Die Saison 2024 hat noch nicht mal begonnen, da hat sie schon den ersten Rekord sicher. Kein einziger Fahrerwechsel im Winter. Was ist da los?
Das hat es in 74 Jahren Formel 1 noch nie gegeben: Bevor die neuen Autos 2024 ihre ersten Runden drehen, ist ein Rekord schon gewiss: Kein einziger Fahrer hat im Winter das Team gewechselt. Eine neue Bundesliga-Saison ohne einen einzigen Transfer – unvorstellbar. Bisher war das auch in der Formel 1 genauso – also unvorstellbar.
Reisen wir zum Beispiel ins Jahr 1994 zurück: Da kam es zu nicht weniger als 33 Fahrerwechseln. Zehn davon im Winter vor der Saison. 21 Mal ist dann während des Jahres ein Cockpit neu vergeben worden. Von den 14 Teams sind nur vier ohne Fahrerwechsel durch die Saison gekommen – Tyrrell, Minardi, Footwork und Pacific. Die finanzklammen Rennställe Larrousse und Lotus saugten die Geldbeutel von sechs (Bezahl-)Fahrern aus. Legende Ayrton Senna starb. Der spätere Weltmeister Michael Schumacher war für zwei Rennen gesperrt. Und nicht nur er.
Die meisten Fahrerwechsel zwischen den Jahren gab es 1990 mit 23. Gezählt sind nur die Jahre ab 1980. Davor waren Gaststarter die Regel, nur die Hälfte der Fahrer fuhr überhaupt die ganze Saison durch. Heute sind so viele Transfers nicht mehr denkbar.
Gerade in Formel-1-Saisons, die vor Spannung nicht unbedingt strotzen (und das könnte man über 2023 durchaus sagen), ist die Silly-Season der Spannungsgarant für Motorsportfans. Wer wechselt das Team? Wohin geht der Lieblingsfahrer? Oder eben anders gesagt: Wie werden die Karten neu gemischt?
Was gab es 2023 nicht alles für Gerüchte. Sergio Pérez musste quasi bis zum Schluss bangen, ob Red Bull ihm noch mal eine Chance gibt. Mick Schumacher versuchte sich bei verschiedenen Teams ins Gespräch zu bringen. Lance Stroll sollte die Nase voll haben und bei Papa Stroll kündigen – dem Mehrheitseigner von Aston Martin.
Charles Leclerc galt als möglicher Stroll-Nachfolger – jetzt spekulieren italienische Medien längst über eine Vertragsverlängerung des Monegassen bei Ferrari. Manche schreiben von drei Jahren, andere sogar von fünf.
Da sind wir schon bei einem Grund, wieso der Transfermarkt so ermüdend langweilig geworden und quasi zum Stillstand gekommen ist. Die Fahrer binden sich viel länger an ihre Teams. Weltmeister Max Verstappen fährt 2024 schon seine neunte Saison für Red Bull (seit 2016). Vier weitere werden wohl bis zum Vertragsende 2028 noch dazu kommen. Lewis Hamilton geht mit Mercedes sogar ins zwölfte gemeinsame Jahr (seit 2012) – und übertrumpft damit den bisherigen Rekord von Michael Schumacher (elf Jahre für Ferrari von 1996 bis 2006). Mit einem neuen 5-Jahresvertrag würde Leclerc ebenfalls auf elf Jahre mit Ferrari kommen.
Dass sich die Fahrer inzwischen so lange an ihre Teams binden, ist kein Zufall. Viele Fahrer stammen aus hauseigenen Nachwuchsprogrammen. De facto ist Leclerc schon viel länger Ferrari-Fahrer. Er war es schon als Nachwuchspilot in der Formel 3 und Formel 2 sowie bei seinen ersten Formel-1-Rennen für Sauber. Fahrer bauen so eine gewisse Loyalität zu ihren Arbeitgebern und Förderern auf.
Aber sie bleiben egoistisch. Seit 14 Jahren gibt es nur noch zwei Teams, die einen Weltmeister gestellt haben – Red Bull und Mercedes. De facto sind Teamwechsel nur noch dann interessant, wenn ein Pilot in diese beiden Teams kommen kann. Die F1-Champions der 14 Jahre davor fuhren dagegen in fünf verschiedenen Rennställen. Teamwechsel waren unberechenbarer im Ausgang, die Fahrer sind das Risiko daher auch eher eingegangen. Chris Amon fuhr zum Beispiel für 14 verschiedene Konstrukteure. Fernando Alonso ist immerhin für fünf verschiedene Teams gefahren – aber er ist halt auch so lang dabei, wie kein anderer Fahrer in der Formel-1-Geschichte.
Fahrer sind ihren Teams also treuer als früher. Aber damals gab es auch viel mehr Teams. 1989 waren es zum Beispiel noch 20 – doppelt so viele wie heute. Zwar klopft mit Andretti ein elfter Rennstall an die Tür, aber die meisten Teams wollen gar keinen weiteren Bewerber. Obwohl der Formel-2-Meister seit drei Jahren nicht den direkten Aufstieg in die Formel 1 schafft. Mehr Teams würden auch zu mehr Bewegung auf dem Transfermarkt führen.
Bleibt die Hoffnung, dass die Silly-Season für die Saison 2025 wieder spannender wird. Vielleicht ja sogar wieder richtig silly, richtig verrückt. Dafür spricht: Die Verträge von 14 Fahrer laufen Ende 2024 aus…
Max Verstappen (Red Bull) bis Ende 2028
Oscar Piastri (McLaren) bis Ende 2026
Lewis Hamilton (Mercedes) bis Ende 2025
George Russell (Mercedes) bis Ende 2025
Lando Norris (McLaren) bis Ende 2025
Valtteri Bottas (Sauber) bis Ende 2025
Sergio Pérez (Red Bull) bis Ende 2024
Charles Leclerc (Ferrari) bis Ende 2024
Carlos Sainz (Ferrari) bis Ende 2024
Fernando Alonso (Aston Martin) bis Ende 2024
Lance Stroll (Aston Martin) bis Ende 2024
Esteban Ocon (Alpine) bis Ende 2024
Pierre Gasly (Alpine) bis Ende 2024
Alex Albon (Williams) bis Ende 2024
Logan Sargeant (Williams) bis Ende 2024
Yuki Tsunoda (Alpha Tauri) bis Ende 2024
Daniel Ricciardo (Alpha Tauri) bis Ende 2024
Guanyu Zhou (Sauber) bis Ende 2024
Nico Hülkenberg (Haas) bis Ende 2024
Kevin Magnussen (Haas) bis Ende 2024
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