Günther Steiner ist der Kult-Teamchef der Formel 1. Wir haben mit Mick Schumachers Haas-Boss gesprochen.
Haas-Teamchef Günther Steiner im Exklusivinterview über die Trennung von Nikita Mazepin und Uralkali, Mick Schumacher, Kevin Magnussen und seinen „weißen Ferrari“
Herr Steiner, wie geht es Ihnen gerade?
Den Umständen entsprechend gut. Wir haben im Winter sehr gut gearbeitet, waren gut vorbereitet auf die neue Saison. Dann marschierte Russland in die Ukraine ein. Da waren wir gerade beim ersten Test in Barcelona. Mir war sofort klar, dass wir ein Problem bekommen würden. Denn unserer Hauptsponsor kam ja aus Russland. Nach einigen Tagen und Nächten, in denen wir mehr oder weniger durchgearbeitet haben, war klar, was wir tun mussten: Uns vom Sponsor trennen. Es war das einzig Richtige in dieser Situation. Denn es war nicht abzusehen, dass der Krieg bald aufhören würde. Das Gegenteil war der Fall. Deshalb war dann auch die Trennung von unserem russischen Fahrer Nikita Mazepin eine logische Konsequenz. Das hieß natürlich auch, dass wir uns sofort um einen neuen Piloten kümmern mussten. Und da war Kevin Magnussen von Anfang an unsere erste Wahl.
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Mazepin hat gegen Sie nachgetreten. Er wirft speziell Ihnen vor, von der Presse von seinem Rauswurf erfahren zu haben – nicht aber in einem persönlichen Gespräch mit Ihnen. Wie reagieren Sie auf die Vorwürfe?
Ich versuche da ganz ruhig zu bleiben und mich nicht von Emotionen hinreißen zu lassen. Das Wichtigste dabei ist für mich immer das Team. Ihm und seinen Mitarbeitern gegenüber habe ich die Verantwortung. Das ist, was zählt. Was man wissen muss: Es gibt bei jedem Vertrag – auch bei dessen Auflösung – eine rechtliche Grundlage, die man beachten muss. Mit diesem Hintergrund habe ich Nikita nicht hintergangen, auch wenn ich natürlich verstehe, dass er enttäuscht ist.
Mercedes-Teamchef Toto Wolff hat jetzt offen zugegeben, dass er dem immensen Druck nur mit psychologischer Hilfe standhalten konnte und kann. Da reden wir aber von dem Druck, den WM-Titel immer wieder zu verteidigen. Bei Ihnen geht es erst mal darum, dass Ihr Team überlebt. Wie gehen Sie mit diesem, anderen Druck um?
Dass Toto sich quasi geoutet hat, ist nicht falsch. Aber jeder Mensch geht anders mit Druck um. Ich brauche keine professionelle Hilfe von außen, aber respektiere es sehr, wenn man dieses Instrument benutzt, um sich stärker zu machen und somit auch sein Team. Jeder Mensch geht anders mit Druck um und das ist auch gut so. Ich rede viel mit meinen Leuten, auch mit der Familie. Deshalb schlafe ich trotz des großen Stresses immer gut.
Jetzt haben Sie Kevin Magnussen zurück. Sie kennen ihn sehr gut, er war schon von 2017 bis 2020 Ihr Fahrer. Rein sportlich müssten Sie sich freuen: Denn er bringt sicher eine größere Qualität ins Team…
…darüber sollen andere urteilen. Fest steht: Wir mussten schnell handeln, wir hatten gerade mal eine Woche Zeit zum nächsten und letzten Test vor der Saison in Bahrain. Wie gesagt: Kevin war erste Wahl und wir haben uns zum Glück auch schnell geeinigt. Ich habe gar nicht mit anderen Piloten verhandelt. Es war das Beste für das Team inklusive Mick Schumacher. Mit Kevin hat er jetzt eine sehr gute Referenz. Es ist für Mick die richtige, nächste Stufe für seine Karriere. Kevin ist ein sehr guter Fahrer. Man darf nicht erwarten, dass Mick ihn an die Wand fährt. Er kann von ihm lernen.
Auch wie man Bürotüren zerstört? Eine ging ja mal drauf, weil Magnussen seiner Wut an Ihrer Tür ausgelassen hat.
