Nico Hülkenberg wird nach dem Kanada-Quali bestraft: Rückversetzung für zu schnelles Fahren unter roter Flagge statt Start aus Reihe eins.
Nach seinem Gang übers Wasser kam die kalte Dusche: Knapp drei Stunde nach Ende des Qualifyings zum Großen Preis von Kanada ist Nico Hülkenberg seinen zweiten Startplatz in Montreal schon wieder los. Die Stewards sahen es als erwiesen an, dass der Deutsche auf seiner Inlap nach der roten Flagge in Q3, ausgelöst durch den Unfall von McLarens Oscar Piastri, zu schnell unterwegs war.
Zur Strafe setzt es eine Rückversetzung um drei Plätze in der Startaufstellung: Statt vom zweiten Platz nimmt Hülkenberg das Rennen nun als Fünfter auf. Zudem bekommt der Emmericher einen Strafpunkt auf seine Superlizenz aufgebrummt. Die Regelhüter ließen dabei noch Milde walten, denn zu schnelles Fahren unter roter Flagge gilt in der Formel 1 keineswegs als Kavaliersdelikt und wird im Regelfall mit zehn Strafplätzen sanktioniert.
Allerdings gestanden die FIA-Vertreter Hülkenberg zu, dass es sich um eine Misskommunikation mit seinem Team handelte: „Er dachte, dass er zu langsam gefahren ist“, heißt es im Dokument der Regelhüter. Tatsächlich war Hülkenberg aber zu schnell unterwegs und bereits 1,5 Sekunden über seiner Delta-Zeit, als die rote Flagge geschwenkt wurde, was es ihm extrem schwierig gemacht habe, im anschließenden Sektor unter der Richtzeit zu bleiben.
Dabei stiftete wohl auch das Audio-Signal in Hülkenbergs Ohr mehr Verwirrung als Hilfe – das belegen zumindest die Funkaufzeichnungen des Haas-Teams: „Dieses Gepiepse macht mich wahnsinnig, muss ich negativ oder positiv bleiben?“, fragt Hülkenberg seinen Ingenieur Gary Gannon, woraufhin dieser antwortet: „Positiv bleiben und verlangsamen.“ Doch Hülkenberg ist offensichtlich verwirrt: „Ich glaube, ich fahre zu langsam, ich muss schneller fahren“, funkt der Deutsche und fragt wenig später abermals nach. „Es ist zu schnell, wir haben eine rote Flagge“, schwant seinem Ingenieur da bereits Böses.
Denn: Während die Fahrer auf Inlaps zurück an die Box normalerweise nicht zu langsam fahren dürfen, um keine Gefahr für schnellere Autos darzustellen, verhält es sich bei einer roten Flagge genau andersherum. In diesem Fall dürfen gewisse Deltazeiten in den jeweiligen Mini-Sektoren nicht überschritten werden. Für Hülkenberg im Eifer des Gefechts eine einfache, aber teure Verwechslung.
Nichts wird es folglich mit dem historischen ersten Start eines Haas aus der ersten Startreihe eines Grand Prix, zählte doch die Pole von Teamkollege Kevin Magnussen in Brasilien letztes Jahr nur für den Sprint, nicht aber für das Hauptrennen. Auch für Hülkenberg selbst gibt es, nach der ebenfalls in Brasilien eingefahrenen Pole 2010 und Rang zwei in Österreich 2016, keinen weiteren Start mit freier Sicht nach vorne.
„Offensichtlich ist das Ende des Tages nicht ganz so gut wie es vorher war, das ist natürlich schade. Eine Schande, nicht aus der ersten Reihe starten zu können, aber wir müssen mit den Konsequenzen leben“, erklärt Hülkenberg in Bezug auf seine Strafe. Trotzdem glaubt der Deutsche: „Mit Blick auf unser Rennen morgen ändert es eigentlich nicht viel, der Ansatz bleibt gleich und den Ausgang wird es auch nicht beeinflussen.“
Soll heißen: Hülkenberg hatte sich in Sachen Rennpace ohnehin wenig Chancen ausgerechnet, die drei jetzt durch die Strafe nachgerückten Autos von Fernando Alonso, Lewis Hamilton und George Russell langfristig halten zu können. Auch Haas-Teamchef Günther Steiner dämpft für den Sonntag die Erwartungshaltung: „Morgen sollte es wieder trocken sein: Bei den Longruns waren wir so mittelmäßig, aber da haben wir dieses Jahr immer Schwierigkeiten. Außerdem ist Nico gestern kaum gefahren (nach Motorschaden im zweiten Training; d. Red.).“
Von der realistischen Einordnung will sich der Südtiroler die Laune nach dem starken Qualifying aber genauso wenig verderben lassen wie von der Bestrafung durch die Stewards: „Die Strafe sollte nichts davon wegnehmen, was das Team geleistet hat: In unseren Köpfen sind wir Zweiter“, sagt Steiner, der sich anders als noch vor wenigen Wochen die Kritik an der FIA diesmal lieber spart: „Ja, es gab einen Fehler, wir waren zu schnell. Aber man muss auch berücksichtigen, dass nie jemand gefährdet wurde, weil Nico immer allein unterwegs war. Trotzdem war es natürlich gegen die Regeln, deswegen müssen wir die Strafe akzeptieren.“
Insgesamt ist Steiner dennoch voll des Lobes für seinen Mannen: „Wenn solche Möglichkeiten entstehen und Material und Auto mal eine kleinere Rolle spielen, dann sind wir ziemlich gut als Rennteam. Wir versuchen immer da zu sein, wenn etwas Besonderes passiert, das macht das Team wirklich gut“, erklärt der Teamchef und hofft für den Sonntag auf das Glück der Tüchtigen: „Vielleicht ist es ja bald mal auf unserer Seite.“
1. Max Verstappen (NL), Red Bull Racing, 1:25,858 Min.
2. Nico Hülkenberg (D), Haas, 1:27,102 (+3 Plätze Strafe)
3. Fernando Alonso (E), Aston Martin, 1:27,286
4. Lewis Hamilton (GB), Mercedes, 1:27,627
5. George Russell (GB), Mercedes, 1:27,893
6. Esteban Ocon (F), Alpine, 1:27,945
7. Lando Norris (GB), McLaren, 1:28,046
8. Carlos Sainz (E), Ferrari, 1:29,294 (+3 Plätze Strafe)
9. Oscar Piastri (AUS), McLaren, 1:31,349
10. Alex Albon (T), Williams, 1:
11. Charles Leclerc (MC), Ferrari, 1:20,615
12. Sergio Pérez (MEX), Red Bull Racing, 1:20,959
13. Lance Stroll (CDN), Aston Martin, 1:21,484 (+3 Plätze Strafe)
14. Kevin Magnussen (DK), Haas, 1:21,678
15. Valtteri Bottas (FIN), Alfa Romeo, 1:21,821
16. Yuki Tsunoda (J), AlphaTauri, 1:22,756 (+3 Plätze Strafe)
17. Pierre Gasly (F), Alpine, 1:22,886
18. Nyck de Vries (NL), AlphaTauri, 1:23,137
19. Logan Sargeant (USA), Williams, 1:23,337
20. Guanyu Zhou (RCH), Alfa Romeo, 1:23,342
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