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Königsklasse verkommt immer mehr zur Formel Hollywood

Formel 1 Start Aserbaidschan GP Baku 2023

Credit: Red Bull Content Pool

Die Formel 1 verbrennt ihre Wurzeln. Ralf Bachs Kolumne nach dem Sprint-GP von Aserbaidschan.

Nach dem GP in Baku steht endgültig fest: Das reine Geldscheffeln ist das einzige, was die amerikanischen Formel-1-Vermarkter wirklich interessiert. Geradezu krampfhaft versuchen sie deshalb alles, mit Entertainment neue Fans besonders in den USA zu generieren. Mit Austin, Miami und Las Vegas gibt es deshalb schon dieses Jahr drei Rennen im Land der unbegrenzten Möglichkeiten, die Soap-F1-Doku bei Netflix schaffte dabei die Grundlage für die gewollte Formel Hollywood. 

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In den USA sehen die Dagobert Ducks aus Amerika dabei nur die zweite große Gelddruckmaschine. Schurkenstaaten wie Bahrain, Aserbaidschan, Abu Dhabi, Quatar, Saudi-Arabien oder China füllen den immer größer werdenden Geldsack. Diese autoritär geführten Staaten bezahlen hohe zweistellige Millionenbeträge, um mit ihren Formel-1-Rennen die Welt zu täuschen – denn Gleichberechtigung und Meinungsfreiheit existieren dort immer noch nur auf dem Papier, die Realität hinter den glamourös aufbereiteten Fahrerlagern, die wie eine Kulisse von Hollywood Filmstudios aufgebaut sind, sieht immer noch anders aus. 

Das beste Beispiel für den neuen Zeitgeist der Königsklasse des Automobilsports ist dabei Haas-Teamchef Günther Steiner. Der Südtiroler ist eigentlich erschreckend erfolglos. Sein Team fährt schon seit Jahren hoffnungslos hinterher, trotzdem ist der kauzige Endfünfziger, der in den Bergen bei Meran groß wurde, der Superstar der Szene. Dank Netflix: Dort flucht er sich seit Jahren von Rennen zu Rennen, mit Fäkalsprache und anderen kamerafreundlichen Auftritten.

Günther Steiner. Credit: LAT/Haas

Besonders in den USA liebt man ihn dafür. Er fühlte sich von seiner Beliebtheit so motiviert, dass er kurz vor dem Rennen in Baku sogar eine Art Autobiographie auf den Markt brachte, die in Sprache und Selbstwahrnehmung die logische Ergänzung zur Netflix-Soap ist. 

Allein: Der Sport, der eigentlich ganz simpel so funktioniert, dass der Beste am Ende gewinnen soll, scheint bei der mittlerweile zur Formel Hollywood mutierten Serie nicht mehr im Mittelpunkt zu stehen. Künstlich Spannung erzeugen, auf Teufel komm raus, ist das Rezept der Macher, um junge Netflix-Fans und Steiner-Fans auch in Zukunft bei der Stange zu halten. 

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Jüngstes Beispiel dabei war ein neues Format am Wochenende in Baku: Am Freitag gab es nur noch ein einstündiges Testtraining, danach ging es dann Schlag auf Schlag. Am gleichen Tag ein einstündiges Qualifying fürs Hauptrennen am Sonntag, Samstags dann ein eigenes Qualifying fürs Sprintrennen, das am gleichen Tag folgte. Man wollte ein wenig Chaos stiften, um das Feld gründlich durchzumischen.

Max Verstappen. Credit: Red Bull Content Pool

„Fürchterlich“, fand Weltmeister Max Verstappen das neue Format. Ärgerlich nur, dass Seriensieger Red Bull trotzdem alle zwei Rennen gewann – wenn diesmal auch Bullen-Underdog Sergio Perez und nicht Lenkradmessias Max Verstappen zweimal ganz oben auf dem Podium stand. 

Wer jetzt allerdings Hoffnung hat, dass wenigstens die beiden Red Bull-Piloten sich einen spannenden WM-Kampf liefern werden, könnte schnell enttäuscht werden. Denn Perez hat drei Strecken, wo er auf Augenhöhe mit Supertalent Verstappen ist: Neben Monaco und Singapur war der Stadtkurs in Baku einer davon. Ansonsten sieht der Mexikaner seinen Teamkollegen sicher nicht nochmal im Rückspiegel. Man darf deshalb gespannt sein, wie die Formel-Hollywood-Macher Spannungstöter Verstappen in Zukunft einbremsen wollen.

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Formel 1 Grand Prix von Aserbaidschan
Ergebnis

1. Sergio Perez (Mexiko) – Red Bull 1:32:42,436 Std.
2. Max Verstappen (Niederlande) – Red Bull +2,137 Sek.
3. Charles Leclerc (Monaco) – Ferrari +21,217
4. Fernando Alonso (Spanien) – Aston Martin +22,024
5. Carlos Sainz Jr. (Spanien) – Ferrari +45,491
6. Lewis Hamilton (Großbritannien) – Mercedes +46,145
7. Lance Stroll (Kanada) – Aston Martin +51,617
8. George Russell (Großbritannien) – Mercedes +1:14,240 Min.
9. Lando Norris (Großbritannien) – McLaren +1:20,376
10. Yuki Tsunoda (Japan) – Alpha Tauri +1:23,862
11. Oscar Piastri (Australien) – McLaren +1:26,501
12. Alexander Albon (Thailand) – Williams +1:28,623
13. Kevin Magnussen (Dänemark) – Haas +1:29,729
14. Pierre Gasly (Frankreich) – Alpine +1:31,332
15. Esteban Ocon (Frankreich) – Alpine +1:37,794
16. Logan Sargeant (USA) – Williams +1:40,943
17. Nico Hülkenberg (Emmerich) – Haas + 1 Rd.
18. Valtteri Bottas (Finnland) – Alfa Romeo + 1 Rd.

Ausfälle:
Nyck de Vries (Niederlande) – Alpha Tauri (10. Rd.)
Zhou Guanyu (China) – Alfa Romeo (37. Rd.)

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