getyourguide

Formel 1: Neue Regel soll Red Bull bremsen

Formel 1 Red Bull Boxenstopp Spielberg 2021

Max Verstappen. Credit: Red Bull Content Pool

Ab dem Ungarn-GP sollen die Boxenstopps verlangsamt werden. Red Bull ist sauer – und sieht sich eingebremst.

Max Verstappen gegen Lewis Hamilton, Red Bull gegen Mercedes – der WM-Kampf 2021 ist einer der spannendsten in der Geschichte. Und einer der intensivsten. Auf der Strecke und neben der Strecke. 

Mehr lesen: So lief das Freitagstraining in Spielberg

Neuer Streitpunkt sind die Boxenstopps. Ab dem Ungarn-GP sollen sie verlangsamt werden, damit sie kein Risikofaktor mehr sind. Zwischen den einzelnen Schritten soll es Mindest-Reaktionszeiten geben, die insgesamt 0,35 Sekunden kosten. Angeblich kam die Initiative dieser technischen Direktive von Mercedes. Red Bull ist sauer, weil sie seit Jahren die schnellsten Reifenwechsel absolvieren. 

Die Boxenstopps wurden über die Jahre verfeinert. Sie sind eine echte Sensation. Drei Mechaniker wechseln einen Reifen teilweise sogar in unter zwei Sekunden! Ein Mechaniker bedient den mit Druckluft laufenden Schlagschrauber. Einer zieht den alten Reifen weg, der andere schiebt den neuen Pneu auf die Achse. Dann kommt wieder der Schlagschrauber-Mechaniker zum Einsatz.

Red Bull mit den besten Boxenstopps 

Es ist Präzisionsarbeit in Sekundenbruchteilen. Dafür konstruieren Teams mit einem enormen Aufwand eigenes Werkzeug. Der Schlagschrauber ist zum Beispiel mit einer Ampelanlage verbunden. Sobald der Schrauber das zweite Mal seinen Dienst beendet hat, springt die Ampel auf Grün. Der Fahrer kann losdüsen.

Kein Team ist dabei so gut wie Red Bull. 2019 absolvierte das österreichisch-britische Team bei neun von 21 Rennen den schnellsten Stopp – darunter den bis heute gültigen Rekord-Reifenwechsel von 1,82 Sekunden. 2020 ging sogar bei 15 von 17 Rennen der schnellste Stopp an Red Bull. 2021 hat Red Bull Max Verstappen schon drei Mal unter zwei Sekunden abgefertigt. 

Red Bull ist bei den Boxenstopps am besten. Credit: Red Bull Content Pool

„Wir üben die Boxenstopps fast militärisch – und das schon seit Jahren“, erklärt Red Bull-Motorsportkonsulent Dr. Helmut Marko gegenüber F1-Insider.com. „Deshalb haben wir die schnellsten Reifenwechsel. Es ist mir ein Rätsel, warum man nach vier Jahren plötzlich die Sicherheit unserer Stopps infrage stellt. Wir haben bisher immer alle Autos ohne ihre vier Räder zur Abreise in den Transporter gekriegt.“

Hat Mercedes für die Regeländerung gesorgt?

Ein Seitenhieb an Mercedes und den verkorksten Reifenwechsel bei Valtteri Bottas in Monaco. Denn Mercedes ist bei den Boxenstopps nicht schlecht, aber auch nicht weltmeisterlich – auf jeden Fall aber schlechter als Red Bull. Daher soll Mercedes die technische Direktive auch angeregt haben.

Dazu sagt Mercedes-Sportchef Toto Wolff in der Pressekonferenz: „Wir haben bei der FIA wegen eines Sicherheitsmechanismus angefragt, der mit einem System, das wir verwenden, zusammenhängt und ob es optimiert werden kann. Das passierte, schätze ich, vor drei oder vier Wochen und war eine Technologie-Frage. Hat das etwas anderes ausgelöst? Vielleicht. Ich weiß nicht.“

Marko schiebt den Schwarzen Peter auch der FIA zu – denn es ist schon die dritte Direktive nach den verbesserten Heckflügeltests und den erhöhten Reifendrücken. „Es ist mir unerklärlich, warum die FIA immer gleich reagiert, wenn Mercedes an die Tür klopft. Was die Sicherheit betrifft“, so Marko.

Horner verweist auf DNA der Formel 1 

Änderungen während der Saison haben einen faden Beigeschmack. Vor allem aber zweifelt Red Bull-Teamchef Christian Horner auch an der Regel an sich. Denn zwischen dem Signal des Sensors am Schlagschrauber und der manuellen Bestätigung des Mechanikers müssen ab Ungarn 0,15 Sekunden vergehen. Dann erst darf das Auto vom Wagenheber. Dazu kommt: Erst 0,2 Sekunden nach Bodenkontakt der neuen Räder darf die Boxenampel auf Grün springen, erst dann darf der Fahrer also losfahren. 

Horner schüttelt den Kopf: „Wenn du das Auto zwei Zehntelsekunden halten musst, könntest du fast sagen, dass es gefährlich ist, weil du deine Abstände einschätzt. Derjenige, der das Auto freigibt, muss diese Einschätzung vornehmen und ich denke, dass das nicht gut durchdacht ist.“

Und dann verweist Horner auf die DNA der Formel 1: „In der F1 geht es um Innovation und Wettbewerb. Boxenstopps unter zwei Sekunden zu sehen ist eine bemerkenswerte Leistung und das sollten wir unterstützen, nicht zu kontrollieren versuchen.“

Michael Zeitler/Ralf Bach

FOLGT UNS AUF YOUTUBE!

F1-Insider folgen

Verwandte Artikel

Die mobile Version verlassen