Jenson Button fährt am Samstag das Finale der US-Sportwagenmeisterschaft IMSA in einem Porsche. So behält er den Durchblick.
Saisonfinale der US-Sportwagenserie IMSA in Road Atlanta. Das Porsche-Werksteam von Penske Motorsport kann Meister werden. Erster Verfolger: Cadillac. In einem der beiden Rennwagen unterstützt der amtierende Indy500-Sieger Josef Newgarden sein Penske-Team.
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Doch der US-Amerikaner ist nicht der einzige Superstar in einem der vier Porsche 963 (680 PS aus einem Vierliter-V8-Biturbo mit Einheits-Elektromotor). Erstmals tritt auch der ehemalige Formel-1-Weltmeister Jenson Button in der IMSA an. Der Champion von 2009 fährt für das private Porsche-Team JDC an der Seite des Deutschen Mike Rockenfeller.
Nach zwei Jahren in einem Honda der japanischen Sportwagenmeisterschaft Super GT gibt Button jetzt also in einem Porsche-LMDh-Prototyp Gas. „Ich genieße das“, sagt er. „Das Auto hat viel Downforce. Das kenne ich aus dem Formelsport. Der Porsche ist unglaublich schnell. Man muss sehr präzise fahren. Ich habe viel zu lernen, allein die Bedienungsanleitung fürs Lenkrad hat 58 Seiten.“
Für Button ist es ein Test, wie es mit seiner eigenen Rennkarriere weitergehen soll. „Ich habe einige Optionen in der IMSA, einige in der WEC, aber ich weiß noch nicht, was ich mache“, verrät er. „Wenn ich zu viel Rennen fahre, bin ich ein schlechter Vater. Deshalb müssen alle Umstände passen.“
Für die IMSA spricht: Sie fährt in den USA, wo Button mittlerweile seinen Hauptwohnsitz hat (Kalifornien). Für die Sportwagen-WM spricht der Langstreckenklassiker in Le Mans – und womöglich die Fahrerpaarung seines Teams. Denn dem Ex-F1-Star liegt ein Angebot des Porsche-Privatteams Jota vor, das auch Sebastian Vettel in sein Allstar-Auto holen will.
Für die Fans wäre ein Gespann aus den beiden Formel-1-Weltmeistern etwas ganz Besonderes. Konkret zu den Vettel-Gerüchten will sich Button nicht äußern, betont aber: „In der Formel 1 wollte ich meinen Teamkollegen immer zerstören, habe sogar Informationen zurückgehalten. Hier arbeiten wir zusammen, um das Auto schneller zu machen. Man gewinnt und verliert zusammen, die Emotionen sind da noch mal ganz anders.“
Aber auch die Formel 1 hat der Engländer weiter im Blick, zuletzt natürlich das Hitzerennen in Katar, in dem diverse Fahrer kurz vorm Kollaps standen. Seine Analyse der Situation: „Hitzerennen hat es auch früher schon gegeben. Das größere Problem sind in diesem Fall die hohen Fliehkräfte auf der Strecke in Katar. Wenn dein Körper permanent hohen seitlichen Fliehkräften ausgesetzt ist, kannst du nicht atmen. Also bekommst du zu wenig Sauerstoff.“
Eine Lösung sieht Button kaum. „Eine Klimaanlage kann man in ein offenes Cockpit nicht einfach einbauen. Und ich glaube sowieso: Solange sich die Fahrer nicht gemeinsam gegen gewisse Bedingungen wehren, wird man nichts ändern.“
So oder so ist das Problem nicht neu – war bisher aber kein so großes Thema. „Als ich Nascar in Austin gefahren bin, hätte ich auch beinahe aufgegeben, so heiß war es im Auto. In Malaysia ist meine Wasserflasche mal kaputt gegangen. Das war auch hart. Erst fängst du an zu zittern, dann verschwimmt die Sicht und es wird gefährlich. Trotzdem bin ich weitergefahren.“
Mittlerweile ist Button 43 Jahre alt, ein Jahr älter also als Fernando Alonso, der in der Formel 1 immer noch für Furore sorgt. Von etwaigen Alterserscheinungen will sich der Brawn-Champion aber genauso wenig bremsen lassen wie der Spanier. „Ich trage jetzt eine Brille, wenn ich Rennen fahre“, verrät er. „Jimmie Johnson hat mich in Le Mans (wo beide mit einem NASCAR fuhren; d. Red.) darauf gebracht. Meine Sehschwäche ist zwar nur gering, aber ich sehe im Auto bei hohen Geschwindigkeiten mit Brille trotzdem viel besser – und fühle mich auch nicht mehr alt deswegen.“
Das wird an diesem Wochenende vor allem auch bei Dunkelheit wichtig: Die 10 Stunden auf der Road Atlanta beim sogenannten „Petit Le Mans“ laufen bis in die Abendstunden. Da ist guter Durchblick gefragt. Genau wie in Zukunft – dann vielleicht in einem Porsche 963 an der Seite von Sebastian Vettel.
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