verbrennungsmotor. Die Formel 1 muss und kann hier Vorreiter sein, diese durch Biosprit umweltfreundlicher zu machen.

Der zeitliche Fahrplan steht allerdings noch nicht fest. Voraussichtlich muss der Bioanteil am Sprit 2022 auf zehn Prozent steigen, ab 2025 dann auf 100 Prozent. Dann sollen ohnehin die neuen Motoren kommen. Eine gleichzeitige Einführung würde Entwicklungskosten sparen.

Drei Möglichkeiten für Biosprit

Es ist auch noch nicht klar, mit welchem Biosprit die Formel 1 fahren wird. Theoretisch gibt es drei Optionen. Möglichkeit eins ist allerdings höchst unwahrscheinlich: Alkohol. Die IndyCar fährt seit Jahren mit E85-Sprit, also mit Ethanol. De facto ist die US-Meisterschaft mit dem legendären Indy 500 daher schon seit geraumer Zeit umweltfreundlich. Doch die Marketingabteilung macht daraus zu wenig. Für die Formel 1 ist Alkohol deswegen keine Lösung, weil er Wirkungsgrad und Effizienz der Motoren herabsetzen würde. Leistung will die Formel 1 durch die Einführung von Biosprit aber nicht verlieren. 

Max Verstappen Credit: Red Bull Content Pool

Option zwei sind synthetische Kraftstoffe – auch als E-Fuels bekannt. Hier wird über verschiedene komplexe chemische Reaktionen aus Wasserstoff und CO2 ein künstlicher Kraftstoff gewonnen. Das Problem klingt schon an: Es ist aufwändig und teuer. Noch zumindest.

Die dritte Option ist Sprit aus Biomasse. Hier stehen vor allem Mikroalgen im Fokus, weil dafür keine Felder gerodet werden müssten, um Nutzpflanzen für Biosprit anzubauen. Das Kohlenstoffdioxid, das die Formel-1-Autos beim Verbrennen des Algenbenzins ausstoßen würden, hätten die Pflanzen vorher durch Fotosynthese aus der Umwelt herausgefiltert. So entsteht ein CO2-neutraler Kohlenstoffkreislauf.

Höchst wahrscheinlich lässt die Formel 1 sowohl Mikroalgen-Sprit als auch E-Fuels zu. So könnte es auch zu einem sportlichen Wettlauf zwischen den Benzinherstellern kommen.

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