Formel 1: Lewis Hamilton

Es soll das Remake des Ferrari-Märchens von Michael Schumacher werden: Lewis Hamilton will im roten Renner seinen achten Titel holen.
Das hatten sie sich bei Ferrari in fast schon romantischer Vorsehung genau so ausgemalt: Man nehme den weltweit bekanntesten Formel-1-
Piloten und drehe den zweiten Teil der größten Erfolgssaga, die die Sportabteilung der italienischen Kultmarke je erlebt hat.
Als Vorlage diene die legendäre Ära, in der Michael Schumacher in den Jahren 2000 bis 2004 fünf WM-Titel in Folge einfuhr und den Tifosi den Glauben zurückgab, dass sie doch noch gewinnen konnten.
Der Anfang des aktuellen Formel-1-Drehbuchs aus Maranello erinnert in der Tat an die Zeit des siebenmaligen Weltmeisters aus Kerpen. Englands Ikone Sir Lewis Hamilton (40) soll den „Schumi“ spielen, der Franzose Fred Vasseur (56) die Rolle seines Landsmanns Jean Todt übernehmen, der in Schumachers Erfolgsstory als Teamchef zusammen mit dem schnellen und disziplinierten deutschen Piloten aus einem Haufen talentierter, aber auch oft planloser Techniker eine Einheit schmiedete.
Allein: Es fehlt bei einigen noch der Glaube an den erfolgreichen Ausgang der Wiederauflage des Märchens mit dem Namen „Wird Hamilton Ferraris neuer Schumi?“, das nur dann ein Happy End haben kann, wenn der Brite Ferrari zum ersten Titel seit 2007 führt – und sich selbst zum achtmaligen Weltmeister macht.
Ausgerechnet Ralf Schumacher (49), Bruder der Ferrari-Ikone, hält wenig vom vermeintlichen Märchen. „Für die Formel 1 ist es natürlich eine große Story, keine Frage“, sagt der Sky-Experte zu F1-Insider.com: „Ich würde Ferrari und Lewis den Erfolg auch gönnen, aber realistisch ist das nicht.“
Schumachers Argumente: „Als Michael zu Ferrari ging, war er nicht nur der aktuelle Weltmeister, sondern auch der anerkannt beste Fahrer. Beides trifft auf Lewis nicht mehr zu. Trotzdem brauchte auch Michael fünf harte Jahre, um den ersten Titel einzufahren. Diese Zeit hat Lewis nicht.“
Dazu kommt: Damals durften die Teams noch willenlos testen. Schumacher: „Michael spulte Tag und Nacht Tausende Kilometer ab, um Ferrari weiterzubringen. Simulatoren können diese wertvolle Arbeit heute nicht ersetzen.“
Entscheidend ist für Ralf Schumacher aber etwas anderes: „Lewis befindet sich im Gegensatz zu Michael damals schon im Herbst seiner Karriere. Der Zahn der Zeit macht auch vor ihm nicht halt. Vor allem im Qualifying zeigt sich das, wenn der Film besonders schnell abläuft. Entscheidend wird das erste halbe Jahr sein. Mehr Zeit wird die emotionale italienische Presse Lewis und Ferrari nicht geben. Läuft es bis dahin nicht, werden sie den Daumen ganz schnell senken, und die Euphorie wird in Kritik umschwenken.“
Besonders spannend wird dabei das Duell gegen seinen jungen Teamkollegen Charles Leclerc. Schumachers These in der Saisonvorschau von Sky: Der Monegasse werde Hamilton in Rente schicken. Schumi II: „Wenn Charles schneller ist und das auch bleibt, ist klar dass Lewis‘ Zenit überschritten ist.“
Es gibt aber auch Optimisten, die an den Erfolg des Dream-Teams glauben. Der prominenteste ist Eddie Jordan (76), einst erster Teamchef von Michael Schumacher in der Formel 1. Der Ire zu F1-Insider.com: „Ich weiß, dass Lewis sich gründlich informiert hat, wie Michael damals mit Ferrari gearbeitet hat. Er muss und will das kopieren. Ferrari wird 2025 meiner Meinung nach das beste Auto haben. Und das Team wird alles tun, um Lewis zu helfen. Also steht ihm nur sein Teamkollege Leclerc im Weg.“ Und Jordan glaubt: „Den kann er schlagen.“
PR-technisch hat er das schon. Der Ex-Teamchef: „Allein dieses Foto vom ersten Arbeitstag, wie er da mit dem schwarzen Mantel auf dem Werksgelände steht. Die Aufnahme ist schon Kult. Hamilton im Ferrari, das wird ein Kassenschlager für die Formel 1.“
Fest steht: Die Frage, ob Hamilton Ferraris neuer Schumi wird und die Story ein Happy End bekommt, ist die mit Abstand spannendste in der diesjährigen Saison.
Autoren: Ralf Bach/Bianca Garloff
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