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Ferrari-Fiasko im Qualifying: Leclerc und Sainz angefressen

Formel 1 Charles Leclerc Ferrari Brasilien 2022

Charles Leclerc. Credit: F1 TV

Ferrari völlig von der Rolle: Charles Leclerc auf falschen Reifen, Carlos Sainz blockiert. Die Scuderia-Piloten toben, Spott gibt’s von den Experten.

So wird das nichts mit WM-Rang zwei für Charles Leclerc. Ferrari leistet sich im Qualifying zum Brasilien-Sprint gleich mehrere haarsträubende Fehler, den schlimmsten davon ausgerechnet im entscheidenden Q3: Da schickt die Scuderia ihren Nummer-1-Piloten mit Intermediates auf die trockene Strecke…

„Wir haben Regen erwartet, aber der kam nie“, erklärt ein frustrierter Leclerc nach dem Qualifying, das für ihn auf Platz zehn endet. Schon am Funk lässt der Scuderia-Star seinen Ärger raus: „Also hat jeder eine Runde auf Slicks fahren können? Hübsch, wirklich nett. Verflucht noch mal: Eine tolle Wahl!“

Denn das drohende Unheil schwant dem Monegassen schon beim Verlassen seiner Box im Top-10-Shootout: „Bin ich etwa der Einzige auf Inters?“, fragt der Ferrari-Star entgeistert seinen Ingenieur. Am Haas des späteren Pole-Setters Kevin Magnussen, der am Ende der Boxengasse direkt vor ihm steht, sind schließlich genauso Slicks montiert wie an den übrigen acht Autos in Leclercs Rückspiegel.

Carlos Sainz jr. Credit: Pirelli

Während der Däne vorne auf und davon und zur Sensations-Pole rast, steht Leclerc mit seiner falschen Reifenwahl erstmal Teamkollege Carlos Sainz im Weg: Der zweite dicke Patzer der Scuderia. „Warum wartet ihr? Ich sage euch doch, dass wir los müssen!“, flucht Sainz am Funk und muss sich in der Boxengasse an dritter Stelle einreihen, weil ihn seine Mechaniker zu lange in der Garage halten. Den Vorteil des Führungsfahrzeugs schnappt sich indes Magnussen.

Nach dem Qualifying ist Sainz bedient: „Ich wollte Erster in der Schlange sein, stattdessen habe ich hinter Charles Zeit verloren und so auch den Anschluss zu Kevin. Er hatte dann eine trockenere Strecke als wir.“ Denn der Regen nimmt zu diesem Zeitpunkt in Sao Paulo von Sekunde zu Sekunde zu. Vor lauter Frust übertreibt es Sainz dann auf seiner schnellen Runde: „Ich wollte wohl zu viel, habe ein paar Fehler gemacht, die haben mich mindestens Platz zwei oder drei gekostet“, sagt der Spanier.

Bei Leclerc ist das Unverständnis über sein Team ähnlich groß. „Ich werde mit ihnen reden müssen, um zu verstehen, was wir bei solchen Bedingungen besser machen können. Aber ich bin natürlich extrem enttäuscht, denn die Pace wäre da gewesen“, sagt der Monegasse. Leclerc angefressen: „Wie auch immer… was soll ich jetzt bitteschön noch sagen? Wir haben immer noch ein gutes Auto, aber wir müssen es halt einfach mal hinbekommen.“

Charles Leclerc ohne Räder. Credit: F1 TV

Daran scheitert die Scuderia am Freitag sogar schon in Q1: In einer Phase, in der die Strecke abtrocknet, kommen alle Piloten zum Reifenwechsel von Intermediates auf Slicks. Bei Leclerc sind allerdings keine Reifen parat, der Monegasse steht lange Zeit ohne Räder vor der Box und schimpft bereits da wie ein Rohrspatz.

Bei den Experten sorgt Ferraris Vorstellung nach der neuerlichen Pannenserie mal wieder für Kopfschütteln. „Man kann nicht mehr falsch machen, als Ferrari heute falsch gemacht hat. Das ist einfach nur peinlich“, kommentiert der ehemalige Formel-1-Pilot Timo Glock bei Sky.

