Glück im Unglück für McLaren-Pilot Lando Norris beim Großen Preis von Belgien in Spa: Der Brite kann das Rennen nach seinem Unfall in Angriff nehmen
Sie hat wieder zugeschlagen: die Mutter aller Kurven, Eau Rouge. Diesmal wurde McLaren-Pilot Lando Norris Opfer der gefährlichsten Kurve im GP-Kalender. Schon im Qualifying am Freitag gab es einen schweren Unfall in der W-Series – jetzt verlor der Brite im verregneten F1-Qualifying die Kontrolle über seinen McLaren-Mercedes.
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Doch sein Unfall zeigt auch, wie sicher die Formel-1-Autos geworden sind. Denn: Ärzte und FIA gaben mittlerweile grünes Licht für einen Start beim Großen Preis von Belgien. Den wird Norris aber wohl nicht von Startplatz neun aus in Angriff nehmen, sondern nach eine Neuaufbau des McLaren-Wracks inklusive Getriebewechsel von Platz 14 oder aus der Boxengasse.
Kollektives Aufatmen also in der Formel 1 und bei McLaren, nachdem Norris sein Auto auf Aquaplaning verloren und mit mehr als 200 km/h erst links und dann rechts in die Bande einschlug. „Es waren schwierige Bedingungen, und wenn du weißt, dass der Speed da ist, dann erwartest du auch, dass die Jungs diesen nutzen“, erklärt McLaren-Teamchef Andreas Seidl, der der Rennleitung anders als Sebastian Vettel keinen Vorwurf macht. „Leider ging es heute nicht auf, aber das Wichtigste ist, dass Lando wohlauf ist. Und wir werden morgen wieder angreifen.“
Norris‘ Teamkollege Daniel Ricciardo dagegen macht sich Vorwürfe, keinen Abbruch gefordert zu haben. „Ich hatte Aquaplaning im siebten Gang und funkte: ‚Mein Gott.‘ Das war wohl meine Art zu sagen, dass es nicht sicher war“, berichtet der Australier. „Aber ich hätte das vielleicht direkter sagen und eine rote Flagge fordern können. Es ist aber hart, denn du willst nicht der sein, der nicht fahren will.“
Trotzdem bleibt die Frage: Ist Eau Rouge zu gefährlich? Erst kürzlich rasten bei den 24 Stunden von Spa an derselben Stelle vier GT3-Rennwagen ineinander. Zwei Piloten mussten ins Krankenhaus. 2019 verunglückte ausgangs des Bergaufstücks Formel-2-Pilot Anthoine Hubert tödlich. Sein Unfallgegner Juan Manuel Correa brauchte zwei Jahre, um 2021 mit starken Schmerzen im zertrümmerten Bein sein Comeback in der Formel 3 zu feiern.
Der letzte Formel-1-Fahrer, der in Eau Rouge schwer crashte, war Renault-Pilot Kevin Magnussen 2016. Doch der Däne forderte anschließend keine Entschärfung. Im Gegenteil. „Ich dachte: Wow, ich bin gerade mit jenseits von 250 in die Mauer eingeschlagen“, berichtete er im Anschluss gegenüber den Reportern von F1-Insider.com. „Und trotzdem ist mir nichts passiert. Das gab mir eine Menge Selbstvertrauen. Auch Vertrauen in die Sicherheit der Autos.“
Er räumte aber auch ein: „Ich habe eine Menge Respekt vor meinen Kollegen. Wir riskieren unser Leben, weil wir unserem Traum nachjagen. Die Leute dürfen nicht denken, dass jede Autobahnfahrt gefährlicher ist als das, was wir tun.“
Auch die aktuellen Top-Stars der Szene wollen den Nervenkitzel. „Spa ist im Nassen besser als im Trockenen“, sagt Weltmeister und Mercedes-Star Lewis Hamilton. „Im Trockenen kannst du Eau Rouge mit diesen Autos und ihrem ganzen Abtrieb ganz leicht mit Vollgas fahren.“ Kultfinne Kimi Räikkönen sagt: „Eau Rouge war früher ziemlich anspruchsvoll, aber heute ist diese Stelle praktisch eine Gerade für uns.“
Trotzdem hat die FIA den Piloten erst kürzlich Änderungsvorschläge präsentiert. Das wird auch Zeit, meint Ralf Schumacher. Der Sky-Experte nach einem weiteren Eau Rouge-Unfall am Samstagabend in der Formel 3 zu F1-Insider.com: „Die FIA sollte sich langsam mal überlegen, wie sie die Kurve sicherer machen kann.“
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