Die Deutsche Laura Müller wird die erste Renningenieurin der Formel 1.
Ihr Ziel war es, Geschichte zu schreiben. Dieses Ziel hat Laura Müller (33) jetzt erreicht. Zumindest teilweise. Denn Müller, die in München Maschinenbau studiert hat, ist die erste Frau in der Formel 1, die als Renningenieurin arbeitet. Bei Haas flüstert sie ab diesem Jahr dem Franzosen Esteban Ocon ins Ohr, der von Alpine zum Ex-Team von Nico Hülkenberg gewechselt ist.
Fest steht: Damit hat sich Müller einen Traum erfüllt. In einem Interview mit AUTO BILD verriet sie vor vier Jahren: „Ein Freund der Familie hat ein Formel-König- und Formel-4-Team gehabt, ich war als Kind also schon ein paar Mal an der Rennstrecke. Ich bin zudem groß geworden, als Michael Schumacher in der Formel 1 erfolgreich war. Ich habe also jedes Wochenende Formel 1 geschaut und davon geträumt, die erste Frau in der Formel 1 zu werden. Da es noch kein Wikipedia gab, konnte ich nicht nachschauen, dass es schon welche gab. Aber ich habe es nicht weiter verfolgt. Stattdessen habe ich Maschinenbau studiert, um in den Motorsport zu kommen. 2014 habe ich bei Phoenix in der DTM ein Praktikum gemacht. Ab da wusste ich, dass ich das machen will.“
Der Weg in die Königsklasse gelang ihr schnell. Sie arbeitete zunächst als Ingenieurin beim niederländischen Dragon-Team bei den 24 Stunden von Le Mans, wechselte dann zu Abt in die DTM. Dort war sie Renningenieurin ihrer Münchner Landsfrau Sophia Flörsch. 2022 bewarb sie sich beim damaligen bayrischen McLaren-Teamchef Andreas Seidl. Aus einer Anstellung wurde aber nichts, weil Seidl schon auf dem Weg zu Audi war. Müllers Unterlagen verschwanden in irgendeiner Dunkelkammer des britischen Kultteams in Woking.
Haas schlug dagegen zu. Das US-Team mit Fabrik in England sah Potential bei Laura Müller und engagierte sie als sogenannte Performance-Ingenieurin, die für die allgemeine Verbesserung der Fahrzeuge an der Rennstrecke zuständig war. In diesem Jahr schließlich beförderte sie der japanische Teamchef Ayao Komatsu.
„Laura ist ein extrem zielstrebiger Charakter und außerdem sehr fleißig“, erklärt er. „Ihre Arbeitsmoral ist wirklich, wirklich gut. Wenn sie ein Problem sieht, fängt sie an, so tief zu graben bis eine Lösung da ist.“
Eine Quotenfrau sei sie aber nicht, darauf legt Komatsu wert: „Es ist nicht so, dass ich Laura gewählt habe, weil sie eine Frau ist. Nationalität, Geschlecht, das spielt wirklich keine Rolle. Was zählt, ist was man zu bieten hat, wie man ins Team passt, wie man die Leistung maximieren kann. Deshalb ist sie die richtige Wahl.“
Als Renningenieurin steht sie jetzt im Fokus. Kollege Gianpiero Lambiase erlangte als Max Verstappens Renningenieur durch die oft übertragenen und zum Teil witzigen Dialoge während der Rennen schon Kultstatus. Darum geht es Laura Müller aber nicht. Sie hat eine klare Jobdefinition: „Man sagt, dass Renningenieure hauptsächlich Psychologen sind. Eine unserer Hauptaufgaben ist es, mit den Fahrern zu arbeiten. Während der Sessions kann man sie motivieren, schneller zu fahren, indem man es gut verpackt, sie anzustacheln.“
Doch damit nicht genug. Müller weiter: „Zwischen den Sessions geht es darum, was dem Fahrer wichtig ist, wie Dinge priorisiert werden. Mein Maschinenbaustudium war aber nicht umsonst. Ich konstruiere zwar nichts, aber die Hintergründe wie Reifendrücke oder Thermodynamik muss man verstehen. Wenn man keine Ahnung von Fahrdynamik hat, weiß man nicht, wie man das Auto überhaupt abstimmen soll.“
Allein: Die Pionierin aller Frauen der automobilen Königsklasse, Monisha Kaltenborn (53), hat eine These, warum auf Frauen in exponierten Stellungen im Vollgaszirkus auf jeden Fall Verlass ist. Kaltenborn, die von 2012 bis 2017 bei Sauber erste und bisher einzige Teamchefin in der Formel 1 war, zu F1-Insider.com: „Ich glaube, Frauen müssen gerade in einem traditionell von Männern bestimmten Sport mehr bieten, um auf sich aufmerksam zu machen. Sie kämpfen mehr und sind deshalb eine Bank der Verlässlichkeit.“
Die Österreicherin hat deshalb auch keine Zweifel, dass Laura Müller von der Technischen Uni München weiter in der Königsklasse (nicht Königinnenklasse) des Automobils erfolgreich ihren Weg gehen wird.
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