Formel 1: Felipe Massa
Der Rechtsstreit um den WM-Titel 2008 nimmt eine neue Wendung: Im Verfahren von Felipe Massa gegen Bernie Ecclestone, FOM und FIA fällt vorerst keine Entscheidung.
Der Rechtsstreit von Felipe Massa gegen Bernie Ecclestone, das Formel-1-Management (FOM) und den Automobil-Weltverband FIA verzögert sich. Nach einer dreitägigen Anhörung in London ließ Richter Robert Jay offen, ob das Verfahren überhaupt fortgeführt wird.
Jay erklärte lediglich: „Das Urteil wird vorbehalten und zu einem späteren Zeitpunkt verkündet werden.“ Weitere Angaben machte er nicht. Für Massa und die Gegenseite heißt das: weiter warten.
Der einstige Ferrari-Pilot fordert rund 82 Millionen Euro Schadensersatz – wegen des aus seiner Sicht entgangenen WM-Titels 2008. Sein Vorwurf: Die Verantwortlichen hätten den „Crashgate“-Skandal beim Singapur-Rennen 2008 „vorsätzlich vertuscht“ und so die WM-Entscheidung beeinflusst – so jedenfalls argumentierte sein Anwalt vor Gericht.
Beim Nachtrennen in Singapur war Nelson Piquet jr. absichtlich verunfallt, um Renault-Teamkollege Fernando Alonso zu einem strategischen Vorteil zu verhelfen. Die FIA deckte den Vorgang erst 2009 auf, obwohl es bereits beim WM-Finale 2008 erste Indizien gab.
Die Gegenseite will davon nichts wissen. FOM-Anwältin Anneliese Day sagte vor Gericht: „Herr Massa kriegt durch diese Klage nicht den Preis, den er haben will. Die einzigen Gewinner werden die Anwälte sein.“ Ecclestone, FOM und FIA weisen sämtliche Vorwürfe zurück. Ecclestones Anwalt David Quest sprach von einem „fehlgeleiteten Versuch, die Ergebnisse der Formel-1-Weltmeisterschaft 2008 neu aufzurollen“.
Massa betont seit Beginn des Verfahrens, nicht aus finanziellen Motiven zu handeln. Bereits 2023 erklärte er gegenüber Motorsport.com Brasilien: „Wir hören erst dann auf, wenn wir ein Ergebnis haben, das wir für korrekt im Sinne des Sports halten. Ich mache das für den Sport – um zu zeigen, dass Manipulation dort keinen Platz hat.“
Zum Vorwurf, es gehe ihm primär ums Geld, sagte Massa damals: „Wer etwas anderes behauptet, liegt völlig falsch. Mir geht es um Gerechtigkeit.“ Er räumt jedoch ein: „Natürlich geht es auch um Entschädigung. Ich gebe momentan schließlich sehr viel Geld für diesen Fall aus. Aber ich mache das definitiv nicht aus finanziellen Motiven.“
Nach dem Skandalrennen von Singapur erlebte die Formel 1 eines ihrer dramatischsten Finals. Massa gewann das Heimrennen in Brasilien, war virtuell Weltmeister – bis Lewis Hamilton in der Schlussphase noch einen Platz gutmachte und mit 98:97 Punkten den Titel holte. Der Brasilianer feierte wenige Sekunden, bevor der Traum platzte.
In einem Gespräch mit F1-Insider hatte Bernie Ecclestone vor zwei Jahren angedeutet, dass der Automobilweltverband FIA rechtzeitig genug Kenntnis von den Vorgängen hatte, um das Rennen in Singapur zu annullieren. Dann wäre Massa Weltmeister gewesen.
Wann der Richter die Entscheidung fällt, ist offen. Klar ist: Der Fall hat das Potenzial, ein historisches Kapitel der Formel 1 neu zu beleuchten – oder eben endgültig zu schließen.
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