Experten hauen auf Ferrari drauf

Auch Ex-Weltmeister Damon Hill lässt kein gutes Haar am Kommandostand der Roten: „Was bringt mir das Radar, wenn kein Regen auf der Strecke ist? Man schaut immer zuerst auf die Strecke, ob und wie man eine Runde fahren kann. Das sind fundamentale Rennsport-Grundlagen, man richtet sich immer auf die aktuellen Verhältnisse aus“, erklärt der Brite.

Kurios: Ferraris Unfähigkeit reißt dabei sogar schon die Konkurrenz mit in den Abgrund! Denn nicht nur Sainz hängt zunächst hinter Leclerc und dessen langsamen Intermediates fest, sondern mit Sergio Perez auch jener Mann, der sich mit dem Monegassen noch um die Vizeweltmeisterschaft duelliert.

Charles Leclerc. Credit: F1 TV

„Das war einfach Pech, aber ich weiß wirklich nicht, was Leclerc und Ferrari da gemacht haben“, wundert sich Perez. „Er war auf seiner Outlap auf dem Inter schon viel zu langsam und ich war mir sicher, dass er an die Box kommt, weil es eigentlich so offensichtlich war.“ Stattdessen bleibt Leclerc auf der Strecke und steht Perez auf dessen schnellster Runde weiter im Weg, kostet den Mexikaner dabei so viel Zeit, dass dieser selbst nur Neunter wird.

DTM-Shootingstar Thomas Preining vermutet in seiner Funktion als Experte im ORF dahinter sogar Kalkül: „Der ist Profi, der weiß schon was er macht“, glaubt der Österreicher, dass Leclerc mit der Perez-Blockade bewusst Schadensbegrenzung betrieb. Damit wäre er bei den Roten am Freitag wohl der Einzige gewesen, der wirklich wusste, was er tut. Experte Hill legt nach: „Es will dort einfach niemand Verantwortung übernehmen. Vielleicht brauchen sie mal Hilfe von außen.“

Immerhin bei Red Bull nimmt man den Ferrari-Patzer trotz des eigenen Nachteils mit Humor. „Wir sind davon ausgegangen, dass Leclerc nach seiner ersten Runde auf Intermediates wieder reinkommt“, räumt Motorsportberater Helmut Marko zwar ein, dass man sich überraschen ließ. Schließlich muss aber auch der Grazer schmunzeln: „Man kann sich eben nicht darauf verlassen, was Ferrari so plant…“

Formel 1 Grand Prix von Brasilien
Qualifying, Ergebnis

1. Kevin Magnussen (Dänemark) – Haas 1:11,674 Min.
2. Max Verstappen (Niederlande) – Red Bull +0,203 Sek.
3. George Russell (Großbritannien) – Mercedes +0,385
4. Lando Norris (Großbritannien) – McLaren +0,589
5. Carlos Sainz Jr. (Spanien) – Ferrari +0,683
6. Esteban Ocon (Frankreich) – Alpine +0,751
7. Fernando Alonso (Spanien) – Alpine +0,830
8. Lewis Hamilton (Großbritannien) – Mercedes +0,937
9. Sergio Perez (Mexiko) – Red Bull +3,927
10. Charles Leclerc (Monaco) – Ferrari 1:14,486
11. Alexander Albon (Thailand) – Williams 1:11,631
12. Pierre Gasly (Frankreich) – Alpha Tauri 1:11,675
13. Sebastian Vettel (Heppenheim) – Aston Martin 1:11,678
14. Daniel Ricciardo (Australien) – McLaren 1:12,140
15. Lance Stroll (Kanada) – Aston Martin 1:12,210
16. Nicholas Latifi (Kanada) – Williams 1:15,095
17. Zhou Guanyu (China) – Alfa Romeo 1:15,197
18. Valtteri Bottas (Finnland) – Alfa Romeo 1:15,486
19. Yuki Tsunoda (Japan) – Alpha Tauri 1:16,264
20. Mick Schumacher (Gland/Schweiz) – Haas 1:16,361

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