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Hitzeschlacht in Katar befördert Fahrer ins Streckenkrankenhaus

Formel 1 Piastri Verstappen McLaren Red Bull Katar 2023

Piastri und Verstappen im Cooldown-Raum. Credit: F1 / X

Dieser Katar GP wird den Formel-1-Piloten noch lange in Erinnerung bleiben: Reifen-Dilemma führt geradewegs in brutale Hitze-Falle.

Endlich macht der so genannte Cooldown-Raum hinter dem Podium seinem Namen mal alle Ehre: Am Sonntag spielen sich dort direkt im Anschluss an den Katar GP kuriose Szenen ab, die auf den zweiten Blick gar nicht mehr so lustig sind: Der Zweitplatzierte Oscar Piastri legt sich völlig erschöpft auf den Boden, auch Sieger Max Verstappen lehnt erstmal groggy an der Wand.

Der Grund: Die 57 Runden auf dem Losail International Circuit nahe Doha werden trotz der späten Startzeit von 20 Uhr Ortszeit zur Hitzeschlacht – laut Ferrari-Pilot Charles Leclerc sogar zur schlimmsten, die die aktuelle Fahrergeneration je erlebt hat: „Das war das härteste Rennen für jeden Fahrer in seiner Formel-1-Karriere und zwar ohne Ausnahme. Ich glaube keinem, der behauptet, dass es anders war“, stöhnt der Monegasse nach dem Grand Prix.

„Ich denke, dabei kamen heute einige Dinge zusammen: Natürlich die Hitze, weil es extrem warm war (37 Grad, 80 Prozent Luftfeuchte; d. Red.), aber auch, dass es eine Strecke mit vielen Highspeed-Kurven ist. Das Entscheidende war meiner Meinung nach aber der Umstand, dass wir drei Stopps machen mussten“, verrät Leclerc: „Wir mussten deshalb nicht mit den Reifen haushalten und sind praktisch Runde um Runde wie im Qualifying gefahren.“

Max Verstappen. Credit: Red Bull Content Pool

Hintergrund: Wegen Sicherheitsbedenken hatte Reifenausrüster Pirelli vor dem Start gemeinsam mit der Rennleitung entschieden, dass drei Stopps am Sonntag im Grand Prix für alle Piloten Pflicht sind. Die Laufleistung und damit auch das Risiko der Gummis wurde dadurch zwar minimiert, mit dem daraus resultierenden Vollgas-Rennen hat Pirelli den Fahrern allerdings schön einen eingeschenkt…

Stichwort eingeschenkt: Williams-Pilot Logan Sargeant ist dafür bekannt, auf das Trinksystem in seinem Auto während der Fahrt zu verzichten – am Sonntag erwischt es den US-Boy aber noch aus anderen Gründen besonders hart, denn nach einem grippalen Infekt zu Beginn der Woche geht er bereits angeschlagen ins Rennen. Die unvermeidbare Folge: Nach 41 Runden muss der Rookie völlig dehydriert die Box ansteuern und aufgeben.

Anschließend geht es für Sargeant zu Checks ins Medical Centre – genauso wie nach dem Rennen für Williams-Teamkollege Alex Albon, der den Grand Prix als 13. zwar beendet, anschließend aber genauso unter Überhitzungssymptomen leidet. In beiden Fällen gibt der Rennstall mit einem Statement später aber Entwarnung, die Piloten haben das Streckenkrankenhaus wieder verlassen können.

Logan Sargeant. Credit: Williams / X

Doch auch anderen Fahrern geht es während und nach dem Rennen keinesfalls gut. Alpine-Pilot Esteban Ocon soll sich sogar übergeben haben, Aston Martins Fernando Alonso fragt am Kommandostand, ob man ihm während des Boxenstopps Wasser ins Auto schütten kann. Teamkollege Lance Stroll berichtet unterdessen davon, dass er im Auto mehrmals kurz davor stand wegzutreten. Ein Zustand, den auch George Russell erlebte: „Ich habe gedacht, ich werde ohnmächtig“, berichtet der Mercedes-Pilot.

