Ferrari nimmt Rückenwind mit in die Sommerpause der Formel 1, doch der Scuderia bleibt ein größeres Problem: Sie versteht ihr eigenes Auto nicht.
Dieses Ergebnis hat Ferraris neuer starker Mann gebraucht: Mit dem Podium beim Belgien GP beschert Charles Leclerc Ferrari ein kleines Erfolgserlebnis vor der Sommerpause – und Teamchef Fred Vasseur die Chance, nach der Kritik der letzten Wochen doch noch ein versöhnliches Fazit unter sein erstes Halbjahr als Scuderia-Boss zu ziehen.
„Ich bleibe ruhig, denn noch vor einer Woche hieß es, Ferrari sei zu dumm und am Ende, während McLaren diesen Höhenflug hat“, lacht Vasseur nach dem dritten Platz in Spa über die Kritiker, wohl wissend wie schnelllebig die Formel 1 doch ist: „Wir lassen uns nicht davon beirren. Für mich beweist es nur, dass es im Verfolgerfeld um Nuancen geht und wahnsinnig eng zugeht: Man kann in nur einem Wochenende zurückfallen von Platz zwei bis auf Platz zwölf.“
War Ferrari in Ungarn zuletzt noch wenig konkurrenzfähig und anschließend mal wieder der Prügelknabe der Presse, „lief es hier gut für uns“, sagt Vasseur: „Wir waren unter allen Bedingungen stark, egal ob nass oder trocken. Das ist ein gutes Signal fürs Team, denn Spa ist eine repräsentative Strecke und auch beim Reifenmanagement haben wir uns gesteigert. Charles konnte zumindest mit der Pace von Checo (Perez; d. Red.) mithalten, so gesehen haben wir im Vergleich zu Red Bull also schon einen Schritt nach vorne gemacht.“
Allein: Ein großes Problem bleibt, denn Ferrari versteht seinen eigenen Erfolg nicht!
Bei aller Freude über das Podium sieht Leclerc sein Team weiter vor einem Rätsel stehen: „Es gibt schon etwas sehr Interessantes, das wir uns genauer anschauen sollten bezüglich unserer Wettbewerbsfähigkeit zwischen Budapest und hier in Spa“, sagt der Ferrari-Star: „Wenn ich vor Budapest darauf hätte wetten müssen, welche Strecke unserem Auto mehr liegt, wäre es Budapest gewesen. Wenn man sich die zwei Rennen nun aber anschaut, waren wir hier viel stärker.“
Dass die schnellen Ecken Spas dem launischen SF-23 mehr entgegenkommen als der enge Mickey-Maus-Kurs in Ungarn, war für die Ferrari-Techniker offensichtlich nicht weniger als eine faustdicke Überraschung. Für Leclerc ist deshalb klar: „Das ist genau das, was wir verstehen müssen, um für die zweite Hälfte der Saison das Maximum aus unserem Paket rauszuholen. Denn irgendetwas haben wir da definitiv noch nicht kapiert.“
Trotzdem will der Monegasse positiv bleiben: „Es ist keine Sorge, eher ein Punkt, an dem wir jetzt ansetzen können: Wir haben nach dem ersten Training sofort gewusst, dass wir hier stark sein werden, davor war das aber nicht zu erwarten. Das müssen wir also unter die Lupe nehmen.“
Auch Teamkollege Carlos Sainz, der in Spa nach Startkollision mit Oscar Piastri früh ausscheidet, schlägt Alarm: „Wir hatten eigentlich oft in der ersten Saisonhälfte eine ganz gute Pace und einen guten Rhythmus im Auto. Aber dann passiert im Laufe des Wochenendes immer irgendetwas, das es uns verunmöglicht die Punkte einzufahren, die wir normalerweise erzielen sollten. Wir brauchen jetzt einen Neustart, um dann wieder voll anzugreifen in der zweiten Hälfte.“
Teamchef Vasseur gibt seinen Piloten Recht: „Wir sind zu wenig konstant. Aber nochmals, im Verfolgerfeld geht es oftmals nur um wenige Zehntel, da hängt dann alles von der Charakteristik des Autos und der jeweiligen Rennstrecke ab.“ Trotzdem glaubt der Franzose: „Das hier war für uns ein guter Schritt nach vorne, darauf wollen wir aufbauen. Wir müssen weiter pushen, unser Bestes geben und das Auto entwickeln“, so Vasseur, der ankündigt: „Nach der Pause haben wir dafür bereits einige Upgrades in der Pipeline.“
Abzuwarten bleibt allerdings, ob Ferraris Rätselraten über die eigene Performance mit vielen brandneuen und unerprobten Teilen wirklich ein schnelles Ende nehmen kann…
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1. Max Verstappen (Niederlande) – Red Bull 1:22:30,450 Std.
2. Sergio Perez (Mexiko) – Red Bull +22,305 Sek.
3. Charles Leclerc (Monaco) – Ferrari +32,259
4. Lewis Hamilton (Großbritannien) – Mercedes +49,671
5. Fernando Alonso (Spanien) – Aston Martin +56,184
6. George Russell (Großbritannien) – Mercedes +1:03,101 Min.
7. Lando Norris (Großbritannien) – McLaren +1:13,719
8. Esteban Ocon (Frankreich) – Alpine +1:14,719
9. Lance Stroll (Kanada) – Aston Martin +1:19,340
10. Yuki Tsunoda (Japan) – Alpha Tauri +1:20,221
1. Max Verstappen (Niederlande) – Red Bull 314 Pkt.
2. Sergio Perez (Mexiko) – Red Bull 189
3. Fernando Alonso (Spanien) – Aston Martin 149
4. Lewis Hamilton (Großbritannien) – Mercedes 148
5. Charles Leclerc (Monaco) – Ferrari 99
6. George Russell (Großbritannien) – Mercedes 99
7. Carlos Sainz Jr. (Spanien) – Ferrari 92
8. Lando Norris (Großbritannien) – McLaren 69
9. Lance Stroll (Kanada) – Aston Martin 47
10. Esteban Ocon (Frankreich) – Alpine 35
1. Red Bull 503 Pkt.
2. Mercedes 247
3. Aston Martin 196
4. Ferrari 191
5. McLaren 103
6. Alpine 57
7. Williams 11
8. Haas 11
9. Alfa Romeo 9
10. Alpha Tauri 3