Nico Hülkenberg wird im Kanada GP gnadenlos durchgereicht. Der Deutsche legt anschließend den Finger in die Wunde, Teamchef Günther Steiner dürfte das gefallen.
Im Prinzip könnte sich Nico Hülkenberg die Rennsonntage in der Formel 1 momentan sparen und schon samstags abreisen, dafür dann aber wenigstens mit einem guten Gefühl im Gepäck: Denn im Qualifying liefert der Deutsche seit seinem Comeback mit Haas konstant gute Leistungen ab. 24 Stunden später ist im Grand Prix dann aber meist der Rückwärtsgang drin, so auch am Sonntag in Montreal: Von Startplatz fünf aus fällt Hülkenberg bis ins Ziel auf Rang 15 zurück.
„Das war leider eine Einbahnstraße in die falsche Richtung heute“, resümiert der Emmericher nach dem Rennen, wenngleich er zugibt: „In gewisser Weise war das natürlich erwartet, aber man hofft ja trotzdem immer, dass es besser läuft als beim letzten Mal.“
Dass daraus auch in Kanada nichts wird, wirft allerdings weitreichendere Fragen über Haas‘ schwache Rennperformance auf. Auch Hülkenberg macht sich keine Illusionen: „Es bestätigt einfach einmal mehr, dass wir in Sachen Longrun-Pace und Konstanz noch viel Arbeit haben. Und die tollen Samstage bringen uns natürlich nichts, wenn wir sonntags immer abstürzen.“
Dabei will der 35-Jährige seinen sensationellen zweiten Platz im Qualifying (Startplatz fünf nach Strafe wegen zu schnellen Fahrens unter roter Flagge) allerdings richtig einordnen: „Gestern lief’s ja auch nur so gut, weil es die Bedingungen erlaubt haben: Im Nassen kann man natürlich ganz andere Sachen machen, das Auto wird bis zu einem gewissen Grad gleichgestellt“, verrät Hülkenberg. „Aber im Trockenen wären wir auch gestern niemals dort gelandet – und sonntags haben wir sowieso noch größere Probleme.“
Doch warum tut sich Haas im Renntrimm so extrem schwer? „Unser Auto ist einfach sehr Reifen fressend unterwegs, wir beanspruchen die sehr hart, selbst wenn wir sie managen. Das kostet am Ende des Tages Performance und Leistung“, klärt Hülkenberg auf und gibt einen Einblick, wo er und das Team nun ansetzten müssen: „Der größte Punkt ist die Aerodynamik, die Charakteristik vom Auto passt dieses Jahr einfach nicht so. Das war am Anfang der Saison gar nicht so absehbar, aber die letzten Rennen wird es jetzt ein bisschen zum Trend.“
Was die technischen Details betrifft, stört sich der ‚Hulk‘ vor allem an einer Sache: „Ich denke, von der Mechanik her liegt es vielleicht auch am Aufhängungsdesign und wie das alles konzipiert ist, das ist nicht ideal. Unser Auto ist gefühlt brutal hart und die Bodenwellen sind extrem im Auto. Ich bin noch nie in meiner Karriere so ein hartes Auto gefahren, das macht mir wirklich zu schaffen“, so Hülkenberg, der anfügt: „Dadurch wird es natürlich auch nervös und unruhig, und beansprucht so die Reifen noch mehr.“
Klare Ansagen vom Routinier, ein wenig schmeichelhaftes Feedback allerdings für die Technik-Abteilung von Haas. Allein: Wer nun an eine Schelte im vom knorrigen Kult-Teamchef Günther Steiner regierten US-Rennstall glaubt, der täuscht sich – denn genau für seinen großen Erfahrungsschatz und die ehrliche, wenn auch manchmal unbequeme Meinung hat der Südtiroler Hülkenberg vor der Saison schließlich aus dem Ruhestand geholt.
So verwundert es nicht, dass Steiner schon am Samstag in Montreal zu Protokoll gibt, keinen Grund zu sehen für 2024 etwas an seiner Fahrerpaarung mit Hülkenberg und Teamkollege Kevin Magnussen zu ändern, der im Kanada GP auch nicht über Rang 17 hinauskommt. Ungewöhnlich ist dieser Vorgang höchstens, wenn man an das Hickhack um eine mögliche Vertragsverlängerung von Mick Schumacher zum Ende der vergangenen Saison zurückdenkt, als sich Haas mit der Fahrerplanung von allen Teams am längsten Zeit ließ.
„Hört sich doch gut an, das lässt auf mehr hoffen“, grinst Hülkenberg auf Steiners Worte angesprochen. „Ich denke aber, es ist von beiden Seiten: Es macht Spaß, ich bin happy wieder dabei zu sein und habe Freude, auch wenn so Rennen wie heute natürlich irgendwo weh tun. Aber der Weg ist das Ziel und ich habe Hoffnung, dass wir das in den Griff kriegen und uns übers Jahr hinweg und für nächstes Jahr verbessern.“
Nichts anderes erwartet auch Teamchef Steiner nach der neuerlichen Klatsche am Sonntag: „Das Resultat heute ist natürlich sehr enttäuschend. Unser Problem ist einfach, dass der Reifenabbau immens wird, sobald wir in Verkehr geraten und hinter anderen Autos stecken. Dann kriegen wir die Reifenperformance nicht mehr zurück und fallen nach hinten“, ordnet er die Schwierigkeiten am Haas VF-23 ein.
Der Südtiroler will von seinen Angestellten nun, da die Schwachstelle identifiziert ist, zeitnah Lösungen präsentiert bekommen: „Es ist ganz klar zu sehen: Wenn wir keine freie Fahrt haben und anfangen zu kämpfen, gehen uns die Reifen einfach ein. Zumindest wissen wir jetzt, wonach wir suchen müssen und das werden wir auch. Wir stecken unsere Köpfe zusammen und versuchen eine Lösung zu finden, anstatt uns hinter guten Qualifying-Resultaten zu verstecken.“ Steiners deutscher Musterschüler geht da jedenfalls schon mal mit gutem Beispiel voran.
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