Formel 1: Ferrari
Ferrari steckt nach dem Brasilien-Debakel tief in der Krise. Präsident John Elkann macht öffentlich die Fahrer verantwortlich – doch zwei prominente Stimmen schlagen Alarm.
Ferrari-Präsident John Elkann hat nach dem chaotischen Wochenende in São Paulo öffentlich gegen seine Fahrer Charles Leclerc und Lewis Hamilton ausgeteilt. Während er die Mechaniker und Ingenieure lobte, erklärte er, „der Rest“ funktioniere nicht – eine klare Spitze gegen die beiden Männer im Cockpit.
Sein Vorwurf: Die Piloten würden zu viel reden und zu wenig liefern. Besonders Hamilton hatte die rote Diva mehrfach als „Albtraum“ bezeichnet, Leclerc das Auto als „zu langsam“. Elkanns Forderung: weniger Kritik, mehr Fokus.
Doch die Reaktionen ließen nicht lange auf sich warten: Nach Informationen von F1-Insider sorgten die Aussagen nicht nur bei den Fahrern sondern auch im Team für enorme Irritation. Zwei Experten, die Ferrari seit Jahrzehnten kennen, widersprechen öffentlich.
Der italienische Ferrari-Insider Leo Turrini – so nah an der Scuderia dran wie kaum ein anderer – reagierte auf seinem Blog „Profondo Rosso“ ungewöhnlich scharf. Seine Kernthese: Die Ferrari-Probleme sitzen nicht im Cockpit, sondern tief in der Struktur. „Sicher, die Fahrer tragen eine gewisse Verantwortung. Aber man kann ihnen nicht eine gesamte gescheiterte Saison anhängen“, schreibt Turrini.
Er erinnert daran, dass Ferrari seit 2007 keinen Titel mehr geholt hat – obwohl Spitzenfahrer wie Alonso, Vettel, Leclerc und jetzt Hamilton im Auto saßen. „Wenn Ferrari seit 21 Rennen nicht gewinnt und Vierter in der WM ist, liegt das Problem nicht am Fahrer“, gibt er zu bedenken. „Die Mechaniker sind gut – aber das eigentliche Thema liegt bei den Ingenieuren und jenen, die sie führen.“
Noch deutlicher wird Turrini bei Elkanns Schuldzuweisungen: „Wenn der Enkel von Gianni Agnelli glaubt, dass zu viel Reden das Problem ist, sollte er seine Berater und Manager wechseln.“ Ein Satz, der sitzt.
Auch Ex-Haas-Teamchef Günther Steiner, bekannt für seine direkte Art, attackiert Elkann. Im Podcast The Red Flags erklärt er: „Ein Präsident kann kritisieren – aber nie öffentlich. Das war schlechte Führung.“ Der Südtiroler warnt: Solche Aussagen zerstören den Teamgeist, statt ihn zu stärken. Kritik müsse intern bleiben, um die ohnehin angespannte Lage nicht weiter eskalieren zu lassen.
Besonders verteidigt er Charles Leclerc: „Charles gibt alles. Was soll er noch mehr tun?“ Steiner erinnert zudem daran, dass Elkann selbst die Weichen stellte – mit der Entscheidung, Carlos Sainz durch Hamilton zu ersetzen: „Wenn Elkann unzufrieden ist, sollte er in den Spiegel schauen. Er hat diese Entscheidung getroffen.“
Damit trifft Steiner einen Punkt, den viele im Fahrerlager hinter vorgehaltener Hand bestätigen: Ferrari hat ein Führungsproblem, keines im Cockpit.
Strukturelle Schwächen in Maranello bremsen Ferrari seit Jahren. Elkanns öffentlicher Angriff war unprofessionell und strategisch gefährlich. Die wahre Herausforderung liegt darin, Ferrari intern zusammenzuführen – nicht auseinander zu dividieren. Solange in Maranello dieser Grundkonflikt schwelt, bleibt ein WM-Titel in weiter Ferne. Leclerc und Hamilton können nur liefern, wenn Ferrari ihnen endlich das gibt, was sie am dringendsten brauchen: ein konkurrenzfähiges Auto – und ein geeintes Team.
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