Dabei sind Russell und Co. topfite Profi-Athleten: „Ich trainiere in Saunas, aber ab Runde zwölf hat es sich trotzdem so angefühlt, dass ich nur noch raus wollte. Es ist, als wenn dir jemand mit dem Föhn für anderthalb Stunden ins Gesicht bläst. Das war echt grenzwertig, eigentlich fast darüber“, findet der Brite klare Worte in Richtung Veranstalter.

Genauso wie Nico Hülkenberg: „Dagegen ist Singapur ein Pfurz“, poltert der Haas-Pilot. Der Stadtkurs in der asiatischen Metropole galt bis dato als härtestes Rennen im Kalender – nun scheint das Rennen aber durch Katar abgelöst worden zu sein.

Oscar Piastri. Credit: F1 / X

Die Verschlimmerung im Vergleich zur bisher einzigen Austragung in Katar 2021 macht unterdessen auch Hülkenberg an den speziellen Umständen dieses Jahr fest: „Es gibt hier einen ganz neuen Asphalt, mit dem die Pace noch höher war, weil er so viel Grip bietet. Dann diese Hitze, die Luftfeuchtigkeit, das war schon sehr extrem. Jetzt brauche ich erstmal drei Tage in der Eistonne.“

Landsmann und Ex-F1-Weltmeister Nico Rosberg ist entsprechend froh, dass er auf dem Kurs außerhalb Dohas nicht mehr fahren muss: „Das ist wie Spinning in der Sauna, aber mit Skianzug“, bemitleidet der Deutsche seine Ex-Kollegen für ihr Schicksal. Auf so einen Einfall würde wahrscheinlich auch niemand kommen – anders als dank prächtig zahlender Scheichs auf ein Formel-1-Rennen im Glutofen. Vielleicht sind Sportveranstaltungen in der Wüste doch nicht die beste Idee…

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Grand Prix von Katar
Ergebnis

1. Max Verstappen (Niederlande) – Red Bull 1:27:39,168 Std.
2. Oscar Piastri (Australien) – McLaren +4,833 Sek.
3. Lando Norris (Großbritannien) – McLaren +5,969
4. George Russell (Großbritannien) – Mercedes +34,119
5. Charles Leclerc (Monaco) – Ferrari +38,976
6. Fernando Alonso (Spanien) – Aston Martin +49,032
7. Esteban Ocon (Frankreich) – Alpine +1:02,390 Min.
8. Valtteri Bottas (Finnland) – Alfa Romeo +1:06,563
9. Zhou Guanyu (China) – Alfa Romeo +1:16,127
10. Sergio Perez (Mexiko) – Red Bull +1:20,181

Formel 1 Fahrer-Wertung
Stand nach 17 von 22 Rennen

1. Max Verstappen (Niederlande) – Red Bull 433 Pkt.
2. Sergio Perez (Mexiko) – Red Bull 224
3. Lewis Hamilton (Großbritannien) – Mercedes 194
4. Fernando Alonso (Spanien) – Aston Martin 183
5. Carlos Sainz Jr. (Spanien) – Ferrari 153
6. Charles Leclerc (Monaco) – Ferrari 145
7. Lando Norris (Großbritannien) – McLaren 136
8. George Russell (Großbritannien) – Mercedes 132
9. Oscar Piastri (Australien) – McLaren 83
10. Lance Stroll (Kanada) – Aston Martin 47

Formel 1 Konstrukteurs-Wertung
Stand nach 17 von 22 Rennen

1. Red Bull 657 Pkt.
2. Mercedes 326
3. Ferrari 298
4. Aston Martin 230
5. McLaren 219
6. Alpine 90
7. Williams 23
8. Alfa Romeo 16
9. Haas 12
10. Alpha Tauri 5

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