(Steiner lacht): Es ging ja nicht nur um Kevin, sondern auch um Romain Grosjean. Keiner wollte nachgeben, sie fuhren sich ab und zu dann in die Kiste. Deshalb musste ich öfters zwischen den beiden vermitteln und ihnen auch klar machen, dass Sie alleine auf der Piste die Verantwortung für alle im Team haben. Es fährt nämlich keiner sonst das Auto. Weder ich noch ein anderer. Mit Mick und Kevin werde ich das genauso angehen, falls es – was ich nicht hoffe – mal notwendig ist. Aber man soll einen Emotionsausbruch nicht zu hoch bewerten, sondern die Emotionen lieber in die richtige Richtung lenken. Man kann sich schon mal in die Quere kommen, es darf nur nicht zur Gewohnheit werden. Dann schaden sie sich am Ende am meisten selbst. Das versuche ich Ihnen zu erklären.
Ihr neues Auto wird von der Konkurrenz kritisch beäugt. „Moby Dick“ nennt man ihn mit einer Mischung aus Respekt und Kritik, weil er für einige der „weiße Ferrari“ ist. Man stuft Ihren „Moby Dick“ sogar so stark ein, dass er mit McLaren um Platz vier hinter Red Bull, Mercedes und Ferrari kämpfen kann. Wie gehen Sie mit dem Vorwurf um, man hätte die Zusammenarbeit mit Ferrari unerlaubterweise übertrieben?
Steiner (schmunzelt): Wissen Sie, diese Vorwürfe gab es immer und wird es immer geben. Ich bleibe da gelassen. Sind wir gut, nennen sie unser Auto „weißer Ferrari“. Sind wir schlecht, dann nicht. Das finde ich langsam schon lächerlich. Für Neid muss man hart arbeiten. Mitleid kriegt man gratis. Ich würde mir wünschen, dass die anderen vor Neid erblassen. Weil das dann heißt, dass wir einen sehr guten Job gemacht haben. Schauen wir mal, wie der größte Fußballer der deutschen Fußballgeschichte immer zu sagen pflegte.
Zurück zu Mick Schumacher: Was erwarten Sie in dieser Saison von ihm?
Dass, wenn unser Auto in die Punkte fahren kann, er das umsetzen kann. Ganz einfach. Das ist auch das, was er von sich erwartet. Ich habe keine Bedenken, dass er das schafft. Er wird den nächsten Schritt machen. Im letzten Jahr konnte er die Grundlagen lernen, er konnte strategisch fahren, aber sein Gegner war nur sein Teamkollege. Richtige Zweikämpfe waren selten möglich, dafür war unser Auto einfach zu schlecht. Das wird in diesem Jahr anders, wenn er gegen die anderen kämpft.
Mick wirkt sehr zufrieden nach den Testfahrten. Kleine Bedenken hat er im Moment nur wegen der Zuverlässigkeit. Teilen Sie diese Einstellung?
Definitiv. Wir sind das Team mit den wenigsten Testkilometern, weil wir kleine Zuverlässigkeitsprobleme hatten. Nichts Großes, aber ein kleines Leck da, ein kleines Leck dort. Deshalb mache ich mir am Anfang in der Tat kleine Sorgen. Wir müssen und werden das aber in den Griff bekommen.
Wenn Mick einschlägt, weckt das natürlich auch Begehrlichkeiten bei anderen Teams. Müssen Sie ihn dann festketten?
Hoffentlich ist das so. Denn dann haben wir einen guten Job gemacht. So ist unser Geschäft.
Mick ist Ersatzfahrer bei Ferrari. Corona-bedingte Ausfälle sind immer noch präsent, wie man in Bahrain bei Sebastian Vettel gesehen hat. Wie groß sind die Bedenken, dass im Fall der Fälle Mick schon in diesem Jahr ein Rennen im Ferrari fahren könnte?
Diese Möglichkeit besteht in der Tat, zumindest bei einigen Rennen. Mit Giovinazzi hat Ferrari ja noch einen anderen Ersatzpiloten. Ich hoffe nicht, dass ein Ferrari-Fahrer ausfällt. Aber wenn, würden wir Mick nicht im Weg stehen.
Von: Bianca Garloff, Ralf Bach
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