Formel 1: Carlos Sainz
Carlos Sainz spricht so offen wie nie über seinen holprigen Winter 2023/24, das überraschende Ferrari-Aus, verpasste Chancen bei Red Bull und Mercedes – und warum er sich für Williams entschieden hat.
Als Carlos Sainz Ende Januar 2024 erfuhr, dass Ferrari ihn 2025 durch Lewis Hamilton ersetzen wird, platzte für den Spanier ein Traum. „Ich war komplett schockiert. Ich dachte, dass ich bei Ferrari sein würde, und auf einmal ersetzt mich Lewis. Was soll ich jetzt tun? Ich hatte niemals damit gerechnet, dass das passieren könnte“, erzählt er jetzt im High Performance Podcast.
Dabei schien die Vertragsverlängerung schon fast unterschriftsreif: „Wir sprachen seit Oktober über eine Vertragsverlängerung. Sie haben den Zeitpunkt der Unterschrift immer wieder hinausgeschoben. Aber ich hatte nie ein schlechtes Gefühl dabei. Jedes Feedback war: ‚Wir machen auf jeden Fall weiter.‘“ Doch dann kam der Anruf – und Sainz brauchte „gut eine Woche“, um den Schock zu verdauen.
Auf der Strecke ließ sich der 30-Jährige nichts anmerken – im Gegenteil: Er startete mit einem dritten Platz in Bahrain in die Saison, gewann in Australien und fuhr auch in Japan aufs Podium. „Das erste gemeinsame Jahr mit Max hat mir das Selbstvertrauen gegeben, zu wissen: Ich kann gegen jeden bestehen“, sagt Sainz, der sich heute noch sicher ist: „Wenn sich die Chance bei Red Bull ergeben hätte, hätte ich sie vermutlich ergriffen.“
Dass Red Bull stattdessen Liam Lawson und jetzt Yuki Tsunoda verpflichtete, bedauert Sainz: „Ich verstehe mich wirklich gut mit Max. Wir hatten damals bei Toro Rosso eine Rivalität, aber eine relativ gesunde. Heute verstehen wir uns richtig gut. Ich denke, wir wären tatsächlich ein sehr starkes Team.“
Er ergänzt: „Ich glaube, jeder hat es derzeit richtig schwer, Max‘ Teamkollege zu sein. Ich kann nur sagen: Als ich Max‘ Teamkollege war, hatte ich diese Schwierigkeiten nicht. Ich war natürlich unglaublich überrascht, wie schnell er war. Er ist ein wahnsinnig guter Fahrer. Er wird einer der Besten der Geschichte sein, wenn er das nicht sowieso schon ist. Aber dieses erste gemeinsame Jahr hat mir das Selbstvertrauen gegeben, zu wissen: Ich kann gegen jeden bestehen.“
Mercedes entschied sich für Rookie Kimi Antonelli und Sainz’ Weg führte schließlich zu Williams. „James Vowles hat mich schon in Abu Dhabi 2023 angesprochen: ‚Ich denke, du bist der perfekte Mann, um Williams wieder konkurrenzfähig zu machen‘“, erinnert sich Sainz.
Beeindruckt habe ihn Vowles’ Ehrlichkeit: „Erwarte nicht zu viel von 2025“, habe dieser gesagt. „Er rechnet frühestens 2027/28 mit Siegen. Wenigstens sagt er mir die Wahrheit. Er ist offen und ehrlich, und das weiß ich zu schätzen.“
Derzeit liegt Sainz in der WM auf Platz 15 mit 13 Punkten, Teamkollege Alexander Albon hat 46 Zähler und ist Achter. Williams ist Fünfter der Konstrukteurswertung. Sainz Lehre aus den letzten Jahren: „Ich weiß, dass ich gegen die Besten bestehen kann. Das motiviert mich nur noch mehr.“
Seine Mission: Williams wieder nach vorn zu bringen – Schritt für Schritt.
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