Er war einst Michael Schumachers größter Gegner. Jetzt rät Damon Hill Lewis Hamilton die Niederlage abzuhaken
Er weiß nur zu gut, was es bedeutet, im letzten Rennen der Saison vom Schicksal in den Hintern getreten worden zu sein. Damon Hill (61) verlor 1994 den WM-Titel nach einem finalen Crash mit Michael Schumacher. Der Gerechtigkeits-Gott hatte den Sohn der britischen F1-Legende Graham im Stich gelassen.
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Allein, was für die Objektivität des heiligen Wesens spricht: Schumacher hatte damals in Adelaide zwar eine größere Teilschuld am Unfall mit seinem Erzrivalen, war aber während der Saison der stärkere Fahrer. Ein Punkt Vorsprung reichte ihm zum Titel, weil sein Benetton beim Abheben die linke Vorderradaufhängung von Hills Williams demolierte.
Immerhin: Hill bekam noch seine Chance. 1996 wurde er Weltmeister. Heute ist er der Grand Seigneur der britischen Rennsportszene. Und als solcher spricht er jetzt ein Machtwort in Richtung derjenigen, die seit der Niederlage gegen Max Verstappen in Selbstmitleid versinken. Gemeint sind Lewis Hamilton und sein Gefolge.
Hill auf Twitter: „Wenn Ihr Hamilton-Fans seid, tut Euch einen Gefallen und kommt drüber weg. Es kommt nicht zurück, nie. Ich freue mich darauf, dass Lewis Hamilton 2022 zurückschlägt. Gewinner nörgeln nicht ständig, wie unfair es alles ist. Zeig(t) Rückgrat!“
Harte, ehrliche Worte, die wohl auch von den Ereignissen der letzten Tage getriggert wurden. Hintergrund: Lewis Hamilton (37), ein unermüdlicher Kämpfer für Gerechtigkeit, fordert diese seit dem letzten Rennen in Abu Dhabi, wo ihm ein spätes Safetycar und ein konfus entscheidender Rennleiter den sicher geglaubten Sieg und damit auch den achten Titel raubten, für sich selbst. Und schweigt deshalb. Seit dem 11. Dezember 2021 herrscht Funkstille auf seinen Kanälen in den sozialen Medien. Niemand weiß, wo er ist. Was er tut. Wie es ihm geht. Und was er denkt.
Ahnen kann man es dank Toto Wolff (50). Der Mercedes-Teamchef deutete schon in einer Pressekonferenz nach dem Abu Dhabi-GP an: Sir Lewis sei „desillusioniert“ und werde wohl nie über die Ereignisse in Abu Dhabi hinwegkommen. Vom Weltverband FIA forderte er eine vollständige Aufklärung der Geschehnisse vom WM-Finale – inklusive Konsequenzen.
Zuletzt wurde der Druck noch mal erhöht. „Ich hoffe sehr, dass wir ihn wiedersehen“, betonte der Österreicher in einem Interview mit der „Krone“: „Er ist der wichtigste Part unseres Sports. Es wäre ein Armutszeugnis für die ganze Formel 1, wenn der beste Fahrer wegen hanebüchener Entscheidungen beschließt aufzuhören.“
Man hört: Hamilton und Mercedes wollen die öffentliche Absolution, dass ihnen der Sieg in Abu Dhabi zu Unrecht aus den Händen glitt. Sie wollen eine Garantie, dass so etwas nie wieder passiert. Und vor allem wollen sie Verständnis fürs regelwidrige Fernbleiben Hamiltons von der FIA-Gala.
Allein: Laut FIA sollen die Ergebnisse einer entsprechenden Untersuchungskommission erst am 18. März nach der nächsten Weltratssitzung öffentlich dargelegt werden. Das wäre der erste Tag des WM-Auftakts 2022 in Bahrain. Wollen die Konstrukteursweltmeister und ihr siebenfacher Titelträger solange weiter schmollen?
Nicht, wenn es nach Hill geht. Er plädiert dafür, das Kapitel endlich zu schließen. „Nichts wird das Resultat ändern“, schreibt der Ex-Williams-Pilot. „Es gab kein Verbrechen, sondern einfach nur ein Durcheinander. Vielleicht hätte Lewis (bei anderer Regel-Auslegung; d. Red.) gewonnen, vielleicht auch nicht. Wir werden es nie wissen und können die Uhr nicht zurückdrehen.”
An einen Rücktritt seines britischen Landsmanns glaubt der Ex-Schumacher-Rivale nicht. „Ich bin mir sicher, dass der achte WM-Titel einfach zu verlockend ist. Ich bin überzeugt, dass er zurückkommen will, um ihn zu holen und das alles hinter sich zu lassen.“
Und noch einer, der die WM auf den letzten Metern einst selbst verloren hat, rät Hamilton, nach vorne zu schauen. „Ich kann verstehen, wie Lewis sich fühlt“, sagt Felipe Massa, dem der Mercedes-Star den Titel 2008 auf den letzten 600 Metern abluchste. „Max hat in der letzten Runde die Chance gesehen und sie ergriffen. Es war einfach gutes Timing. Er hat den Titel verdient.“
Vielleicht sollten sich Hamilton und Co. das ins Drehbuch ihres aktuellen Lebens schreiben.
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