Formel 1: Ferrari

Wird Teamkollege Leclerc bei Ferrari bevorzugt? Analyse nach Lewis Hamiltons mysteriösen Aussagen in Ungarn.
Die Rätsel um Lewis Hamilton (40) werden immer ominöser. Die lebende Formel-1-Legende, der siebenfache Weltmeister, erlebt in seiner ersten Saison bei Ferrari gerade die schwerste Krise seiner Karriere. Die Zahlen sprechen dabei eine deutliche Sprache: Während Teamkollege Charles Leclerc bereits 151 WM-Zähler gesammelt hat, steht Hamilton nur bei 109 Punkten.
Schlimmer als die Ergebnisse ist jedoch etwas anderes: Der Brite kommt mit der „roten Diva“ nicht zurecht. Besonders das Heck macht ihm beim Bremsen und Einlenken zu schaffen. Immer wieder verbremst er sich oder fabriziert spektakuläre Dreher – wie etwa beim Qualifying in Spa. In Ungarn blieb Hamilton im zweiten Qualifying-Segment hängen, verpasste die Top Ten. Sein monegassischer Teamkollege, Ferrari-Zögling von Jugend an, stellte das gleiche Auto auf Pole Position.
Doch: Fuhr Leclerc wirklich das gleiche Auto? Bekommt er das bessere Material? Hamilton befeuerte Gerüchte, die in diese Richtung gehen. Bewusst oder unbewusst sagte er nach dem Rennen in Ungarn: „Wenn man ein Gefühl hat, dann hat man ein Gefühl. Im Hintergrund läuft einiges, das nicht besonders gut ist.“
Im Internet werden die Verschwörungstheorien befeuert. Angeblich, so wird in einem Bericht auf Tiktok behauptet, sei Ferrari in Ungarn nicht auf Hamiltons Änderungswünsche am Auto eingegangen – auf die von Leclerc aber sehr wohl. Grund: „Jemand“ in der Ferrari-Führungsriege wolle Leclerc als klare Nummer eins erscheinen lassen.
Experten wie Marc Surer halten nichts von den Theorien, die eine absichtliche Benachteiligung Hamiltons vermuten. Der Schweizer Ex-Formel-1-Pilot sagt zu F1-Insider.com: „Was hätte Ferrari davon? Sie würden sich doch selbst damit schaden. Hamilton muss weiter hart arbeiten und seinen Fahrstil immer mehr den Eigenschaften seines Autos anpassen. So wie es Leclerc macht.“
Was Surer allerdings nicht weiß – F1-Insider jedoch schon: 2019 war Sebastian Vettel in der gleichen Situation bei Ferrari. Auch er kam im Gegensatz zu Leclerc nicht mit dem Heck des Ferrari zurecht. Er konnte sich seine häufigen Verbremser und Dreher ebenso wenig erklären wie jetzt Hamilton seine Pirouette im Qualiying von Spa, war nah am Verzweifeln. Bis er bei einem Test nach dem Rennen in Bahrain das Auto von Leclerc fahren konnte.
Danach erzählte er Vertrauten: „Das war ein völlig anderes Auto.“ Der Hesse hielt aber still, ging nicht an die Öffentlichkeit – machte sich dennoch seine Gedanken. Nach Ablauf seines Vertrags flüchtete er zu Aston Martin.
Fest steht: Die Leiden des Lewis Hamilton, seine Gedanken, das Handtuch zu werfen, beschäftigen den GP-Zirkus. Wichtige Protagonisten nehmen Anteil daran. Ferrari-Teamchef Fred Vasseur spielt logischerweise die Hamilton-Existenzkrise herunter: „Er pusht alle – aber zuerst sich selbst. Aber genau das ist auch der Grund, warum er siebenmaliger Weltmeister ist: Weil er Ansprüche an das Team stellt – an das Auto, die Ingenieure, die Mechaniker, auch an mich. Das war für ihn immer der Hauptgrund für seine Leistung. Er wird zurückkommen. Er wird wieder kämpfen.“
Davon geht auch Formel-1-Boss Stefano Domenicali aus, der Hamilton bei Sky als ein „Juwel“ und „unglaublichen Sportler“ bezeichnet. „Selbst wenn es gerade schwierig ist, wird er reagieren, und ich bin mir ziemlich sicher, dass er zeigen wird, warum er hier ist“, so Domenicali.
Auch Hamiltons Ex-Chef glaubt weiter an den Briten. Mercedes-Teamchef Toto Wolff: „Lewis hat in der Formel 1 noch eine Rechnung offen“, sagt er. „So wie Mercedes seit 2022 unter dem neuen Reglement unterdurchschnittlich abgeschnitten hat, war er mit den Ground-Effect-Autos nie wirklich zufrieden. Nächstes Jahr kommen brandneue Autos, die sich völlig anders fahren lassen, neue Antriebseinheiten, die ein intelligentes Energiemanagement erfordern. Das ist also absolut in Ordnung für Lewis – und ich hoffe, dass er noch viele weitere Jahre dabei bleibt. Das nächste Jahr wird sicherlich ein wichtiges Jahr.“
Ex-Formel-Boss Bernie Ecclestone dagegen hat Hamilton abgeschrieben. „Eher gewinnt das Safety-Car ein Rennen, als dass Hamilton noch einmal Weltmeister wird.“
Bei der Daily Mail legte er nach: „Lewis ist sehr talentiert, war es und ist es wahrscheinlich immer noch. Aber wie bei vielen führenden Sportlern gibt es, wenn sie die Spitze erreichen, nur einen Weg – und der ist nicht gut. Er führt nur nach unten. Sie werden müde. Lewis ist müde. Er macht das, was er tut, schon ewig. Er braucht endlich eine Pause, einen Neustart, um etwas völlig anderes zu machen. Er sollte aufhören – und Ferrari sich um einen Nachfolger kümmern. Isack Hadjar und Gabriele Bortoleto wären geeignete Kandidaten.“
Fest steht: Lewis Hamiltons Krise wird den Formel-1-Zirkus auch nach der Sommerpause weiter beschäftigen. Ausgang offen. Die Antwort kennt wahrscheinlich nur der (Aerodynamik-)Wind.
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