Formel 1: Nico Hülkenberg

Ehemalige deutsche Rennfahrer loben Nico Hülkenberg und den Einfluss des Podiums von Silverstone auf den deutschen Motorsport.
Selten hat ein Rennfahrer derart Lob und Zuneigung bekommen, wie Nico Hülkenberg nach seinem sensationellen dritten Platz beim GP von England in Silverstone: Im 239. Formel-1-Start gelang dem 37-Jährigen aus Emmerich vom Niederrhein sein erster Podiumsplatz. Auch die nationale Rennszene reagiert mit Hochachtung.
Ex-Formel-1-Pilot Hans-Joachim „Strietzel“ Stuck (74 Formel-1-Starts) freute sich in typischer Stuck-Art: „Holladrioh! Das hat sich der Bursch derart verdient, toll! Dieser dritte Platz war der gerechte Lohn für eine sagenhafte Fahrt in sehr schwierigen Bedingungen bei Nässe, wo es eben nicht nur auf das Auto, sondern mehr auf den Fahrer ankommt. Aber es zeigt auch: Mit Resilienz und Durchhaltewillen schafft man es dennoch, sein Ziel zu erreichen.“
Auch Markus Winkelhock freut sich über Hülkenbergs Sensations-Podium mit ganzem Motorsportler-Herzen: „Was Hülki gezeigt hat, war einfach eine mega Leistung. Es ist doch ganz offensichtlich: Nico war immer einer der Fahrer die massiv unter Wert geschlagen worden sind. Dass so ein Hochtalentierter erst im 239. Rennen sein erstes Podium erzielen konnte, zeigt doch, dass er nie das nötige Rennglück hatte. Und dazu gehört eben auch, zum richtigen Zeitpunkt im richtigen Auto zu sitzen.“
Winkelhock, 45, für den nur ein einziger Grand Prix-Start zu Buche schlägt (2007 auf dem Nürburgring, wo er im Regen nach nur einer Runde sensationell in Führung lag), erkennt aber auch die Möglichkeiten, die sich der Formel 1 mit Hülkenberg auch künftig noch bieten: „Ab der kommenden Saison tritt das Sauber-Team unter dem Audi-Banner an. Ein deutscher Fahrer, der für eine deutsche Marke fährt, ist immer stark. Das wollen doch die Leute doch sehen.“
„Deutschland ist immer noch die Auto-Nation Nummer eins“, betont Rennsport-Ikone Stuck. Aber der zweimalige Le Mans-Sieger macht sich so seine Gedanken: „Wir haben in Deutschland nicht mehr den Unterbau, um den Formel-Nachwuchs zu fördern.“
Hülkenberg etwa gewann 2005 die Formel BMW-Serie und 2007 die Formel—3-Euroserie – beide Kategorien wurden im Rahmen der Hersteller-geführten DTM ausgetragen. Die Starterfelder waren groß, die Konkurrenz international – und stark. „Heute fehlt die Basisarbeit“, klagt Stuck, „und da ist der Deutsche Motor Sport Bund stark gefordert.“
Wird also Hülkenberg auf lange Sicht der letzte Podiumsfahrer gewesen sein? Sehr viele deutsche Namen drängen sich in den Nachwuchsklassen nicht auf.
Immerhin: Mit dem schnellen Tim Tramnitz präsentiert die Stiftung Sport des ADAC einen Nachwuchspiloten, der das nötige Talent für höhere Weihen zu besitzen scheint. Derzeit liegt der 20-Jährige aus Hamburg auf Tabellenplatz zwei in der FIA-Formel-3-Serie.
Ein weiterer Kandidat könnte der ebenfalls von der ADAC Stiftung Sport geförderte Montego Maassen (17) sein. Dessen Vater Sascha war über Jahre hinweg eine feste Größe im Langstreckensport als Werksfahrer bei Porsche. Maassen Junior bestreitet in dieser Saison erfolgreich die Formel 4 – allerdings in Frankreich. In Deutschland gibt es diese Klasse nicht mehr.
Auch Sascha Maassen freut sich immens über Hülkenbergs dritten Platz in England: „Dieses Ergebnis ist gut für den deutschen Motorsport – vielleicht spornt das einige Kids zu einem Einstieg in den Kartsport an. Aber es ist auch ein starkes Signal für den Motorsport insgesamt. Die ganze Welt hat sich für Nico gefreut.“
Was Hülkenberg auszeichnet, meint Maassen, „ist, dass er dauerhaft und allseits anerkannt einen sehr guten Job macht. Es ist einfach schön zu sehen, wie ein Profi mit derartigem Berufsethos ans Werk geht. Und das seit über 15 Jahren.“
Für den ehemaligen ALMS-Champion und heutigen Porsche-Junior-Coach Maassen ist Hülkenberg in erster Linie ein sehr starkes Vorbild für die Jugend: „Denn leider sind wir in Deutschland mittlerweile in der Formel-Diaspora angekommen. Keine Formel-Nachwuchsklassen, kein Formel-1-Rennen mehr in Deutschland, fast keine Formel-Nachwuchsfahrer mehr, und so weiter. Da ist es sehr gut und sehr wichtig, noch solch einen Fahrer wie Hülkenberg zu haben. Der ist schnell. Der ist professionell. Der ist sympatisch. Kurzum: Der funktioniert als Vorbild.“
Autor: Gregor Messer
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