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Formel 1: Lewis Hamilton hautnah

Der polarisierende Superstar

Am Sonntag hat Lewis Hamilton seinen sechsten WM-Titel gewonnen. Er liebt es zu polarisieren

Lewis Hamilton (34) gibt immer öfter Rätsel auf. Vermutlich auch sich selbst. Schon seit einiger Zeit fällt auf: Der britische Formel-1-Superstar redet, wie er fährt. Immer am Limit, manchmal auch drüber. Ein Beispiel, das besonders in seiner Heimat Großbritannien für extreme Aufregung sorgte. Im Dezember während der Preisverleihung zur BBC-Sportpersönlichkeit des Jahres vergriff er sich bei seiner Rede im Ton.

Absicht oder nicht? Hamilton, der schon seit Jahren in Monaco residiert, beleidigte die Mehrzahl der 88.000 Einwohner seiner Heimatstadt Stevenage. Motorsport sei für ihn und seine Familie die Chance gewesen, den Slums von Stevenage zu entkommen, erzählte er dem englischen Fernsehpublikum. Sofort entbrannte ein Shitstorm in den sozialen Medien. Hamilton war erstaunt und sah sich genötigt, sich kleinlaut zu entschuldigen. Sein Gang nach Canossa fand natürlich zeitgenössisch auf Instagram statt. Er sei stolz, aus Stevenage zu entstammen, sandte er kurz nach der Skandalrede per Videobotschaft in die Welt. Damit war das Thema für ihn erledigt.

Zuletzt sorgte er mit einer Wutrede für die Umwelt auf Instagram für Aufsehen. Kritiker werfen ihm Doppelmoral vor, immerhin produziert er allein beim Formel-1-Fahren 17 Tonnen CO2. Jahrelang ist er mit einem Privatjet um die Welt geflogen. Die teuersten Sportwagen stehen in seiner Garage. Und trotzdem verbietet er mittlerweile Plastik in seinem Haushalt.

Hamilton ist ein Superstar der Gegensätze.

Sicher ist: Die Mischung aus Erfolg und schwer einzuordnender Persönlichkeit mit all ihren Facetten, Einflüssen, Tattoos und Widersprüchen, macht den Briten zum größten Star, den die Formel 1 im Moment hat. Und den sie auch braucht. Er ist angekommen und hat mittlerweile selbst harte Kritiker von seiner Lebensphilosophie überzeugt. „Lewis ist einer, der den Menschen den Atem rauben kann“, stellt Formel-1-Sportchef Ross Brawn (64) voller Hochachtung fest. „Wir haben so etwas zuvor nur bei Ayrton Senna und Michael Schumacher gesehen.“ 

Brawn gibt zu: „Ich hatte früher einen konservativen Blick auf das Leben, das ein Champion außerhalb der Rennstrecke zu führen hatte. Lewis hat mich eines besseren belehrt. Er liebt es, um die Welt zu reisen und zu Pop- und Modeveranstaltungen zu gehen. Ich bewundere seine Stärke, sein Ding so durchzuziehen und dabei den Erfolg zu haben. Für die Formel 1 ist es extrem wichtig, dass er genauso ist.“

Wie lange bleibt der Brite aber der Formel 1 noch erhalten? Er hat einen Vertrag mit Mercedes bis 2020. Unter normalen Umständen wird er seine Karriere bei Mercedes beenden. Wann steht in den Sternen. Hamilton: „Ich sehe nicht, dass ich aufhöre, weil ich den Sport immer noch liebe. 2021 bekommen wir völlig neue Autos. Für mich ist das eine riesige Herausforderung. Ich will der Pionier dieser Ära werden und die Ingenieure mit meiner Erfahrung auf den richtigen Weg führen.“

Endgültig unsterblich machen würde ihn ein Wechsel zu Ferrari. „Ich will das fortsetzen, was Ayrton Senna nicht vergönnt war“, deutet er einmal an. Fakt ist: Senna hatte vor, seine Karriere bei Ferrari zu beenden. Es gab sogar schon entsprechende Absprachen.

Bis dahin indes kann er alle Rekorde in der Formel 1 brechen. Davon sind Experten wie Ex-Formel-1-Chef Bernie Ecclestone (88) überzeugt. „Lewis wird solange er fährt das Maß aller Dinge sein und nur schwer zu schlagen sein. Nicht nur 2019. Er wird jedes Jahr noch besser. Dazu kommt: Geld entscheidet immer eine WM und Hamiltons Mercedes-Team hat mit Abstand das meiste davon. Im Moment gibt es also keinen Grund für ihn das Team zu wechseln.“

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