Charles Leclerc hat in Frankreich mit einem Fahrfehler den Sieg weggeworfen. Das gab’s bei Ferrari 2018 schon mal.
Alles wiederholt sich im Ferrari-Leben! Die Tifosi kennen das jedenfalls zur Genüge…
Ein Ferrari-Star verliert in Führung liegend die Kontrolle über seinen Rennwagen, rauscht durchs Kiesbett und schlägt in die Bande ein. Das Aus bedeutet nicht nur einen schweren Rückschlag im Kampf um den WM-Titel, sondern verursacht auch tiefe Kratzer im Images des einstigen Heilsbringers. Die Scuderia und ihre Fans können gnadenlos sein, wenn der Pilot versagt.
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Was nach dem GP Frankreich in Le Castellet für Charles Leclerc galt, traf in der jüngeren Geschichte des Traditionsteams auch auf Sebastian Vettel zu. Der Deutsche crashte 2018 auf Platz eins in der Sachs-Kurve des Hockenheimrings. Der Anfang vom Ende seiner Karriere bei Ferrari. Fortan war der Glaube in den viermaligen Weltmeister dahin. Sein Nachfolger als Messias in Rot: Charles Leclerc.
Ausgerechnet der talentierte Monegasse, der von Ferrari mit einem Vertrag bis 2024 ausgestattet wurde, bekommt jetzt die Parallelität der Ereignisse zu spüren. Denn die italienische Presse nimmt keine Rücksicht auf Verluste, wenn es um Ferraris Versagen geht.
„Die Unsicherheit Leclercs wird zur Unsicherheit des gesamten Teams“, schreibt der Corriere dello Sport den einst so hochgelobten Piloten jetzt knallhart ab: „Ein unsicherer Champion kann zwar ein großartiger Pilot, aber kein Leader sein.“ Mehr noch: „Inakzeptable“ Fehler hinterlassen „tiefe Spuren“, urteilt der Corriere della Sera. Sie „zerstören Träume“ ergänzt „Tuttosport“.
Bei Vettel setzte solche Kritik auch teamintern eine Abwärtsspirale in Gang. Ist Leclerc stark genug, sich aus dem Tief heraus zu kämpfen?
Seine erste Reaktion wirkte verzweifelt. Erst brüllte Leclerc am Boxenfunk, dann musste er sich erst einmal auf einen Campingstuhl der Streckenposten setzen. Zurück im Fahrerlager schloss er sich erst mal in seinem Fahrerraum ein. Immerhin: Später nahm er den Unfall auf seine Kappe.
Doch selbst diese ehrlichen Aussagen schürten Zweifel am Können des WM-Zweiten. Sky-Experte und Ex-Weltmeister Nico Rosberg konnte sich kaum vorstellen, dass der Monegasse sich einen solchen Fahrfehler tatsächlich erlaubt haben soll. Max Verstappen schüttelte fast schon mitleidig den Kopf: „Unser Vorsprung ist größer, als er sein sollte, wenn man auf das Potenzial der Autos schaut.“
Lewis Hamilton kann sich gut vorstellen, was jetzt in Leclerc vorgeht: „Es ist nicht einfach, dieses Tempo und diese Leistung zu haben und damit umzugehen“, sagt der siebenmalige Weltmeister. „Es ist ein harter Job und ich fühle mit dem ganzen Team.“
Allein: Etwas ist anders als 2018. Ein neuer Kronprinz ist derzeit nicht in Sicht. Und so steht Teamchef Mattia Binotto noch fest hinter seinem schwächelnden Superstar: „Ja, es war ein Fehler von Charles“, räumt er Italiener ein, betont aber: „Das kann passieren. Er ist ein toller Fahrer.“
Auch Teamkollege Carlos Sainz springt Leclerc zur Seite. „Was ihm passiert ist, kann jedem passieren, auch mir oder Max, weil wir immer am Limit fahren und Druck machen. Ich bin mir sicher, er wird sich davon erholen.“
Schon beim GP Ungarn an diesem Wochenende in Budapest kann Leclerc den Beweis erbringen, wie stark er auch mental ist. Tut er das nicht, droht sich das Szenario aus 2018 zu wiederholen. Damals leisteten sich Lewis Hamilton und Mercedes weniger strategische, technische und fahrerische Fehler. Diesmal machen Red Bull und Max Verstappen den solideren Job. Aber die Saison hat ja gerade erst Halbzeit.
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